Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
auf meine Traumfrau, sondern auf einen Kumpel oder so was dergleichen.
Das bedeutete: Ein paar Stufen runterschalten und beruhigen. Erst jetzt merkte ich, dass ich so nervös war, wie noch nie zuvor in meinem Leben.
Ich ging zum Kühlschrank, öffnete ihn und erst nach einem Moment des Zögerns nahm ich die Wodkaflasche hervor.
Das Schnapsglas machte ich randvoll und leerte es in einem Zug.
Die Erkenntnis, dass das nicht gegen meine Nervosität half, kam erst nach dem dritten Glas.
Um zehn nach vier, wenige Momente bevor ich die Hoffnung aufgeben wollte, dass er überhaupt noch kommen würde, klingelte es doch an der Tür.
Ich machte auf und wir sagten ‚Hallo'. Irgendwie alles ganz normal.
Kapitel 5
„Sollen wir in mein Zimmer gehen? Ist eigentlich auch egal, meine Mutter ist eh nicht da.“
„Lass uns doch einfach dahin gehen, wo es am bequemsten ist.“
„Also in mein Zimmer.“
Insgesamt lief es so ab, wie es der Realist in mir erwartet hatte.
Henning packte sein Lateinbuch aus und fing an, mir die übelsten Fragen zu stellen.
Dass gut aussehende Menschen nicht immer intelligent sind, wusste ich schon lange.
Nach zwei Minuten wusste ich allerdings auch, dass dieser Junge von Latein weniger als gar nichts verstanden hatte.
Ich spare mir die Details, denn nach einer Viertelstunde hatte wir beide unsere Grenzen erreicht. Er mit seinem Verständnis und ich mit meinen didaktischen Fähigkeiten.
Er steckte sein Lateinbuch zurück in die Tasche und starrte mich an.
Was wollte der? So süß wie der war, konnte ich es mir einfach nicht verkneifen noch ein kleines Stück - ganz unauffällig - näher zu rücken.
„Hast du eigentlich eine Freundin?“, fragte ich ihn, um irgendwie ein Gespräch am Laufen zu halten.
Er antwortete mir nicht sofort. Stattdessen sah er mich mit einem umwerfend süßen Blick an und meinte dann:
„Eigentlich nicht. Da ist ein Mädchen bei uns in der Klasse ... Wär' schon geil, wenn die meine Freundin werden würde.“
„Bist du verknallt in die?“
„Glaub schon. Ja.“
Das traf mich natürlich. Ich hatte fest damit gerechnet, dass ich derjenige wäre, dem er sein Herz schenken würde. Zumindest hatte ich davon geträumt.
Und auf einmal, so wie er da vor mir saß, wurde mir mit einem Schlag alles klar. Ich war verliebt. Ich war verliebt in einen Jungen. In diesen Jungen. Ganz egal, ob schwul, bi oder irgendwas dazwischen. Henning war meine große Liebe.
Ich war tief in mir absolut überzeugt davon, dass wir beide zusammen gehören und wir uns beide für immer lieben würden.
Von da an waren alle Gefühle, die ich jemals für Lara gehabt haben sollte, erloschen.
Von da an gab es in meinem Leben nur eine große Liebe, Henning.
Und es schien eine Liebe zu sein, die ich verloren hatte, kurz nachdem sie aufgeblüht war, denn diese Liebe war einseitig und unglücklich. Ich liebte ihn und nur ihn und immer wieder nur ihn.
Und er liebte irgendeine Schlampe aus seiner Klasse.
Ich durfte mir nur nicht anmerken lassen, wie traurig und enttäuscht ich war. Mit all meiner Fassung fragte ich ihn:
„Wie heißt deine heimliche Geliebte denn?“
„Sarah.“
Mich überkam eine üble Vorahnung.
„Und wie weiter?“
„Prunkmann.“
„Sarah Prunkmann?“
„Ja. Kennst du die etwa?“ Er schien etwas irritiert über mein Nachfragen zu sein. Nur schien er nicht zu wissen, dass Sarah Prunkmann niemand anderes war als die kleine Schwester von Lara Prunkmann.
Meine große Liebe war in die Schwester meiner zukünftigen Ex-Freundin verknallt.
Scheiße!
„Klar kenn ich die.“
Gesehen hatte ich sie oft, viel mit ihr zu tun gehabt hatte ich allerdings nur selten.
„Ich bin mit ihrer großen Schwester zusammen.“
Man konnte förmlich das Leuchten seiner wunderschönen hellblauen Augen sehen.
„Meinst du, du kannst die mal fragen ..., also ob ...“
Ich wusste, was er meinte. Er meinte, ich sollte ihm helfen, seine Angebetete zu erobern.
Ich wusste nicht, was dafür sprach. Genauso wenig wusste ich, was dagegen sprach.
„Ich kann ja mal sehen.“
Tausende Gedanken gingen durch meinen Kopf. Wenn es mit Henning und Sarah nicht klappen würde, dann würde er vielleicht mich nehmen ...
Aber wenn es klappen sollte, dann müsste er mir echt dankbar sein und würde vielleicht ...
Ein Gedanke absurder als der andere. Aber ich musste irgendwas machen, das stand fest.
Ich entschied mich, Henning zu helfen. Ich konnte doch den schönsten
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