Maedchenjagd
Lieber.« Beckman deutete dorthin, wo die Untersuchungszimmer lagen. »Vorhin kam sie herausgeschlendert, und ihr Arsch hing hinten aus dem Krankenkittel raus. Ich habe ihr einen Wachmann vor die Tür gestellt, damit sie uns nicht abhaut.«
In dem Augenblick, als sie aus der Kammer traten, ertönte eine laute Stimme, und Morrow wandte seinen Kopf. Beckman lachte. »Das ist sie, Ihre Goldmine. Wenn ich noch einmal ›Amazing Grace‹ höre, dann erwürge ich sie. Das erinnert mich an all die langweiligen Sonntage, die ich als Kind in der Kirche verbracht habe. Nehmen Sie sie mit, Charley. Sie gehört Ihnen.« Er drückte dem Psychiater die Akte der Frau in die Hand. Bevor er sich aufmachte, sagte er: »Und vergessen Sie mein Geld nicht. Ich erwarte es bis Ende der Woche. Ach, was ich noch vergessen habe, sie behauptet, ihr Mann sei Milliardär. Wenn es Ihnen also gelingt, sie länger als die üblichen sechs Monate dazubehalten, dann schulden Sie mir mindestens einen Tausender. Alles hat seinen Preis.«
Morrow setzte sich in eines der Schwesternzimmer und erledigte den Papierkram. Es war perfekt. Leere Tablettenfläschchen und exzentrisches Verhalten. Kirchenlieder zu singen war exzentrisch genug, um seinen Ansprüchen zu genügen, und seine Ansprüche waren nicht hoch seit seiner Scheidung. Er brauchte dringend Geld. Die Gegensprechanlage summte, und eine Frauenstimme bat um einen Pfleger. Eine schlanke blonde Krankenschwester beugte sich über den Tresen. »Dr. Beckman hat uns angewiesen, das Zimmer der Patientin nicht zu betreten, bis er sich mit Ihnen beraten hat«, sagte sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck. »Sie tut mir leid, vielleicht sollten wir ihr wenigstens etwas zum Schlafen geben.«
»Die Frau leidet an einer Psychose«, sagte Morrow und tippte mit seinem Kugelschreiber auf den Tresen. »Soweit wir wissen, könnte sie sogar gefährlich sein. Wir können ihr unmöglich Medikamente geben, bevor wir nicht die Laborergebnisse haben und wissen, was sie schon eingenommen hat. Wir wollen ihr doch keine Überdosis geben, oder?« Er machte eine Pause und kritzelte Anweisungen auf ein Formular. »Morgen früh um neun schicke ich jemanden vorbei, um Mrs. Hopkins abzuholen und nach Whitehall zu bringen.«
»In Ordnung«, sagte die Pflegerin. »Aber muss die Patientin nicht eine Einverständniserklärung unterschreiben, bevor man sie verlegen kann? Sie ist bei Bewusstsein und wirkt völlig normal, wenn man davon absieht, dass sie ein wenig durcheinander und verängstigt war, als man sie eingeliefert hat.«
»Sind Sie Psychiaterin?«, schnauzte Morrow, verärgert, dass eine Krankenschwester sich herausnahm, seine Entscheidung zu hinterfragen. »Tun Sie Ihren Job, und ich tu meinen. Sind wir uns da einig?« Obwohl es eine Reihe von Assistenzärzten im Clearwater Hospital gab, die ihn mit Überweisungen versorgten, waren die meisten Pfleger nicht in die Machenschaften eingeweiht.
Die blonde Krankenschwester sah zu Boden und entfernte sich. Morrow blätterte durch die Krankenakte. Sein Mobiltelefon klingelte, und er sah, dass der Anruf aus Whitehall kam. »Dr. Morrow.«
Michelle Newman sagte: »Wir haben eine neue Patientin.«
»Wie viel Zeit kriegen wir?«
»Ihre Versicherung deckt bis zu sechs Monate stationäre Behandlung.«
»Ausgezeichnet.« Morrow begann, im Geiste Dollarzeichen zusammenzuzählen.
»Ach, übrigens habe ich dieses Mal das Foto verwendet. Ich werde immer besser mit Photoshop.«
»Gut gemacht, Michelle. Vielleicht kriegst du dein Monatssoll doch noch zusammen.«
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10
Freitag, 15 . Januar
San Francisco, Kalifornien
D ie Frau mit dem braunen gelockten Haar, die aussah wie eine Bankangestellte, sagte Shana, dass sie eine Unterschrift leisten müsse, wenn sie auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen wolle. Nach Meinung der Ärzte sollte sie bleiben. Shana war so wütend und erschöpft von ihrem Gerangel mit dem Gorilla, dass sie alles unterschrieben hätte. Nachdem sie ihren Namen auf das Formular gesetzt hatte, ging die Frau hinaus und ließ sie allein in dem Zimmer zurück.
Als Shana aufstand und die Türklinke hinunterdrückte, stellte sie fest, dass die Tür abgesperrt war. »Scheiße, verdammt noch mal«, schrie sie und trat, so fest sie konnte, gegen die Tür, bis ihre Füße zu pochen begannen.
Ihre Mutter konnte sie nicht einweisen, sie war, verflucht noch mal, erwachsen. Warum sollte Lily das auch tun? Es ging ihr doch um nichts anderes, als dass Shana ihr
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