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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Wagner
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eine andere Frage.
    „Nachdem der Angeklagte den Beischlaf am Opfer vollzogen hatte, ließ er von ihr ab. Er gab ihr kaum die Gelegenheit, sich anzuziehen, zog sie stattdessen mit grober Gewalt die Treppe des Hauses herunter und schubste sie vor die Tür. Vermutlich handelte er so, weil ihm bewusst geworden war, was er getan hatte oder weil er sich wegen seiner Tat schämte.“
    Die dumme Tussi sollte sich nicht zur Psychologin aufspielen, sondern ihren Mist weiterlabern. Ich war kurz davor, auf Durchzug zu schalten, als ein für mich völlig neuer Teil der Ermittlungsergebnisse kam. Die Staatsanwältin trug ihn genauso emotionslos vor, wie das Vorangegangene.
    „Das Opfer rannte nach Hause, wo es nur auf seine Schwester, die Zeugin Sarah Prunkmann traf. Sofort vertraute sie sich ihr an und erzählte ihr detailliert von der Vergewaltigung. Aus Angst vor dem Angeklagten sowie auch aus Scham entschied sich das Opfer, ihren Eltern nichts von diesem furchtbaren Erlebnis zu erzählen und musste weiterhin jeden Tag in der Schule mit dem Angeklagten in einer Klasse sitzen. Erst durch ihre Schwester, die sie überzeugte, den Angeklagten für seine Taten zur Rechenschaft ziehen zu lassen, entschied sich Lara, die Tat bei der Polizei anzuzeigen.“
    Ich tippte Herrn Schmitz auf die Schulter.
    „Ja, bitte?“
    „Was meinen Sie? Weiß Sarah, dass das alles nur gefaked ist,     oder glaubt sie wirklich, ich hätte ihrer Schwester das angetan?“, fragte ich ihn flüsternd, während die Staatsanwältin Paragraphen vorlas.
    „Das wird alles zu seiner Zeit herausgefunden.“
    Der Blick, den er mir zu dieser Antwort gab, sprach die Sprache der absoluten Planlosigkeit.
    Ich sagte ja bereits, dass das Motivieren keine seiner ausgeprägten Fähigkeiten war.
    „Herr Kreutzer, Sie haben die Anklage gehört. Möchten Sie etwas dazu sagen?“
    Ich überlegte.
    Als Motiv hatte die Staatsanwältin unglückliche Liebe genannt.
    Ich dachte einen Moment daran, dass unglückliche Liebe bei mir niemals ein Motiv für Gewaltverbrechen sein könnte.
    Lieber würde ich sterben, als Henning irgendetwas anzutun. Ich würde ihn auf Händen tragen und ihn jede Sekunde beschützen, wenn er mich dies nur tun lassen wollte.
    „Ich hab nur eine Sache zu sagen.“
    Langsam kam meine Nervosität doch auf ein kritisches Niveau. Ich hatte das Gefühl, sie nur noch mit einer humoristischen Leichtigkeit kompensieren zu können.
    „Glauben Sie diesen Mist selber, verehrte Frau Staatsanwältin?“
    Ich versuchte sehr höflich zu sein, so dass man mir keinen Strick daraus drehen könnte - von wegen unhöflich dem Gericht gegenüber.
    „Gibt es in Ihrer feministischen Welt keine bösen Frauen, die ihren Exfreunden eins auswischen wollen und sie derart in die Pfanne hauen?“
    Ich hatte das Gefühl, mit meinen Äußerungen schon hart an der Grenze des Erlaubten zu sein, aber zum Glück behielt der Richter seine berufsbedingte Neutralität.
     „Sie behaupten also, dieser Vorwurf resultiere aus einem Komplott gegen Sie?“
    „Na klar. Lara kann es nicht verkraften, dass ich mich von ihr getrennt habe.“
    Der Richter notierte sich etwas.
    Die Sekretärin schrieb unterdessen pausenlos mit.
    „Dazu werden wir Lara gleich noch befragen können.“
    Da musste ich grinsen. „Die lügt doch wie gedruckt. Lassen Sie sich doch von der nicht verarschen.“
    „Herr Kreutzer, wenn Sie noch einmal eine solche Äußerung wagen, wird das Konsequenzen für Sie haben.“
    Das war mir zwar herzlich egal, aber wie auch immer.
    „Möchten Sie noch etwas sagen?“, fragte der Richter.
    Ich gab ihm als Antwort: „Nein, dafür habe ich doch meinen Anwalt.“
    „Herr Schmitz, haben Sie noch etwas zu sagen?“
    „Momentan nicht. Wir möchten zunächst die Aussage der Zeugin Lara Prunkmann hören.“
    Ich fragte mich, ob er nichts sagen wollte oder nichts sagen konnte.
    „Das bleibt Ihre Entscheidung. Wir treten dann in die Beweisaufnahme ein.“

Kapitel 16
     
     
    Der Richter ließ Lara aufrufen und sie betrat den Saal.
    Ich hatte sie vor der Verhandlung nicht gesehen, was wohl daran lag, dass ich - anders als sonst im Leben - zu früh da war.
    Sie sah eigentlich so aus wie immer. Nur ist mir bei ihrem Anblick noch nie so übel geworden, wie dieses Mal.
    Auch Laras Eltern waren gemeinsam mit ihr hereingekommen.
    Ich kannte die beiden gut und sah sie an. Sie warfen mir verachtende Blicke zu. Ich sah nicht weg. Das hätte wie ein moralisches Schuldeingeständnis aussehen

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