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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Wagner
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können, und auf so was konnten die noch lange warten.
    „Frau Prunkmann, Sie müssen draußen warten, da Sie später noch als Zeugin gehört werden sollen. Lara, Ihr Vater darf hier bleiben, wenn Sie es wünschen.“
    Laras Vater nahm auf dem äußeren Stuhl neben meiner Mutter Platz und rückte seinen Stuhl dann noch ein gutes Stück von ihr weg. Er hatte sich früher gut mit ihr verstanden, aber dass das jetzt auch Vergangenheit war, schien ja selbstverständlich.
    „Lara, bitte nehmen Sie Platz!“
    Lara setzte sich auf den Stuhl in der Mitte des Raumes.
    Es wäre mir tausend Mal lieber gewesen wegen Mordes an ihr angeklagt worden zu sein, dann müsste ich jetzt nicht ihr widerliches, teuflisches Gesicht sehen.
    Der Richter ergriff das Wort.
    „Zunächst zu Ihren Personalien. Sie heißen Lara Prunkmann, sind sechzehn Jahre alt und eine Klassenkameradin des Angeklagten.“
    „Das ist korrekt. Ich bin seine Exfreundin.“
    Endlich hatte sie es begriffen. Wenigstens ein kleiner Lichtblick.
    „Lara, Sie haben gemeinsam mit Ihrer Mutter den Angeklagten zwölf Tage nach der Vergewaltigung bei der örtlichen Kriminalpolizei angezeigt. Warum haben Sie sich Ihrer Mutter gegenüber erst so lange nach der Tat dazu geäußert?“
    Herr Schmitz schien seine Betriebstemperatur erreicht zu haben und antwortete, noch ehe Lara den Mund öffnen konnte.
    „Das ist doch klar“, grinste er. „Weil es der Zeugin klar war, dass kein Arzt zwölf Tage nach einer angeblichen Vergewaltigung noch entsprechende Spuren finden könnte.“
    „Herr Rechtsanwalt Schmitz, ich muss Sie ermahnen. Lassen Sie bitte die Zeugin sprechen.“
    Lara antwortete mit einer leisen und bedrückten Stimme. Ich hatte sie nie für eine so gute Schauspielerin gehalten.
    „Ich hab mich so geschämt. Ich hab diesen Jungen doch mal geliebt und jetzt, wo ich mit ihm Schluss gemacht habe, ist der völlig durchgedreht. Da hatte ich auch Angst vor ihm.“
    Das setzte allem die Krone auf, so dass ich entgegen meiner Absicht doch noch etwas loswerden musste und zwar an Lara persönlich.
    „Wie bitte? Du behauptest, du hast mit mir Schluss gemacht? Dann muss ich dir wohl noch mal das Gegenteil vor Augen führen.“
    Ich beruhigte mich kurz und redete dann zum Richter gewandt weiter. Ich hatte nicht vor, im Gerichtssaal rumzuschreien.
    „Ich war es, der Schluss gemacht hat. So rum war es und nicht anders. Lara ist diejenige, die es nicht verkraften kann, dass ich in jemand anderes verliebt bin.“
    Upps, da hatte ich wohl schon zu viel gesagt.
    „In wen denn?“, fragte die Staatsanwältin.
    Ich hatte nun wirklich nicht die Absicht, einer so hässlichen Frau von meiner unglücklichen Liebe zu einem so schönen Jungen zu erzählen. Da war mir der Kontrast doch irgendwie zu groß.
    Herr Schmitz rettete mich.
    „Das hat für diesen Fall keine Bedeutung.“
    Natürlich sagte er das nur, weil er selber keinen Plan hatte. Wenn ich schon meiner Mutter nichts von Henning erzählt hatte, wieso dann meinem Anwalt?
    „Na ja, da mag der Herr Verteidiger recht haben“, beendete der Richter die Debatte.
    „Lara, erzählen Sie uns doch noch mal im Detail, was an jenem Donnerstag geschehen ist.“
    Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich mir jetzt ein weiteres Mal das gesamte Märchen anhören durfte.
    Von den Polizisten hatte ich es schon oft genug gehört, mit meinem Anwalt ausgiebig besprochen, mir von der Staatsanwältin vorlesen lassen - und jetzt hatte ich die Ehre, es mir in der Originalversion der Verfasserin anzuhören.
    Blöd, dass ich es dafür bis auf die Anklagebank bringen musste.
    An ihrer Erzählung war so wenig Neues, dass ich mich schon fragte, ob sie nicht der Staatsanwältin ihre Anklageschrift diktiert hatte.
    Es aus ihrem Mund zu hören, machte die ganze Sache noch um ein Vielfaches widerwärtiger.
    „Es war einfach so furchtbar. Sie können sich das gar nicht vorstellen. Ich hatte so eine Angst vor dem. Ich wusste nicht, wie weit der geht, wie brutal er wird. Ich konnte mich doch überhaupt nicht wehren, er lag auf mir und war einfach viel stärker als ich ...“
    Sie senkte den Kopf und wischte sich mit den Fingern die Augen.
    Offensichtlich versuchte sie dadurch Mitleid zu erwecken. Der Richter sollte wohl annehmen, dass sie sich so ihre Tränen abwischte.
    „Die weint doch gar nicht“, warf ich halblaut ein. Nicht alle hatten das gehört, der Richter jedoch sehr wohl.
    Er griff aber nur mit einer mahnenden Geste ein, so dass ich sofort

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