Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
genauso tief drin steckte wie ihre Schwester. Denn was Laras und meine Trennung betraf, wusste sie auf jeden Fall, wie es in Wahrheit abgelaufen war. Das hätte ich wirklich nicht von ihr gedacht, dass sie sich so leicht von ihrer Schwester da reinziehen lassen und ohne Skrupel gegen mich aussagen würde.
„Sie lügt auch. Die haben sich abgesprochen“, informierte ich Herrn Schmitz, allerdings so laut, dass alle es hören konnten.
Kurz sahen Lara und ihr Vater auch zu mir herüber, bevor sich ihre Blicke wieder dem Boden zuwandten.
„Was führt Sie zu dieser Vermutung?“, wollte der Richter wissen und ich reagierte mit der Antwort:
„Diese Information war nur für meinen Anwalt bestimmt.“
Der Richter stellte Sarah noch ein paar weitere Fragen. Was sie sagte, interessierte mich aber nicht mehr. Ich war wesentlich gespannter auf die Aussage der Mutter, denn wenn die auch an diesem Komplett beteiligt gewesen wäre, wäre das eine echte Sensation gewesen - eine ganze Familie gegen mich vereint.
Der Richter entließ Sarah aus dem Zeugenstand und sie nahm dicht neben ihrer Schwester Platz.
Kapitel 17
„Frau Prunkmann, Sie heißen Karin mit Vornamen, sind 45 Jahre alt und die Mutter des Opfers.“
„Das ist korrekt.“
Sie drehte sich ungefragt zu mir um.
„David, warum musstest du das Leben meiner Tochter zerstören?“
Ihre Verzweiflung wirkte irgendwie echter als die ihrer Töchter.
„Ihr wart doch so ein tolles Paar. Ich hab dich richtig lieb gewonnen. Warum? Warum nur hast du das getan?“
Ich hatte die Schnauze voll. Das Fass war in diesem Moment übergelaufen.
„Frau Prunkmann!“ Ich vergaß, dass sie mir damals das Du angeboten hatte. „Stellen Sie sich doch mal die Frage, warum Sie zwei so missratene Töchter großgezogen haben. Die sind sechzehn und vierzehn Jahre alt und bringen es fertig, sich zusammenzusetzen und einen Plan auszuhecken, um mich fertig zu machen. Sarah ist vielleicht einfach nur doof und ihrer großen Schwester hörig, aber Lara ist ein Monster. Verstehen Sie, Sie haben ein Monster großgezogen.“
Ich war aufgestanden und hatte sie angeschrien.
Der Richter blieb ruhig.
„Herr Kreutzer, ich verhänge jetzt ein Ordnungsgeld in Höhe von einhundert Euro gegen Sie. Wenn Sie sich noch einmal daneben benehmen, muss ich Sie des Saales verweisen.“
„Solange Sie meine Unschuld feststellen, ist es mir egal, ob ich dabei bin oder nicht.“
Spontan war meine Mutter aufgestanden, zu mir gekommen und hatte mir ins Ohr geflüstert: „Du hast ja recht, aber verdammt noch mal, reiß dich zusammen! Dein Verhalten könnte den Richter beeinflussen.“
Eine Sekunde später saß sie schon wieder auf ihrem Platz, so dass ich ihr nur durch Zunicken eine Bestätigung geben konnte.
„Frau Prunkmann, ich möchte, dass Sie uns mal erzählen, wie Sie von der angeblichen Vergewaltigung an Ihrer Tochter erfahren haben.“
Endlich das erlösende Wort: „Angeblich.“
Sollte das vielleicht ein gutes Omen sein?
Hatte der Richter hier vielleicht den richtigen Riecher?
„Ach, ich hätte Lara schon viel früher darauf ansprechen müssen. Ich spürte schon, dass da irgendwas nicht stimmte - schon die ganze Zeit. Sarah, meine jüngere Tochter, hat immer wieder Andeutungen gemacht, dass Lara irgendwas passiert ist, aber ich hab das alles erst so richtig verstanden, als Lara mir eines Abends davon erzählt hat. Sie musste so bitterlich weinen. Es war so schrecklich.“
Jetzt musste sich Laras Mutter erst einmal die Tränen trocknen.
Es sah verdammt noch mal wohl doch nicht gut für mich aus. Alle unterstützten Lara mit ihrer wahnwitzigen Geschichte und ich hatte niemanden, der für mich aussagen konnte.
Laras Mutter wurde aus dem Zeugenstand entlassen und setzte sich geräuschvoll schnaubend neben ihren Mann.
Ich blickte sorgenvoll zu meiner Mutter, die jetzt von der gesamten Lara-Sippe vollständig in die Zange genommen war. Und mir wurde zum ersten Mal in all der Zeit der wahre Ernst dieser Situation klar. Ich sah mich schon hinter Gittern, für Monate, für Jahre. Ich würde den Rest meiner Jugend verlieren, alle meine Freunde, mein Leben und ... Henning.
Wie durch einen Nebel hörte ich die Stimme des Richters: „Auf Wunsch der Staatsanwaltschaft hören wir noch einen weiteren Zeugen, der sowohl den Angeklagten, als auch die Familie des Opfers gut kennt und uns zusätzliche Informationen liefern soll“, kündigte er an.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wer es
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