Maedchenjagd
Juraexamen in Stanford ablegte. Wenn sie nicht wieder an die Uni ginge, wäre alles verloren. Man würde sie rauswerfen, und sie müsste eine andere Hochschule finden, die sie aufnahm. Das Stanford-Diplom, für das sie so hart gearbeitet hatte, würde niemals an ihrer Bürowand hängen.
Diesmal war ihre Mutter endgültig ausgetickt. Schon wahr, Shana war unglücklich über die Trennung von Brett, aber sie wusste, dass sie über kurz oder lang jemand anderen kennenlernen würde. Ohnehin war eine Beziehung eine große Ablenkung. Dauernd wollte er wissen, was sie gerade machte. Und dann waren da ständig diese lächerlichen Nachrichten per SMS . »Wie geht’s dir heute, Schatz?« oder »Ich muss dauernd an deine Titten denken.« Brett war eifersüchtig und wurde schon paranoid, wenn sie nur mit ein paar Freundinnen ausging. Er dachte an nichts anderes als Sex, Sex und noch mal Sex. Sie genoss ihre Orgasmen, aber die Männer waren oft so ungeschickt und mit sich selbst beschäftigt, dass sie selten Befriedigung erlebte. Ihr Vibrator enttäuschte sie nie.
Sie hasste es einfach, sitzengelassen zu werden. Solange sie sich erinnern konnte, war sie das beliebteste Mädchen der Schule gewesen. Obwohl sie wusste, was sie sagen und tun musste, damit man sie mochte, erschien ihr tief im Unterbewusstsein jeder Mann wie ein Vergewaltiger. Brett zeigte ihr Pornofilme, was sie verabscheute. In fast allen Filmen wurden die Frauen erniedrigt. Glaubten Männer wirklich, dass Frauen es genossen, wenn die Männer ihnen ihren Samen ins Gesicht spritzten? Und welcher Frau gefiel es tatsächlich, wenn sie in den Arsch gefickt wurde? Dann gab es da noch den sogenannten flotten Dreier, der Traum aller Männer. Wenigstens dazu hatte Brett sie nicht gedrängt, wenngleich er es immer mal wieder erwähnt hatte, meist kurz bevor sie Sex hatten.
Männer waren verabscheuungswürdige Schweine. Warum also wollte sie überhaupt einen? Weil es die Regel war, und weil sie ihr Leben nicht allein verbringen wollte. Irgendjemand musste ja das Auto waschen und die schweren Kisten schleppen, und heutzutage brauchte es zwei Einkommen, um ein schönes Leben zu führen.
Wo, in aller Welt, war die verdammte Frau?
Nachdem es nichts zu tun gab, kletterte sie auf das Bett und fiel in die einzige Art Schlaf, die sie in letzter Zeit gefunden hatte. Ihre Augen schlossen sich zu kleinen Schlitzen, und sie hörte alles wie aus der Ferne, aber sie schlief weder richtig, noch war sie vollständig wach. Es war eine Art Dämmerschlaf.
Als sie Stunden später zu sich kam, schwebte nur wenige Zentimeter über ihr das wohl merkwürdigste Gesicht, das sie je gesehen hatte. »Ich heiße Peggy.« Die Stimme der Frau klang wie eine ausgeleierte Kassettenaufnahme oder wie ein Kinderspielzeug, das eine neue Batterie benötigte. Sie musste an ein Spielzeug denken, das See and Say geheißen hatte. Sie hatte es einmal von ihrer Mutter zu Weihnachten bekommen. Wenn man an dem Rad bis zu einem bestimmten Tierbild drehte und an einer Schnur zog, dann hörte man das typische Geräusch dieses Tieres. Im Geiste wiederholte sie den Namen der Frau: Peggy. Plötzlich wusste sie, was für ein Geräusch herauskommen würde. Das Grunzen eines Schweins. Sie sah noch einmal nach oben und erkannte zwei riesige Nasenlöcher auf einem ekligen rosa Fleischwulst.
Miss Peggy sprach: »Willkommen in Whitehall.«
Wie betäubt fuhr Lily zurück in Shanas Wohnung. Kaum angekommen, nahm sie alles auseinander, um Shanas Versteck für die Drogen zu finden. Mit einem Besen fuhr sie unter die Betten, sowohl in Shanas Zimmer als auch in dem ihrer ehemaligen Mitbewohnerin. Außer einem BH und einem Schuh fand sie nichts.
Sie zog die Matratzen von den Betten auf den Boden, aber auch da war nichts. In Shanas Schubladen herrschte Durcheinander, und sie brauchte dringend neue Unterwäsche. Das Geld, das Lily ihr geschickt hatte, hätte für ein ganzes Dessousgeschäft gereicht.
Tränen strömten über Lilys Gesicht. Hatte Shana sich in die Klinik einweisen lassen, nur um sie zu kränken, indem sie jede Chance, mit ihrem Jahrgang abzuschließen, verwarf? Warum hasste Shana sie so? Sie hatte sie doch immer nur geliebt und sie zu beschützen versucht, sie hatte sich immer darum bemüht, ihr ein angenehmes Leben zu ermöglichen.
Allerdings wusste Lily, dass ein Mensch, der unter Drogen stand, nicht vernunftgesteuert war, und was die Liebe anging, so liebte ein Abhängiger nichts als seine Droge.
Es gab
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