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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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Berechtigung, und an all diesen Dingen können wir uns in Selbstverleugnung und Treue üben.«
    »O Nora, da müßte ich ja mit besonderm Fleiß die altmodischen Stücke üben, die ich gar nicht leiden kann und die Tante Cäcilie so gern hört! Wenn ich ihr einen meiner lustigen Märsche oder eine brillante Salonpolka vorspiele, sagt sie stets: recht hübsch, mein Kind, nur zu laut; die Kompositionen in meiner Jugend machten nicht so viel Spektakel, aber sie erfreuten das Herz mit ihrem sanften Wohllaut.«
    »Ich glaube wirklich, meine süße Elly, daß eine solche Selbstüberwindung dir nicht schaden würde; Tante Cäciliens Zufriedenheit würde sicher auch dich befriedigen.«
    »Versuchen wir's einmal«, sagte Elly mit einem halben Seufzer. »Aber hat denn gerade das einen besondern Wert, was wir gezwungen oder ungern thun, du weise Nora?«
    »Wer würde dich zwingen, als dein eignes Streben nach dem Guten und Rechten? und ungern? – nein, wir müssen dahin kommen, das Gute von Herzen zu thun, auch wenn es uns zuerst Überwindung kostet.«
    »Bist du wirklich schon so gut und erhaben, wie du sprichst?«
    »Gewiß nicht, liebe Elly, vom Erkennen bis zum Thun ist noch ein weiter Weg, der mir ebensoviel Mühe macht, wie jedem andern.«
    »Willkommen, meine Damen«, rief plötzlich eine heitere Stimme, »ganz famos, daß ich Sie hier schon finde!« Die beiden Mädchen schraken zusammen, sie waren so sehr inihr Gespräch vertieft gewesen, daß sie alles um sich her vergessen hatten. Dicht vor ihnen stand ein junger Offizier, der Elly mit herzlichem Händedruck begrüßte und sich mit ritterlichem Anstand vor Nora verbeugte. »Ich weiß nicht, mein gnädiges Fräulein, ob ich mich noch des Vorzuges rühmen darf, von Ihnen gekannt zu sein.« –
    »Ich erinnere mich sehr Wohl des Kadetten, der so unermüdlich mit uns tanzte«, entgegnete Nora mit lieblichem Erröten, »aber in dieser Gestalt hätte ich Sie wohl nicht gleich wieder erkannt, Herr v. Lilienkron, wenn mich nicht Elly darauf vorbereitet hätte.«
    »Ja, mein gnädiges Fräulein,« sagte der Lieutenant, indem er selbstgefällig den kleinen Schnurrbart kräuselte, »der glänzende Schmetterling hat immer wenig Ähnlichkeit mit der unscheinbaren Puppe, die seine Flügel gefangen hielt.«
    »Bitte, lieber Vetter,« rief Elly lachend, »trübe unsern Blick nur nicht gleich zuerst durch ein Maß von Bescheidenheit, das deine glänzenden Eigenschaften in Schatten stellen könnte!«
    »Solche Augen trüben zu wollen, Cousinchen, wäre doch ein eitles Unterfangen, sie würden ja mit ihren Strahlen siegreich jede Hülle durchdringen.«
    Er wendete sich schnell ab, um die älteren Damen zu begrüßen, die inzwischen die jugendliche Gruppe eingeholt hatten.
    »Höre, Nora«, flüsterte Elly schnell, »den Vetter müssen wir ein wenig zu ducken suchen; er hält uns für Backfischchen, die sich mit ein paar schönen Redensartenködern lassen, aber so leicht wollen wir ihm den Sieg nicht machen.«
    Unter Scherzen und Lachen wurde der Weg fortgesetzt, der zuerst in den schönen, ehemals bischöflichen Park führte. Die herrlichen Baumgruppen im frischesten Frühlingskleide, die schwellenden Rasenflächen, deren Grün stille, von Schwänen durchzogene Weiher anmutig unterbrechen, die geschorenen Hecken, die als Denkmäler einer früheren Gartenkunst mit Pietät konserviert werden und zwischen ihren haushohen, grünen Wänden weite Blicke über den blauen Spiegel der unfernen See gewähren, die üppigen Gruppen von Azaleeen und Rhododendron, die an geschützten Stellen ihre wundervolle Farbenpracht entfalten – das alles wurde beschaut und bewundert, kleine Hügel erstiegen, an lauschigen Plätzen beim Gemurmel des kleinen Wasserfalls und dem leisen Geplätscher der Fontäne geruht, in Scherz und Ernst geplaudert, bis die Mittagsstunde an leibliche Erfrischung mahnte, welche ein nahes Gasthaus gewährte.
    Nach Tisch beschlossen die beiden Damen etwas zu ruhen; die kleineren Mädchen spielten im Garten, die erwachsene, Jugend aber, die keine Ermüdung kannte, bat um Erlaubnis, den nahen Karlsberg zu besteigen. Etwas mühsam erschien der Weg durch den tiefen Sand, doch der Blick von der Höhe belohnte reichlich für jede Anstrengung. Das Auge schwelgt in der reichen Schönheit, die sich auf allen Seiten bietet: vorn dehnt sich die weite Fläche der See aus, auf der tausend Wellen tanzen und glitzern; zu Füßen liegt das alte ehrwürdige Kloster mit seinem

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