Maedchengrab
da man den Bildschirm von hier aus nicht richtig sehen konnte. Cafferty bestand darauf, die erste Runde zu bezahlen.
»Immerhin hab ich dich hergeschleift.«
Ein Mann war von einem der Tische aufgestanden. Er wartete, bis sie ihn ansahen, dann nickte er in Richtung Barmann. »Der ist zu jung, um zu wissen, wer Sie sind, aber ich nicht. Wir wollen hier keinen Ärger haben.«
Cafferty sah Rebus an. »Meint er dich oder mich?« Dann zu dem Mann: »Immer mit der Ruhe.« Er streckte ihm eine Hand hin, in die der Mann – vermutlich der Wirt – einschlug und sich anschließend mit erleichterter Miene wieder an seinen Tisch verzog.
»Hat uns nicht mal einen aufs Haus angeboten«, klagte Cafferty, vernichtete seinen Whisky und bestellte einen weiteren. »Also stimmt das mit diesen ganzen armen Mädchen?«
»Stimmt was?«
»Dass es jetzt sechs sind.«
»Tatsächlich?«
»Ich weiß, wie man mit einem Computer umgeht. Silver Surfer nennt man uns. Annette McKie ist nur die Letzte in einer langen Reihe.«
»Sieht so aus.«
»Vielleicht soll es so aussehen.«
Rebus stellte sein Glas ab. » Was willst du damit sagen?«
»Sie hat sich mit Frank Hammell gestritten, oder nicht?«
» Woher weißt du das?«
Cafferty grinste nur. »Kann er ihr gefolgt sein in der Hoffnung, den Streit beizulegen?«
»Du möchtest, dass wir Hammell ins Visier nehmen?«
Er tat die Unterstellung lachend ab. »Ich spekuliere nur.«
»Also, wie wurde das Foto von Annettes Handy verschickt? Wie kann Hammell von den anderen gewusst haben?«
»Frank hat seine Finger überall im Spiel.«
Aber Rebus schüttelte den Kopf. Er hob sein Pint. »Er wollte einfach nicht, dass sie den Bus nimmt. Wie sich herausstellte, zu Recht – im Zug wäre ihr wahrscheinlich nicht schlecht geworden.«
»Ich glaube immer noch, dass das zu einfach ist«, meinte Cafferty. »Hammell ist nicht irgendjemand, und sie ist so was wie seine einzige Tochter. Das kann kein Zufall sein, dass sie entführt wurde. Hast du mit Calum MacBride oder Stuart MacLeod gesprochen?«
»Ich kenne sie nicht mal.«
»Die kontrollieren Aberdeen. Zwischen ihnen und Hammell gibt es Spannungen …«
» Wieder dieselben Fragen: Wozu das Foto, und woher wuss ten sie davon?«
»Ich bin nicht bei der Polizei.«
»Nein, bist du nicht. Du bist immer noch dasselbe hinterhältige Arschloch, das du immer gewesen bist. Sechs vermisste Frauen, und du versuchst hier was zu deinem Vorteil zurechtzubiegen.«
Caffertys Blick verdüsterte sich. »Vorsicht mit dem, was du sagst, Rebus.«
»Ich sage, was ich denke.« Rebus schob seinen Drink beiseite und ging zur Tür. Der Wirt stand draußen, rauchte und presste sich sein Handy ans Ohr. Er erkannte Rebus und wünschte ihm alles Gute. Als ihm dämmerte, dass Cafferty jetzt allein drin saß, wirkte er beunruhigt. Rebus zündete sich ebenfalls eine Zigarette an und ging weiter.
Fox sah ihm hinterher. Er hing tief auf dem Beifahrersitz eines Ford Mondeo, der draußen auf dem Bordstein gegenüber dem Pub parkte, direkt vor einem bis spät geöffneten Lebensmittelladen. Darin stand sein Kollege Tony Kaye, damit es so aussah, als hätten sie angehalten, um einzukaufen. Kaye kam mit einem Viererpack Bier heraus und kaute einen Marsriegel. Er stellte die Dosen auf den Rücksitz und ging um den Wagen herum zur Fahrerseite.
»Cafferty ist noch drin«, sagte Fox. Aber nur ein oder zwei Minuten später tauchte er auf. Er musste ein Taxi bestellt haben, denn es kam eins angefahren, hielt, und er stieg ein. Eine weitere Person verließ das Pub unmittelbar im Anschluss und joggte auf den Mondeo zu.
»Für mich?«, sagte der Mann, stieg hinten ein und machte sich ein Bier auf.
»Hoffentlich ist es das auch wert«, murmelte Kaye.
Joe Naysmith war das jüngste Mitglied in Fox’ kleinem Team. Er schluckte und unterdrückte ein Rülpsen, bevor er seinen Bericht ablieferte.
»Fußballübertragung. Ein Heidenlärm.«
»Hast du irgendwas von dem gehört, was gesagt wurde?«, fragte Fox.
»Anscheinend ging’s um Frank Hammell. Um ihn und das vermisste Mädchen.«
»Und worum genau?«
Naysmith zuckte mit den Schultern. » W ie gesagt, es war laut. Wenn ich näher gekommen wäre, hätten sie mich bemerkt.«
»Zu nichts zu gebrauchen«, brummte Tony Kaye. Er wandte sich an Fox. »Die ganze Mühe, Malcolm – wofür eigentlich?«
»Für ein Ergebnis.«
»Schönes Ergebnis.« Kaye hielt inne. »Von wem hast du den Tipp, dass die sich treffen?«
» SMS . Nummer
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