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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Wagner
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würde.
     „Ich brauche keine Milde, ich brauche einen Freispruch. Ich hab nichts gemacht und damit Schluss, Ende, Aus!“
    „Ich tue alles, was in meiner Macht steht.“
    Das wollte ich auch hoffen.
    Drei Jahre Jugendknast würde ich allein schon deshalb nicht aushalten, weil das bedeuten würde, dass ich Henning drei Jahre lang nicht sehen könnte. Das würde mich garantiert umbringen. Mich hatten diese drei Wochen ja schon so fertig gemacht.
    Zudem glaubte ich weder, dass er mich besuchen würde, noch dass es im Knast eine angemessene Ablenkung geben würde.
    Zwar hatte ich schon des Öfteren davon gehört, dass sich die Jungen im Knast ohne Mädchen nun mal untereinander vergnügen. Jemandem wie mir müsste so was ja eigentlich gefallen, könnte man meinen. Aber ich verschwendete keinen Gedanken daran, dass es für mich noch einen anderen Jungen geben könnte. Henning war der einzige Junge, für den ich jemals etwas empfunden hatte und überhaupt der einzige Mensch, dem meine Liebe gehörte.
    Für mich gab es trotz allem keinen Grund, an eine trostlose Zukunft im Jugendknast zu denken.
    Ich hatte ja nichts getan und somit nichts zu befürchten. Ohne diesen Optimismus, hätte ich schon längst verloren.
    Der Richter und die beiden Schöffen - ein Mann und eine Frau, beide mittleren Alters - betraten den Saal durch eine Tür hinter ihrem Tisch. Alle drei hatten sehr ernste Mienen aufgesetzt und machten dadurch klar, dass dies keine humoristische Veranstaltung werden würde, sondern bittere Realität.
    Unser Anwalt Herr Schmitz, die Staatsanwältin, meine Mutter und ich erhoben uns.
    „Bitte nehmen Sie Platz, meine Damen und Herren.“
    Soweit hätte alles noch eine Show für RTL sein können.
    „Wir verhandeln heute vor dem Jugendgericht die Strafsache gegen David Kreutzer wegen Vergewaltigung an Lara Prunkmann“, sagte der Vorsitzende.
    „Mir zur Seite stehen die Schöffen, Norbert Kammler, Filialleiterin der Deutschen Bank und Dr. Klara Bunte, Dozentin an der Heinrich-Heine-Universität. Die Anklage wird von Staatsanwältin Dr. Erika Kellinghaus vertreten, Verteidiger des Angeklagten ist Rechtsanwalt Karl-Heinz Schmitz. Die Jugendgerichthilfe wird von Frau Sabine Bauer vertreten. Gibt es Anträge zur Besetzung der Kammer?“
    Niemand sagte etwas. Warum auch? Das waren doch alles sinnlose Formalitäten, ohne die das Leben vielerorts sehr viel schneller vorangehen würde. Nachdem der Richter mit seinen Augen einmal durch den Raum gewandert war, fuhr er fort.
    „Wir kommen nun zu den Personalien des Angeklagten.“
    Er sah mich an. Ich sah zurück. Ich wollte nicht schon am Anfang einen schlechten Eindruck provozieren.
    „Sie heißen David Kreutzer, sind 16 Jahre alt, Ihr Geburtstag ist der 17. Februar, Sie sind zurzeit Schüler und wohnen bei Ihrer Mutter, die Sie ja auch heute begleitet.“
    Ich bestätigte mit einem kurzen Nicken. Ich hatte mir vorgenommen, so wenig wie möglich zu sprechen. Lara war das einfach nicht wert.
    „Gut, dann möchte ich Frau Dr. Kellinghaus bitten, die Anklage vorzulesen.“
    Es ging los.
    Die Staatsanwältin stand auf.
    „Hohes Gericht, die Staatanwalt legt dem Angeklagten folgendes zu Last: Am Nachmittag des 24. Aprils dieses Jahres, besuchte das Opfer Lara Prunkmann den Angeklagten im Haus seiner Mutter, in dem er sich aber zu diesem Zeitpunkt alleine befand.“
    Genau das war ja der Mist. Wäre irgendjemand da gewesen, säße ich jetzt nicht so tief in der Scheiße. Ich dachte kurz drüber nach, und hörte dann der Staatsanwältin weiter zu, auch wenn ich den Inhalt dessen, was sie da vortrug, schon hunderte Male gehört hatte. Und spannender wurde es durch die träge Emotionslosigkeit, mit der die Staatsanwältin sprach, auch nicht gerade.
    „Nachdem das Opfer auf die Annäherungsversuche des Angeklagten, mit dem sie seit einiger Zeit nicht mehr zusammen war, abweisend reagierte, wurde der Angeklagte aufdringlicher. Er bedrängte Lara gegen ihren Willen und berührte sie an intimen Körperstellen. Auf ihre Abwehrversuche reagierte der Angeklagte mit massiver körperlicher Gewalt.“
    Einiges von dem, was sie dort sagte,  hätte gestimmt, wenn sie da nicht Lara und mich vertauscht hätte. Lara hat sich mir körperlich angenähert und ich habe mich mit Gewalt gewehrt. Ich unterbrach die Staatsanwältin jedoch nicht, denn schließlich wusste ich, dass ich noch Gelegenheit dazu bekommen würde, die Sachlage richtig zu stellen. Ob mir jemand glauben würde, war natürlich

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