Maedchengrab
nicht«, erklärte Rebus.
»Und?«
»Er war’s nicht. Sie müssen ihn laufen lassen oder aufhören, ihn zu suchen.«
» Was ist Ihnen lieber?«
»Kommt drauf an, ob Sie ihn haben oder nicht.«
» Warum sind Sie so sicher, dass er’s nicht war?«
»Er saß im Gefängnis, als eine der anderen Frauen verschwand.«
»Das heißt nicht, dass er Annette nicht entführt haben kann.«
»Doch, das heißt es. Wir sind sehr sicher, dass die Fälle zusammenhängen.«
»Überzeugen Sie mich.«
»Haben Sie ihn, oder haben Sie ihn nicht?«
»Das ist doch Blödsinn, Rebus.«
Rebus wog einen Augenblick lang die Möglichkeiten gegeneinander ab, dann holte er tief Luft. »Sieht aus, als gäbe es mindestens zwei weitere Opfer, von denen wir bislang nichts wussten. Eine junge Frau verschwand im November 2009. Robertson saß zu der Zeit in Peterhead. In beiden neuen Fällen wurden Fotos von den Handys der Opfer verschickt, genau wie bei Annette.« Rebus hielt inne. »Ich bekomme Ärger, wenn ich Ihnen das sage, aber ich möchte, dass Sie’s verstehen.«
»In Ordnung, ich hab’s verstanden. Ich hab das kleine Arschloch sowieso nicht gefunden.«
Frank Hammell beendete das Gespräch.
Den Rest des Tages hingen sie irgendwie in der Luft. Alles Mögliche ereignete sich, aber nicht im Dunstkreis des Gayfield Square. Page hatte Clarke zu seinem Termin beim Chief Constable im Präsidium mitgenommen. Rebus hatte Clarke gebeten, ihn per SMS auf dem Laufenden zu halten, aber wahrscheinlich hielt sie es für ein Zeichen von schlechten Manieren, mitten im Gespräch mit dem Chief ihr Handy zu zücken.
Die zuständigen Beamten der Northern Constabulary hatten Kopien von allem verlangt. Esson und Ogilvie hatten die Aufgabe bekommen, das Material zusammenzustellen und zu verschicken. Gavin Arnold rief Rebus aus Inverness an und erzählte, auf der Wache sei der Teufel los. Rebus hielt den Gang für den besten Platz, um die Unterhaltung fortzusetzen.
» Wir müssen Beamte von überall her hinzuziehen«, erzählte Arnold. »Dingwall ist die nächste Wache von nennenswerter Größe, aber zu weit von Edderton entfernt. Wir werden irgendwo Schlafcontainer aufstellen.«
»Ich kenne einen freundlichen Farmer«, sagte Rebus und gab Arnold Jim Mellons Namen und Telefonnummer. »Er hat die Stelle als Erster identifiziert.«
»Danke, John – vielleicht bekomme ich dafür ein oder zwei Fleißsternchen.«
»Dann schulde ich Ihnen einen Gefallen weniger.« Rebus spähte durch den Türeingang. Das Team war unruhig, alle warteten ungeduldig auf die Rückkehr von James Page und auf neue Anweisungen. » Wie lange wird es dauern, bis die Medien davon Wind bekommen?«
»Einer meiner Kollegen verplappert sich garantiert just in diesem Moment gegenüber der Lokalpresse.«
»Ich schätze, das lässt sich nicht vermeiden.«
»Kommen Sie noch mal hier hoch?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich erinnere mich an das ertrunkene Mädchen – in Loch Ness. Damals hat sich niemand was dabei gedacht …«
»Dafür gab’s auch keinen Grund. Was ist mit Golspie – können Sie sich daran auch erinnern?«
»Nein. Aber auch das liegt haargenau an der A9. Meinen Sie, dass man ihn später so nennen wird: den A9-Killer?«
»Ich hoffe nur, dass es das jetzt war.«
»Kommt drauf an, ob wir ihn zu fassen bekommen.«
»Ja, wahrscheinlich«, sagte Rebus.
»Die gute Nachricht ist, dass ein Chief Super namens Dempsey die Ermittlungen hier oben leiten wird.«
»Und ist der so gut?«
»Einer der Besten, den wir hier je hatten. Allerdings ist er kein Kerl – ihr Vorname ist Gillian.«
»Mein Fehler.« Rebus sah Page und Clarke die Treppe heraufkommen. »Ich muss Schluss machen, Gavin.«
»Rufen Sie mich an, wenn Sie in der Stadt sind. Und wenn es mich mal zu einem Auswärtsspiel in Ihre Ecke verschlägt …«
»Dann gehen die Getränke auf mich«, versicherte ihm Rebus und folgte den beiden ernsten Mienen in das Büro des CID . Es dauerte nur Sekunden, bis sich alle um Page herumscharten.
»Kurz gesagt«, fing er an, »der Chief ist von Edderton nicht ganz überzeugt. Wie er sagt, handelt es sich um ein Foto von einem Foto – das wurde übrigens bestätigt. Es kann jederzeit aufgenommen worden sein und möglicherweise einfach nur dazu dienen, uns von der Spur abzulenken. Andererseits ist die Verbindung mit der A9 zu auffällig, als dass wir sie außer Acht lassen könnten, und da wir in Pitlochry anscheinend nicht weiterkommen, hat er mit Inverness gesprochen und
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