Mädchenhass und Jungenliebe (Junge Liebe )
nicht im Geringsten schwul fühlt, auf einmal unsterblich in einen anderen Jungen verliebt sein kann? Oder bin ich jetzt dadurch automatisch schwul?
Ist das nur eine Phase, oder geht das nie mehr vorbei?
Ich hoffe, Sie werden mir antworten.
Liebe Grüße, Ihr David
Der Brief wirkte zwar immer noch etwas konfus, eignete sich meiner Meinung nach aber zum Abschicken.
„David, kommst du essen?“, rief meine Mutter.
„Ja, Moment.“
Es half ja nichts. Ich schickte den Brief ab, in der Hoffnung von dieser offensichtlich sehr kompetenten Kummerkasten-Tante etwas Hilfreiches zu erfahren oder ein paar Tipps zu bekommen.
Beim Essen fragte mich meine Mutter noch mal:
„Ist wirklich alles o.k. mit dir? Es ist schon etwas komisch, dass du einfach so einschläfst und offensichtlich auch geweint hast.“
„Ich kann dir versichern“, versuchte ich sie zu beruhigen, „dass ich nichts mit Drogen zu tun habe und auch sonst in keinster Weise in die falschen Kreise geraten bin, wie du es ja wohl vermutest.“
„Kann ich dir da vertrauen?“, wollte sie wissen.
„Ja. Mir wird's auch bald wieder besser gehen.“
Ich sah ihr an, dass sie sich nicht mit dem zufrieden gab, was ich sagte, sich aber auch nicht so recht traute, weiter nachzufragen.
Kapitel 7
„Sollen wir nicht am Wochenende mal wieder was zusammen machen?“
Am Freitag, nach der sechsten Stunde, war ich mit Lara, Lukas und Christin auf dem Weg über den Schulhof zum Ausgang und jeder hatte Pläne fürs Wochenende.
Scheiße war nur, dass ich bei den falschen Leuten in den falschen Plänen mit drin war.
Henning hatte mir schon gesagt, dass er am Wochenende überhaupt keine Zeit habe, sich aber freuen würde, wenn wir irgendwann noch mal was zusammen unternehmen könnten.
Und die drei Pappnasen - Lukas, Christin und natürlich Lara - wollten mich unbedingt dabei haben, was auch immer sie wieder miteinander geplant hatten.
Während wir so dastanden und laberten, nahm Lara, wie sie es so gerne machte, meine Hand und lehnte sich an mich.
„Also Leute, was ist? Heut' Abend Disko?“
„Ohne mich“, gab ich Lukas als Reaktion auf seine Frage.
„Warum schottest du dich immer weiter ab? Du weißt, dass mir das Angst macht.“
Ja, das wusste ich, das brauchte Lara mir nicht mehrfach in aller Deutlichkeit sagen.
„Ja und? Macht doch, was ihr wollt, ich brauch euch echt nicht. Kapiert ihr das endlich?“
Ich riss mich aus Laras Klammergriff und sprang in den Bus.
Gut, dass der gerade in diesem Moment kam. Sonst hätte ich nicht gewusst, was ich hätte machen sollen.
Nachdem ich mir einen Sitzplatz erkämpft hatte, sah ich noch mal nach draußen. Meine drei Freunde schienen offenbar kein Verständnis für mich zu haben. Allerdings konnte ich auch gut auf deren Verständnis verzichten. Vielleicht war es anderen Menschen auch von Natur aus unverständlich, dass man alleine, für sich, glücklich sein kann und keinen persönlichen Animateur braucht, der einem ein Leben voller Spaß bescheren will.
Die Kummerkasten-Tante hatte mir noch nicht geantwortet. Ich wollte nicht noch mehr Zeit sinnlos vor dem PC rumsitzen, also legte ich mich auf mein Bett. Ich versuchte krampfhaft, nicht einzuschlafen, um die Sorgen meiner Mutter nicht noch weiter zu steigern. Zu lustig war mir die Vorstellung, wieder einzuschlafen - von Henning zu träumen - und dann von meiner Mutter und Lara aufgefunden zu werden, dass ich doch in mich hineinlächeln musste. Naja, Lara hatte ja sowieso Quasi-Hausverbot bei uns. Die Sorgen meiner Mutter um mich waren mir allerdings nicht so egal.
Als ich merkte, wie ich langsam müder wurde, stand ich auf, setzte mich aufs Sofa und stellte fest, dass das Fernsehnprogramm auch Freitagnachmittags nichts zu bieten hatte.
Als ich gegen 17 Uhr keine Zigaretten mehr hatte, entschied ich mich, zum Kiosk zu gehen. Ich hatte zwar nur drei geraucht, aber jede Packung geht mal leer.
Wenn mir auf diesem kleinen Ausflug Haus - Kiosk - Haus jetzt Lara begegnet wäre, hätte ich dunkle Mächte im Spiel vermutet, aber da es nur ihre kleine Schwester war, die am Kiosk vor mir stand, konnte ich diese Begegnung geradeso noch mal mit ‚Zufall' abtun.
„Ach, Hallo David.“ Soviel sie auch mit ihrer Schwester gemeinsam hatte, sie war immer freundlich und zurückhaltend.
„Hi. Wie geht's?“
„Super. Und dir?“
Man sagt dann ja immer ‚Gut', weil die Wahrheit niemanden
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