Maedchenjagd
Ordnung sein, sonst wäre Chris nicht nach Hause gekommen. Ihr war heiß, und sie schob die Decke von sich herab. Chris war erhitzt, und sie fragte sich, ob er womöglich krank wurde. Der Arme, dachte sie, nun war er mit ihrem Leben verwoben, und dieses Leben war immer kompliziert gewesen. Sie legte ihren Arm um seine Schulter und tastete nach seiner Stirn, die warm und feucht war.
Plötzlich nahm sie einen widerlichen Gestank wahr. War es sein Körpergeruch? So hatte er in der ganzen Zeit, die sie sich kannten, noch nie gerochen. Er achtete geradezu peinlich auf Sauberkeit.
»Chris«, flüsterte sie, besorgt, dass er tatsächlich krank war. Ein schlechter Körpergeruch konnte ein Zeichen für eine ernste Erkrankung sein. Er stöhnte, doch er sprach und rührte sich nicht. Vorsichtig tippte sie ihm an die Schulter. »Schatz, ist alles in Ordnung?«
Er drehte sich um, sein Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt, und sein Atem roch ebenso abstoßend wie sein Körper. Im Dunkeln konnte sie nur vage seine Umrisse erkennen. »Was fehlt dir, mein Lieber? Musstest du Shana hinterherjagen, oder was?«
Sie hörte nichts als seinen schweren, mühsamen Atem.
Plötzlich schien ein riesiges Untier ihre Organe zu zerquetschen. In ihrer Kehle stieg Gallenflüssigkeit auf, und überzeugt, dass es nicht ihr Geliebter war, schob sie den Mann von sich.
»Lily«, sagte eine sanfte Stimme. »Es wird Zeit. Alles ist bereit.«
Das war nicht die Stimme von Chris. Sie kreischte, rollte sich, so schnell sie konnte, vom Bett und suchte verzweifelt nach dem Zeitungsständer, in dem sie einen Revolver versteckt hatte. Das musste der Mann sein, der Shana verfolgt hatte, Alex, der Mann, der angeblich tot war. Ganz offensichtlich war er kein Geist. Er war ein Mensch aus Fleisch und Blut, und sie musste dringend die Pistole finden, um sich zu verteidigen.
Innerhalb eines Wimpernschlags hatte er sich auf sie geworfen. Mit seinem nackten Körper presste er sich an sie und drückte sie an den Boden. Die Waffe war ganz in ihrer Nähe, nur eine Handbreit entfernt. Sie stemmte sich gegen ihn und trat mit aller Kraft um sich, doch er war zu stark.
»Hör auf, dich zu wehren«, sagte er. »Ich will dich beschützen. Niemand wird dir jemals wieder weh tun. Shana ist schon bei mir. Sie erwartet uns. Ihr beide seid so wunderschön, ihr müsst Engel sein.«
Lily kämpfte weiter, doch seine übermenschliche Kraft wurde vom Wahnsinn befeuert. Er stand auf, und sie stürzte sich auf den Zeitungsständer. Noch bevor sie ihn erreichen konnte, hatte er seinen Fuß auf ihren Nacken gestellt.
Er würde sie töten.
Sie keuchte und krallte sich mit den Fingernägeln in den Teppich. Er hob seine Kleider auf und zog sich an, immer einen Fuß auf ihrem Hals, in so schnellem Wechsel, dass sie keine Gelegenheit hatte zu fliehen.
Er hob sie hoch und warf sie sich über die Schulter. Als er das Zimmer verließ, griff sie nach dem Türrahmen, doch er ging einfach weiter, und sie musste loslassen. Er trug sie durch das Wohnzimmer und zur offenstehenden Haustür hinaus.
Panisch begann Lily zu schreien. »Hilfe! Ruft die Polizei! Helft mir! Er will mich umbringen!«
Sie waren im Vorgarten, und Alex warf sie auf den Rasen und stürzte sich auf sie. Mit seiner verschwitzten Hand drückte er ihr den Mund zu. Im Licht vom Nachbarhaus konnte sie ihn nun deutlich erkennen. Er sah furchterregend aus. In seinen Augen blitzte der Wahnsinn. Er war unrasiert, sein Haar war schmutzig und zerzaust.
»Warum wehrst du dich?«, fragte er. »Ich habe seit Jahren auf diesen Moment gewartet. Überall habe ich nach Shana gesucht. Wir wollen es beide, Shana und ich. Sie wollte ihre Mutter dabeihaben, deshalb habe ich dich geholt. Du willst doch nicht allein zurückbleiben, oder?«
Den Griff fest um ihren Hals geschlossen, zog er sich das T-Shirt aus und stopfte es ihr als Knebel in den Mund. Dann warf er sie sich erneut über die Schulter und setzte seinen Weg über das taubenetzte Gras fort. Der Himmel war hellgrau und bedeckt, die Morgendämmerung brach an. Lilys Rücken schmerzte so sehr, dass sie glaubte, er sei gebrochen.
Schnell bewegte sich Alex zwischen den Häusern hindurch, ohne das Gebell der Hunde wahrzunehmen. Als sie an einem erleuchteten Fenster vorbeikamen, sah Lily einen Mann mit einer Tasse Kaffee am Tisch sitzen. Sie trat um sich und versuchte, trotz des Knebels zu schreien. Ihr Kopf hing herab, und durch die Todesangst, die in ihrem Körper tobte, erbrach
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