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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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spekulierte Clarke. »Damit ist der Fall jetzt ganz anders gelagert.«
    »Nein, eigentlich hat sich nichts verändert«, widersprach Rebus. »Unsere Vermutungen wurden bestätigt, das ist alles.«
    »Hast du die ganze Zeit gewusst, dass es darauf hinauslaufen würde?«
    »Die Möglichkeit bestand immer – das wussten wir alle, ob wir es ausgesprochen haben oder nicht.«
    »Du kennst mehr dieser Fälle als ich: Wie machen wir jetzt weiter?«
    »Befragungen vor Ort, Fundortanalyse, Hinweise aus der Bevölkerung …«
    »Nach was für einer Person suchen wir?«
    »Könnte einer deiner Profilerfreunde diese Frage nicht besser beantworten?«
    »Ich habe keine Profilerfreunde. Und außerdem liegt das sowieso nicht mehr in meiner Hand.«
    Rebus sah sie an. »Ich bin nicht davon überzeugt, dass unser Freund Page der Aufgabe gewachsen ist. Du solltest ein Auge auf ihn haben.«
    »James kriegt das schon hin. Er war noch nicht an vielen Leichenfundorten.«
    »Der Mann ist ein typischer Büroleiter, Siobhan – ob nun beim CID oder einer Firma, die Einbauküchen verkauft. Hier wird jemand gebraucht, der anders drauf ist.«
    » DCS Dempsey hat das Sagen.«
    »Das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt. Aber nicht mal sie wird schon mit einem solchen Fall zu tun gehabt haben.«
    »Aber du? Du willst, dass ich dich in die Chefetage einschleuse?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Da wird’s vielleicht ein bisschen eng – es sei denn, du willst, dass ich draußen bleibe …«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich muss einfach nur dabei sein.«
    »Das wird nicht immer möglich sein, John.« Sie trank ihren Orangensaft aus und sah auf die Uhr. » Wie ist das Frühstück hier?«
    »Sehr nahrhaft.«
    »Hab ganz vergessen zu fragen, ab wann serviert wird …«
    »Sieben.«
    Sie lächelte müde. »Du bist der perfekte Michelinführer.« Dann stand sie auf und wünschte ihm eine gute Nacht.
    Er blieb noch auf einen letzten Drink sitzen, ließ ihn auf die Rechnung setzen. Sein Handy lag vor ihm auf dem Tisch. Er nahm es und spielte damit herum. Er könnte Nina Hazlitt anrufen. Oder Frank Hammell. Oder Darryl Christie. Am Morgen würde es in den Nachrichten sein, dank der Informationen von Dempseys Neffen. Nein, entschied er schließlich – gönne ihnen noch eine letzte Nacht in Ungewissheit, einen letzten von Hoffnung durchtränkten Schlaf. Als er aufstehen wollte, taten ihm die Beine weh: Er hatte zu lange in der Kälte herumgestanden. In der Bar gab es ein Bücherregal, und er fragte, ob er sich einen Band ausleihen dürfe.
    »Dafür sind sie da, Sir.«
    Er entschied sich für Cracking the Code – vor allem wegen des Titels. Rebus nahm das Buch mit nach oben ins Bett, wobei ihm die letzten Worte des Barmanns durch den Kopf gingen:
    Träumen Sie schön …

46
    Das erste Journalistenteam traf zur Frühstückszeit ein.
    Rebus stand draußen und rauchte. Regen fiel in schweren Böen, er hatte sich neben dem Hoteleingang untergestellt. Die Journalisten unterhielten sich, als sie an ihm vorbeisprinteten. Sie hatten nicht reserviert, hofften aber das Beste; frühes Einchecken wäre sicher von Vorteil; kurz duschen und was essen, dann weiter nach Edderton. Englischer Akzent, unrasiert, übernächtigt: Rebus hatte den Eindruck, dass sie die Nacht durchgefahren waren, um jetzt hier zu sein. Er schnippte seine Zigarette fort und ging in den Frühstücksraum. Page telefonierte, während sich Clarke über die zweite Kanne Kaffee hermachte.
    »Kleines Problem«, sagte Rebus und nickte in Richtung der offenen Tür. Clarke hatte einen unverstellten Ausblick auf die Rezeption. Einer der Neuankömmlinge trug eine große Fernsehkamera. Auch Page sah sie und sagte zu der Person, mit der er telefonierte, er würde zurückrufen.
    » Wenn die hierbleiben, bleiben wir nicht«, bekundete er.
    »Einverstanden«, sagte Clarke. Dann: »Gibt’s was Neues von Dempsey?«
    Page nickte langsam. »Die Autopsie beginnt in einer Stunde. Die Pathologin meint, es werde wohl zwei Tage dauern, bis sie mit allen durch sind. Die Forensiker sind jetzt am Fundort.«
    »Das Wetter macht’s nicht gerade leichter«, unterbrach Rebus.
    »Sie haben so viel wie möglich mit Plastikplanen abgedeckt«, klärte ihn Page auf.
    »Ich muss Gummistiefel kaufen«, sagte Clarke.
    »Ich auch.« Rebus hob einen Fuß, damit sie seine notdürftig geputzten Schuhe begutachten konnte. »Und eine Hose, wenn ich schon dabei bin.« Am Empfang hatte er Nadel und Faden bekommen, aber was er geflickt hatte, würde

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