Maedchengrab
gemacht. Vielleicht hat sogar jemand anders das ursprüngliche Bild geknipst, und er hat es nur irgendwie in die Finger bekommen.«
Clarke dachte darüber nach, gab sich Mühe, nicht allzu entmutigt zu wirken. Sie arbeiteten schweigend einige Minuten lang weiter, bis sie ihn nach Inverness fragte und er ihr ausführlich von seiner Reise erzählte.
»Und der Saab hat nicht schlappgemacht?«
»Ist noch nicht reif für den Abdecker.«
»Anscheinend.«
Rebus streckte sich und rollte mit den Schultern. »Sind wir hier fertig?«
»Ich sollte das alles noch mal abtippen.«
»Um es dann gleich morgen früh Page vorzulegen?«
» Wäre sinnvoll.«
»Ein kühles Getränk wäre auch sinnvoll.«
»Gib mir noch eine halbe Stunde.«
»Und was mache ich in der Zeit?«
»Du bringst dein Abenteuer in Inverness zu Papier«, schlug Clarke vor.
Danach gingen sie in eine Bar in der Broughton Street, Clarke sog die Nachtluft ein, als dürfte sie nach langer Gefangenschaft zum ersten Mal wieder den Duft der Freiheit kosten.
Das Pub war hell erleuchtet und von Stimmengewirr erfüllt. Ein Bier und ein Gin mit Soda und Lime. Rebus war in Draufgängerlaune und spendierte außerdem noch gesalzene Erdnüsse und eine Tüte Chips.
» Wie geht’s dir?«, fragte Clarke, als sie anstießen.
»Gut.«
»Ich meine, nach der ganzen Fahrerei.«
» Willst du mir den Rücken massieren?«
»Nein.« Sie lächelte und nahm einen Schluck.
»Ist seltsam da oben«, sagte Rebus, »wunderschön und trist und unheimlich, alles zusammen.« Er schluckte einen Mundvoll Bier. »Ganz besonders die Gegend südlich von Durness – ich möchte bezweifeln, dass sich seit der Zeit von Sir Walter Scott dort irgendwas verändert hat.«
»Du hättest einen zweiten Fahrer mitnehmen sollen.«
»Ich dachte, du würdest hier gebraucht.«
»Und ich weiß, dass das nicht die ganze Wahrheit ist.« Sie hielt inne, forderte ihn auf, etwas dazu zu sagen, aber stattdessen riss er die Chipstüte auf.
» Was ist mit Edderton?«, fragte sie schließlich.
»Landwirtschaft und Tourismus, wie’s aussieht. Eine Destillerie nicht allzu weit entfernt, kein Problem für Pendler. Außerdem ein paar Ölbohrinseln im Cromarty Firth.«
»Und Dornoch?«
»Hübscher kleiner Ort. Ein verlockender Strand. Von Madonna allerdings keine Spur.« Er wischte sich den Schaum vom Mund. »Alles sah so … normal aus.« Er zuckte mit den Schultern. »Völlig normal.« Sein Handy klingelte, und er blickte aufs Display. »Nina Hazlitt«, ließ er Clarke wissen.
»Gehst du dran?« Sie sah, wie er den Kopf schüttelte. » Warum nicht?«
» Weil ich sie wahrscheinlich anlügen und ihr sagen würde, es gebe nichts Neues.«
» Warum sagst du ihr nicht die Wahrheit?«
» Weil ich hundertprozentig sicher sein möchte – vielleicht sogar hundertzehnprozentig.«
Sie wartete, bis das Handy zu klingeln aufhörte. Es machte noch ein Geräusch, um eine Mailboxnachricht zu melden.
» Wenn Sally lebt«, sagte Clarke, »was für eine Geschichte könnte dahinterstecken?«
»Ich habe keine Ahnung.«
» Wie sah ihr Zimmer in Inverness aus?«
»Ziemlich anonym. Ich meine, sie zieht häufig um, bleibt nie lange an einem Ort.«
»Vielleicht geht’s ihr wie in dem Song – she still hasn’t found what she’s looking for .«
» Wer hat schon gefunden, was er sucht?«, fragte Rebus und hob sein Glas erneut an den Mund.
»Du schlägst dich gar nicht so schlecht«, meinte Clarke, woraufhin er eine Augenbraue hochzog.
»Seitdem du an dem Fall arbeitest«, erklärte sie, »bist du irgendwie voller Elan.«
»Ich könnte Fred Astaire Konkurrenz machen.«
»Du weißt, dass das stimmt …«
Er sah ihr direkt in die Augen. »Ich glaube nicht. Der Job hat sich verändert, Siobhan. Alles ist …« Er suchte nach Worten. »Das ist wie mit Christine Esson. Neunzig Prozent von dem, was sie macht, ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Ihre ganze Denkweise ist mir fremd.«
»Du bist Vinyl, wir sind digital?«, schlug Clarke vor.
»Früher hat man alles mit Beziehungen geregelt. Das einzige Netzwerk, das eine Rolle spielte, war das draußen auf der Straße.« Er nickte Richtung Fenster und dachte, dass Frank Hammell in der Nacht im Jo-Jo Binkie’s, nachdem Darryl Christie gegangen war, etwas ganz Ähnliches zu ihm gesagt hatte.
»Auf deine Art funktioniert’s auch, John – Edderton; Susie Mercer. Das sind einwandfreie Ergebnisse. Also glaub bloß nicht, dass deine Art zu arbeiten überholt ist.« Sie
Weitere Kostenlose Bücher