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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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Schönheit habe, sondern daß der Schneider, der Friseur und andere Toilettenkünstler sich in das Verdienst teilen. Aber der Effekt ist blendend, und die schwarzen Augen, die morgens am Brunnen so schläfrig aussehen, später aber so wunderbare Blitze schleudern können, die müssen doch echt sein, und die Grazie, mit der sie ihren Fächer handhabt und ihren Getreuen Winke erteilt – dem einen gnädiges Wohlwollen, dem andern kühle Abwehr – die ist jedenfalls unnachahmlich. – Ich könnte Dir zehn, zwanzig solcher Porträts charakteristischer Persönlichkeiten zeichnen, aber wozu? Bald scheiden wir von hier, die Schattenbilder erbleichen, es bleibt nichtsdavon, als eine bunte Erinnerung, die wohl nur für mich allein Interesse behält.
    Aber eins muß ich Dir erzählen: ich habe neulich den ersten Ball mitgemacht! Eigentlich wollte Mama nichts davon wissen, ich sei noch viel zu jung und zu kindisch für solche Vergnügungen, meinte sie. Doch Tante Lilienkron ließ nicht ab, und so gab Mama endlich nach und schenkte mir eine reizende Toilette dazu. Duftiges Weiß, ganz mit zahllosen zarten Rosensträußchen übersät, ein Rosendiadem fürs Haar. Als ich den Anzug eines Tages auf meinem Bett liegen fand, mußte ich laut jubeln, er sah gar zu entzückend aus, und ich glaube, er stand mir nicht schlecht. Mir klopfte das Herz aber doch gewaltig, als wir in den Saal eintraten, der mehrere hundert Personen faßt. Welch eine bunte strahlende Menge erfüllte ihn! die deckenhohen Spiegel warfen den Lichtglanz und die Bilder der Personen vielfältig zurück. Wie sollte unter diesem Heer von eleganten Damen ich armes kleines Ding Beachtung finden? Es ging aber besser, als ich dachte; Herr v. W., der zuweilen an der table d`hôte mein Nachbar ist, und mit dem ich stets auf einem scherzhaften Kriegsfuße stehe, engagierte mich zum ersten Walzer und – zum Cotillon; mehrere andere, die ich kürzlich auf einer Partie nach dem alten Schlosse kennen gelernt hatte, folgten; Fremde ließen sich vorstellen, in wenigen Minuten war meine Tanzkarte gefüllt. Aber Nora – welchen Unsinn schwatzt man an solchem Abend zusammen; man kommt vor Lachen und Scherzen nicht zur Besinnung, man fliegt wiein einem wonnevollen Rausch dahin, aber wenn die bunte Seifenblase zerplatzt ist, bleibt wenig von ihr übrig. Ich glaube, im Grunde waren wir damals auf dem Karlsberg froher, als ich auf dem Ball. Ich muß übrigens bemerken, daß Herr v. W. immer klug und geistreich ist, auch wenn er scherzt. – Mama lobte mich nachher wegen meines Benehmens, was mir eine große Freude war.
    Heute abend kommt Axel, ich erwarte ihn mit heißer Sehnsucht, nicht um seiner selbst willen, sondern um hundert Dinge von Dir zu hören. Ich will ihn ausquetschen wie eine Citrone, bis ich alles erfahre, was ich wissen will. Für heute lebe wohl, Nora, meine süße geliebte Freundin, morgen mehr.
    Einen Tag später.
    Axel kam erst heute an, ich konnte meine Ungeduld kaum noch bemeistern. Ich flog ihm entgegen und sagte ihm, wie sehnsüchtig ich ihn erwartet habe – der gute Junge wollte sehr geschmeichelt thun über den warmen Empfang, aber ich zerstörte schnell seine Illusion und machte ihm klar, daß er in diesem Augenblick nur deshalb Wert für mich habe, weil er aus deiner Nähe käme. Nora – wie soll ich meine Täuschung schildern – wie es fassen und begreifen, daß er versicherte, Dich noch nie gesehen zu haben?! er hätte mir am liebsten die Thatsache, daß Du bei Westheims bist, rundweg abgestritten. Ich zerbreche mir den Kopf um die Lösung dieses unerklärlichen Rätsels! Wirst Du so ganz als Kind des Hauses betrachtet, daß man Dich in die Kinderstube schickt, wenn Gäste kommen?oder wäre es möglich, daß Hochmut – nein, ich kann den unwürdigen Gedanken nicht ausdenken, er bringt mein Blut auf den Siedepunkt der Empörung, und ich wäre Axel beinahe ins Gesicht gesprungen, als er es wagte, so etwas anzudeuten. Es muß ja jeder vernünftige Mensch glücklich sein, Dich um sich zu haben, und einen lieblichern Schmuck kann er doch wahrlich seinen geselligen Kreisen nicht geben, als Deine liebe Gegenwart.
    Lebewohl, meine Engels-Nora, schreibe mir bald wieder und sage mir, ob Du zuweilen eine Tarnkappe trägst, um Dich unsichtbar zu machen, oder ob Du Axel mit Absicht vermieden hast. Es grüßt und küßt Dich aus tiefstem Herzen
    Deine
    Dir bis in den Tod getreue Elly.
    Achtes Kapitel.

Kleine Leiden.
    An einem sonnigen Oktobertage ging Nora mit Erna

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