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Maedchenjagd

Maedchenjagd

Titel: Maedchenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Taylor Rosenberg
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war immerhin ein positives Ergebnis ihrer Erlebnisse in Whitehall.
    Als sie ihr Telefonat mit dem Detective beendet hatte, beschloss sie, Kopien des Zeitungsartikels und der Telefonkarte anzufertigen und ihm außerdem nur die Hälfte der Blutreste zukommen zu lassen.
    Sie wühlte in ihren Sachen und förderte die Telefonkarte in einer Badezimmerschublade zutage. Mit einer Pinzette nahm sie sie heraus und trug sie zum Bett.
    Sie rief nach Lily, bekam jedoch keine Antwort. Sie entdeckte sie im Schlafzimmer, wo sie mit einem rechtswissenschaftlichen Buch auf dem Schoß im Sessel saß. »Ich muss was mit Kurier verschicken und wollte dich fragen, ob du mitkommen willst. Falls ich Alex sehe, kann ich ihn dir zeigen. Dann weißt du wenigstens, dass ich nicht halluziniere. Hast du eine FedEx-Tüte in der Küche?«
    »In der Schublade neben der Geschirrspülmaschine sind welche«, erwiderte Lily, legte das Buch auf das Nachtkästchen und stand auf. »Ich glaube nicht, dass du halluzinierst, Shana. Sind es irgendwelche Beweisstücke, die du verschicken willst?«
    »Ich erzähl’s dir im Auto.« Lily warf ihr einen fragenden Blick zu, doch Shana ignorierte sie und rannte mit der Versandtasche in ihr Zimmer. Ihre Mutter folgte ihr und sah ihr zu, wie sie das Make-up-Kästchen und die Telefonkarte einpackte und dann die Hälfte des Inhalts einer kleinen Plastiktüte in einer weiteren Tüte verschloss.
    »Das sind ein paar Dinge, die Alex angefasst hat. Ich schicke sie an Detective Lindstrom, vielleicht findet er Fingerabdrücke darauf.«
    »Ich habe eine Freundin beim FBI «, sagte Lily. »Vor ein paar Tagen haben wir uns zum Essen getroffen, und ich habe ihr von Alex und Whitehall erzählt. Sie wollte der Sache nachgehen. Ich habe auch die Staatsanwaltschaft verständigt, aber die haben sich noch nicht zurückgemeldet. Warum schickst du das alles nicht an meine Freundin, Special Agent Mary Stevens? Ich habe doch auch mit Lindstrom gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er gekündigt hat und nächsten Monat bei der Polizei aufhört. Shana, dem ist das egal, jetzt, wo er ohnehin weggeht. Mary hingegen wird sieben Tage die Woche durcharbeiten, um die Sache zu klären. Sie ist es, die mir letztes Jahr das Leben gerettet hat. Wenn du das Zeug an Lindstrom schickst, ist es so gut wie verloren.«
    »Alex ist am Leben«, sagte Shana, »das ist es, was ich euch gestern Abend zu erklären versucht habe. Aber was Lindstrom angeht, so gebe ich dir recht. Schon als er mich befragt hat, hatte ich den Eindruck, dass ihm das alles egal war. Hast du die Adresse von Agent Stevens da?«
    »Ja, sie ist in meinem iPhone.« Lily räusperte sich. »Shana, ich weiß, du hast schreckliche Dinge durchgemacht. Kein Wunder, dass du deswegen ein bisschen paranoid bist. Aber …«
    »Hör mir gut zu, ich sag das nur ein einziges Mal«, unterbrach Shana sie mit fester Stimme. »Wenn ich mich nicht täusche, heißt Alex eigentlich Adam Pounder und hat einem jungen Mädchen Säure ins Gesicht geschüttet. Er hat ein weiteres Mädchen erschossen und einen Mann in Whitehall erstochen. Er weiß, wo wir wohnen, und er weiß, welche Autos wir fahren. Er kennt alle Details unseres Lebens. Denk darüber nach, okay? Denn ich versuche nur, ihn aufzuhalten.«
     
     
    Er döste in einem gemieteten blauen Chrysler, den er hinter dem Container der Wachleute geparkt hatte, als der weiße Volvo an ihm vorbeischoss.
    Ein älterer Mann im dunkelblauen Blazer und in khakifarbenen Hosen trat ans Autofenster. »Du kannst morgen Abend anfangen«, sagte er und reichte Alex einen ebensolchen Blazer. »Die Schicht beginnt um Mitternacht. Sei pünktlich. Und bring deine Unterlagen mit.«
    »Vielen Dank, Freund. Bis morgen.«
    Als der Mann fort war, rutschte Alex wieder tiefer in den Autositz und schloss die Augen. Das Surren und Brummen in seinem Kopf wollte einfach nicht weggehen. Manchmal war es leiser, mehr wie ein Besen, der über den Boden schrubbte, doch seit Shana ihn verlassen hatte, dröhnte es wie ein Düsenflugzeug durch seinen Schädel, prallte mal auf der einen, mal auf der anderen Seite ab und hinterließ Trümmer und brennende Wrackteile in seinem Gehirn.
    Seine Mutter sprach immer davon, wie begabt er war. Es wurde zur Standardantwort auf jede Frage, die er zu seinem Leben und seinem merkwürdigen Verhalten stellte. Er erinnerte sich daran, wie er beim Lernen gesessen hatte und seine Goldfische mit einer Gabel aufgespießt und auf der Schreibtischplatte aufgereiht

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