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Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )

Titel: Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Wagner
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sein sollte. Ich ging im Kopf alle Personen durch, die irgendwas mit mir und dieser Sache zu tun haben könnten. Mir fiel niemand ein. Niemand, der mich hätte entlasten können, niemand, der mir ein Alibi hätte geben können, einfach niemand.
    Zur Sekretärin gewandt meinte der Richter: „Rufen Sie bitte den Zeugen Henning Fischer auf.“
    Henning Fischer?
    Mein Henning?
    Dieser Engel, den ich mehr liebte als alles andere auf dieser Welt, für den ich alles geben würde, um mit ihm zusammen zu sein. 
    Was zum Teufel wollte der hier? Natürlich hätte ich mir diese Frage überhaupt nicht stellen müssen. Es war klar. Er stand auf der anderen Seite, auf der Seite, auf der alle standen, auf der Seite der Leute, die gegen mich waren. Er war hier, um mich in den Knast zu bringen. Er wollte mich bestrafen, weil er mich hasste. Er hasste mich dafür, dass ich ihn liebte.
    Mein Albtraum hatte seinen absoluten Höhepunkt erreicht.
    Die Tränen hätten mir wie Bäche die Wagen hinunterlaufen können, aber diese Blöße wollte ich mir nicht geben - nicht vor Lara, diesem Monster, nicht vor ihrer Familie und ... nicht vor Henning.
    Ich legte mein Gesicht in die Hände, denn ich wollte nichts mehr sehen. Ich hörte nur die Schritte, die von der Tür zu dem Stuhl in der Mitte gingen. Es waren Hennings Schritte.
    Ich sah dann doch einmal kurz zwischen den Fingern hindurch,    aber nur um mich zu versichern, dass es wirklich er selbst war. Ich sah, wie der schönste Engel von Himmel und Erden auf dem Weg war, mein Ende zu besiegeln. Ich konnte ihn nicht länger ansehen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das sonst ausgehalten hätte.
    „Henning Fischer, du bist 14 Jahre alt und der Freund von Sarah Prunkmann, der Schwester des Opfers.“
    „Ja.“
    Ja, verdammt, Henning und Sarah waren ein Paar, aber warum musste das auch noch ein Richter feststellen. Das war ein weiterer Dolchstoß in meine Brust.
    „Henning, du wurdest auf Wunsch der Staatsanwaltschaft als Zeuge geladen“, hörte ich die Stimme des Richters, wie aus weiter Ferne. Es fühlte sich an, als wäre ich nicht mehr da.
    „Ich gestatte daher der Frau Staatsanwältin, deine Vernehmung zu übernehmen.“
    „Gern.“
    Sie räusperte sich und ich bereitete mich auf das Ende vor. Ich wollte zu meiner Mutter sehen, aber ich traute mich nicht. Ich traute mich nicht mehr, mich zu bewegen, aus Angst zusammen zu fallen wie eine Glasfigur, die bei einem Erdbeben vom Schrank auf die Fliesen fällt.
    Dann sah ich doch hoch. Mit einem starren Blick sah ich hoch und ich sah Henning. Ich sah ihm genau ins Gesicht und ich sah, dass er mich ansah.
    Er war in diesem Moment für mich schöner als alle Engel des Himmels zusammen.
    Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde vor Liebe zerreißen. Noch nie war dieses Gefühl so stark wie in diesem Moment. Mir wäre der Weltuntergang egal gewesen, wenn ich ihn mit Henning Hand in Hand hätte erleben können.
    Dann begann die Staatsanwältin zu reden.
    „Henning, du bist Sarahs Freund, wie wir bereits erfahren haben. Du hast bei der Polizei angegeben, wichtige Aussagen zur charakterlichen Beurteilung des Angeklagten machen zu können. Stimmt es, dass du überzeugt davon bist, dass er ohne weiteres in der Lage wäre, ein Mädchen aus nicht erwiderter Liebe zu vergewaltigen?“
    Es war keine Sekunde zwischen Frage und Antwort vergangen.
    „Ja.“
    Er hatte Ja gesagt. Er hatte gesagt, dass er es von mir erwarten würde, einem Menschen aus nicht erwiderter Liebe Gewalt anzutun. Ausgerechnet er. Er wusste doch, wie sehr ich ihn liebte und dass ich ihm niemals irgendetwas antun würde, egal wie sehr er mich enttäuschte.
    „Henning, erzähl uns doch mal genauer, woher du den Angeklagten kennst, in welchem Verhältnis du zum ihm stehst und wie du zu deiner Ansicht kommst.“
    Henning ließ die Frage einen Moment auf sich wirken und begann dann zu reden.
    „Ich hab den eigentlich zufällig kennen gelernt. Und am Anfang hab ich echt gedacht, das wär ein cooler Typ. Der hat mir ab und zu beim Lernen geholfen und so. Wir haben uns dann sogar irgendwie angefreundet. Er hat mir sogar geholfen, mit Sarah zusammenzukommen. Er kannte die ja. Er war ja damals noch mit Lara zusammen.“
    Henning und Sarah zusammenzubringen war, wenn ich wiederholt so drüber nachdachte, der bisher wohl größte Fehler meines Lebens.
    Ich starrte weiter auf die Tischplatte unter meinen Ellenbogen. Ich hörte Henning zu, wie er mit jedem Wort tiefer und tiefer in meine

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