Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
ich noch mehr Whisky-Cola, Bier und Wodka gesoffen hatte.
Wenn ich so Sarahs Klassenkameraden beobachtete, die ja alle so um die dreizehn bis vierzehn Jahre waren, fiel mir auf, dass die einen den Alkohol komplett beiseite ließen und offenbar mit Cola in eine angemessene Stimmung kommen konnten, während andere bei Bier und Schnaps ganz ordentlich zulangten.
Jeder entwickelt sich halt anders.
Henning war der einzige Junge auf der Party, der nicht ein Glas nach dem anderen soff.
Die Sorge, dass ich der einzige Raucher auf der Party sei, war auch schnell verschwunden. Eine dreizehnjährige Klassenkameradin von Sarah rauchte so viel, dass ich sie nur bei jeder dritten Zigarette auf die Terrasse begleiten konnte.
Nur ab und an schaute ich auf die Uhr und so wurde es langsam acht, neun, zehn.
Mein Promillewert stieg auch, ungefähr gleichwertig mit dem von Lukas, der zwar zwei Mal beim „Bier-auf-ex-trinken“ gegen mich verloren hatte, aber an der Quantität nicht sparte.
Als ich mir einmal einen Moment zum Rauchen aussuchte, an dem ich ohne Carolin, Sarahs kettenrauchender Freundin, nach draußen ging, wurde ich von Lara verfolgt, die ohne zu fragen ihren Arm um meine Schulter legte.
„Was willst du?“, fauchte ich sie an.
Statt mich los zu lassen, umklammerte sie mich nur noch fester, so dass in mir die Sorge aufkam, ich könnte den Abend nicht überleben.
„Ich will dich.“
„Wir hatten das Thema doch schon und ich versteh nicht, warum du es nicht verstehst. Es ist Schluss.“
„Aber, David, ich liebe dich doch so.“
Was sollte ich darauf antworten? Für die Wahrheit war sie noch nicht weit genug, da beließ ich es bei verallgemeinerten Tatsachen.
„Ich bin nun mal in jemand anderes verliebt, auch wenn es wahrscheinlich eine todunglückliche Liebe ist.“
Lara zeigte sich auf einmal äußerst verständnisvoll.
„Ich glaub, ich weiß, in wen. Und soweit ich das beurteilen kann, darfst du dir noch Hoffnungen machen.“
Ich bezweifelte, dass sie noch ganz bei Sinnen war. Nicht nur, weil sie auch schon ein paar Gläser getrunken hatte.
„Du kannst es gern mal mit meiner Schwester ausprobieren. Nachher wirst du eh merken, dass ich tausend Mal besser bin“, flüsterte sie mir mit einer dreckigen Stimme ins Ohr.
Alles klar, daher wehte der Wind. Erstaunlich, wie lange sich Gerüchte halten können.
„Wenn du denkst, dass ich auf deine Schwester stehe, dann denkst du gewaltig falsch.“
Das tat sie mit einem Grinsen ab.
„Es darf doch jeder denken, was er will, mein Süßer.“
„Ich war vielleicht mal dein Süßer, aber es gibt Zeiten, die gehen vorbei. Lass mich jetzt in Ruhe zu Ende rauchen.“
Sie ließ mich. Ich tat es. Und als ich wieder ins Haus kam, merkte ich deutlich, wie Alkoholpegel und Stimmung allgemein gestiegen waren.
Die einen tanzten wild durchs Wohnzimmer, ein Junge und ein Mädchen aus Sarahs Klasse machten eine intensive gegenseitige Speichelprobe und Henning und Sarah saßen eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa - jeder ein Glas Alkoholfrei in der Hand.
Noch schienen sie nicht die Intention zu haben, in einen anderen Teil des Hauses zu verschwinden, wie es ein frisch verliebtes Paar gerne auf Partys tut.
Henning warf mir einen giftigen Blick zu, aber so sehr ich mich auch anstrengte, mein Blick konnte nur Dinge sagen, wie „Ich liebe dich, mein Engel. Es gibt niemanden auf der Welt, den ich mir so sehr in meiner Nähe wünsche, wie dich.“
Es war unser erster Augenkontakt, seit meinem Liebesgeständnis und insgeheim hoffte ich weiter, dass es an diesem Abend nicht bei Augenkontakt bleiben würde; zumindest sprechen könnte er doch mit mir.
Ich kannte solche Partys ganz gut und wusste auch um ihren Verlauf.
Und so passierte nichts Ungewöhnliches - zumindest nichts, was nicht in eine solche Party passte.
Um halb elf kamen noch ein Junge und ein Mädchen - etwas älter als ich - die sehr freundlich von Sarah begrüßt wurden und sich als große Geschwister bereits anwesender Gäste herausstellten und sich kräftig am Alkohol bedienten.
Gegen elf kam mir die Erkenntnis ‚Mensch, ich bin besoffen' und um halb zwölf machten sich die Ersten - die nüchtern gebliebenen - auf den Weg nach Hause.
Ab und zu achtete ich darauf, ob Henning und Sarah vielleicht schon in eine andere Ecke des Hauses verschwunden waren und ihren Spaß miteinander hatten.
Ich hätte es zwar nicht verhindern können, war aber trotzdem beruhigt, die beiden immer noch
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