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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Aufreizender kann man sich nach einem Streit – oder einem Unentschieden, wie in unserem Fall – kaum benehmen. Kein Drehen und Wälzen und Brüten neben mir im Dunkeln. Nichts als ein gleichgültiger Gutenachtkuss. Natürlich macht seine Entspanntheit mich rasend; ich liege nämlich hellwach da und lasse mir den Abend noch einmal durch den Kopf gehen, dann die letzten paar Wochen, dann die letzten Monate. Es gibt nichts Besseres als eine zeitweilige Schlaflosigkeit nach einem Streit, um sich in einen Zustand der Raserei zu versetzen.
    Als die Großvateruhr in unserer Diele (übrigens ein Einzugsgeschenk von Stella, das ich nicht besonders gernhabe, weil Aussehen und Klang ziemlich düster sind) drei schlägt, bin ich in einem so miesen Gemütszustand, dass ich mich nach unten auf die Couch verziehe, wo ich anfange, an unsere Verlobung zu denken. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich mich damals das letzte Mal für meine Herkunft gerechtfertigt.
    Um fair zu sein (und dazu habe ich im Augenblick keine Lust), muss ich sagen, dass die Planung unserer Hochzeit die meiste Zeit glatt verlief. Zum Teil halte ich mir zugute, dass ich eine relativ entspannte Braut war, denn eigentlich interessierte ich mich nur für das Hochzeitsfoto, für das Ehegelübde und aus irgendwelchen seltsamen Gründen für die Torte (Suzanne meint, die Hochzeit war lediglich ein Vorwand für mich, jede Menge Backwaren zu kosten). Zum Teil, glaube ich, ging es auch deshalb so gut, weil Margot das alles gerade hinter sich hatte und Andy und ich nicht davor zurückschreckten, ihr schamlos alles nachzumachen; wir benutzten dieselbe Kirche, denselben Country Club, denselben Floristen und dieselbe Band. Aber vor allem, glaube ich, ging es deshalb so gut, weil nur eine Mutter im Spiel war und weil ich ihr die ganze Show mit Vergnügen überlassen habe.
    Suzanne kapierte das nicht, sie konnte nicht begreifen, dass ich mich Stellas entschiedenen Ansichten und ihrem traditionellen Geschmack so einfach unterwarf.
    «Pinkfarbene Rosen passen nicht zu dir», sagte sie eines Nachmittags und fing an, über die Grahams herzuziehen, während wir meine CDs durchsahen und nach einem guten Stück für den ersten Tanz suchten.
    «Ich finde pinkfarbene Rosen okay», sagte ich achselzuckend.
    «Ich bitte dich. Und wenn schon … was ist mit allem anderen?» Suzanne sah mich aufgebracht an.
    «Womit zum Beispiel?»
    «Mit allem! Es ist, als ob sie erwarteten, dass du eine von ihnen wirst!» Sie wurde lauter.
    «Darum geht es doch bei einer Hochzeit», sagte ich gelassen. «Ich werde eine Graham, kann man sagen.»
    «Aber es soll eine Verbindung zwischen zwei Familien sein … und bei dieser Hochzeit kommt’s mir so vor, als wäre es eher ihre als deine. Fast, als ob sie … versuchte, dich zu übernehmen und deine Familie ganz auszublenden.»
    «Wie kommst du darauf?»
    «Also, mal sehen … Zum Ersten bist du auf ihrem Gelände. Warum zum Teufel heiratest du überhaupt in Atlanta? Soll eine Hochzeit nicht in der Heimatstadt der Braut stattfinden?»
    «Ich nehme es an. Es ist üblich. Aber es ist einfach vernünftig, in Atlanta zu heiraten, denn Stella macht die meiste Arbeit.»
    «Und schreibt die Schecks», stellte Suzanne fest. Ich geriet sofort in die Defensive und sagte, sie sei unfair.
    Aber jetzt frage ich mich, ob das Finanzielle nicht doch eine Rolle gespielt hat. Mit unerschütterlicher Gewissheit kann ich sagen, dass ich Andy nicht wegen seines Geldes geheiratet habe und dass ich mich nicht, wie Suzanne andeuten wollte, habe kaufen lassen. Aber irgendwie hatte ich vermutlich doch das Gefühl, in der Schuld der Grahams zu stehen, und habe mich deshalb gefügt, als es um die Einzelheiten ging.
    Aber es war auch noch etwas anderes im Spiel, irgendeine dunkle Macht. Ich wollte mich damit nie genau befassen – bis jetzt, mitten in der Nacht, allein auf der Couch. Es war das Gefühl der Unzulänglichkeit, die Sorge, dass ich in einer bestimmten Hinsicht nicht gut genug sein könnte. Vielleicht reichte ich nicht ganz an Andy und seine Familie heran. Ich habe mich meiner Heimatstadt, meiner Wurzeln und meiner Familie niemals geschämt, aber je mehr ich mich in die Familie Graham einfügte, in ihre Lebensweise, Traditionen und Gebräuche, desto öfter sah ich meinen eigenen Hintergrund unwillkürlich in einem neuen Licht. Und aus dieser Sorge heraus – die ich damals vielleicht nur unbewusst empfand – war ich ungeheuer erleichtert, als Stella vorschlug, wir

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