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Maedchenlose

Titel: Maedchenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Augusti
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nicht verdiene, daß es aber einzig gut und ich sehr glücklich wäre. Sie küßte mich mit ihrer sanften Herzlichkeit, die mich immer an Nora erinnert, und sagte, ich sei ein liebes Mädchen und sie freuesich von Herzen, mich in ihrem Hause zu haben. Das thut mir unbeschreiblich wohl! –
    Über acht Tage ist der lieben Hausfrau Geburtstag, zu dem allerlei Vorbereitungen im Gange sind; wir üben einige Gesänge und Klavierstücke ein, Rose und ich arbeiten ein Paar hübsche Lampendecken, die Kinder sind gleichfalls eifrig beschäftigt. Doch findet eine eigentliche Feier nicht statt, auswärtige Gäste sind ganz verbeten. Vor Jahren starb an diesem Tage der älteste Sohn des Hauses, und daher schreibt sich auch Brunos Leiden, beides wurde durch irgend einen traurigen Unglücksfall herbeigeführt. – Ich bringe täglich ein Stündchen bei dem armen, lieben Bruno zu, lese ihm vor oder plaudere mit ihm; er kann das Bett wieder für Stunden verlassen, sieht aber wachsbleich aus und ist oft sehr matt. Für alle anderen Glieder des Hauses gehört dieser leidensvolle Zustand so sehr in den gewöhnlichen Lauf des Lebens, daß er auf ihre Stimmung kaum einen Einfluß übt, nur seine Mutter leidet immer mit ihm, und man kann es stets auf ihrem Gesicht lesen, wie sich Bruno gerade befindet. Immer wieder drängt sich mir die bange Frage auf: warum müssen gerade die guten Menschen so schwer leiden? –
    Den 9. Juli.
    Heute brachte ich Herrn Dr. Kron meine metrische Übertragung seiner Übersetzungen aus dem Polnischen, mit der ich mich in der letzten Woche viel beschäftigt hatte. Er schien sehr befriedigt und meinte, der Ton sei wunderbar gut getroffen; er wolle uns nächstens einen kleinen Vortrag haltenund die Übersetzungen einschalten. Es freut mich sehr, daß er zufrieden ist; mir war es eine höchst interessante Arbeit, von der ich Dir eine Abschrift einlege.
    Abend. aus dem polnischen von Adam Wieckiwiez
    Vom Himmel flutet noch der Sonne letzter Strahl,
Nicht blendend, doch weithin beglänzt er Berg und Thal.
Die dunkle Röte gleicht dem frischen Angesicht
Des biedern Landmanns, der nach treu vollbrachter Pflicht
Der Ruh' entgegeneilt. Die Sonnenscheibe strebet
Dem dunklen Walde zu, und Nebelschleier webet
Die Dämmrung um das Haupt der mächt'gen Waldesriesen,
Daß ihre äst'gen Kronen ineinander fließen.
    Und schwärzer wird der Wald, gleich riesigem Gemache,
Die Sonne glüht darin, wie Feuerschein am Dache.
Sie sinkt – nur hie und da ist noch ein Zweig erhellt,
Wie durch geschloßne Laden noch ein Lichtschein fällt;
Nun alles aus. – Und gleich verstummt der Sensen Klingen
Dort im Getreidefeld, der Harkerinnen
Singen Im Wiesengrunde dort. Es hält der Herr darauf:
Sobald der Tag sich neigt, hört auch die Arbeit auf.
    »Es weiß der Herr der Welt, wie lang die Arbeit gut;
Und wenn Sein Arbeiter, die hohe Sonne, ruht,
Dann ist's auf Erden auch wohl Zeit für Ruh' und Stille.«
So sprach der Richter oft, und seines Herren Wille
Dem redlichen Inspektor heilig stets erschien.
Drum sieht man ungefüllt nach Haus den Wagen ziehn,
Der, als die Sonne sank, erst halb beladen war.
Es zieht die leichte Last mit Lust das Ochsenpaar.
    Nacht.
    Ein dichter Nebel hüllt den Wald, die Wiesen ein,
Der Wölfe Augen glühn, wie ferner Kerzen Schein.
Am Horizonte hie und da die Glut verkündet,
Daß Hirten sich zur Nacht ein Feuer angezündet.
Und endlich tritt der Mond aus Waldesschoß heraus
Und gießt sein Silberlicht auf Erd' und Himmel aus
Die beiden, länger nicht vom Dunkel zugedeckt,
Sieht man in süßem Schlummer friedlich hingestreckt.
Der Himmel hat die Erd' an seine Brust gezogen,
Und drüber fluten hin des Mondlichts Silberwogen.
    Jetzt fangt ein Sternlein an, dem Monde zuzuwinken,
Schon sind es tausend, schon Millionen, die da blinken.
Zwei Schalen tauchen auf, der goldnen Himmelswage,
Auf ihnen wog der Herr, sagt man, am Schöpfungstage
Der Reihe nach die Erd' und alle Sterne ab,
Eh' er dem Reich der Luft die Lasten übergab.
Und nach vollbrachtem Werk setzt er ans Himmelszelt
Die Wage, wo sie dient zum Muster aller Welt.
Im Norden steht ein Sternenkreis, das Sieb genannt,
Dadurch warf Gott der Herr, sagt man, mit eigner Hand
Das Korn zur Erd' hinab, als aus dem Paradies
Zur Strafe seiner Sünd' er Vater Adam stieß.
    Und höher oben noch der Davidswagen fährt,
Nach dem Polarstern ist die Deichsel hingekehrt.
Noch weise Alte giebt's, die wissen uns zu sagen,
Daß man mit Unrecht ihn nennt König Davids Wagen,
Der

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