Maenner fuers Leben
Sie hätte unsere Suche entsprechend modifiziert und eine Boutique in Brooklyn gefunden, die dem Etat meines Vaters entsprochen hätte.
Stattdessen musste ich mich Hals über Kopf in ein lachhaft teures Badgley-Mischka-Kleid bei Bergdorf Goodman verlieben. Es war ein Traumkleid, und ich hatte nicht gewusst, dass ich es haben musste, bis ich es sah: ein schlichtes und doch luxuriöses Etuikleid aus cremefarbener Crêpe-Seide mit einem perlenbestickten Überwurf aus Tüll. Stella und Margot falteten die Hände und bestanden darauf, ich müsse es nehmen, und sogar Suzanne traten fast die Tränen in die Augen, als ich mich vor dem Dreifachspiegel auf Zehenspitzen um mich selbst drehte.
Als es ans Bezahlen ging, zückte Stella ihre schwarze Amex-Karte und erklärte, sie wolle das wirklich, wirklich , übernehmen. Ich zögerte, und dann nahm ich das großzügige Angebot an. Schamlos schob ich den Gedanken an meinen Dad – und, schlimmer noch, an meine Mutter – beiseite und legte mir alle möglichen vernünftigen Begründungen zurecht. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Meine Mutter werde ich bei meiner Hochzeit nicht dabei haben – und so kann ich zumindest mein Traumkleid haben. Sie würde es so wollen .
Am nächsten Tag hatte ich nach langem beklommenem Nachdenken die perfekte Strategie gefunden, um meine Spuren zu verwischen und den Stolz meines Vaters zu bewahren. Ich ging noch einmal zu Bergdorf, suchte mir einen Fünfhundert-Dollar-Schleier aus und sagte der Verkäuferin, mein Vater wolle ihn bezahlen und er werde anrufen und ihr seine Kreditkartendaten mitteilen. Außerdem gab ich ihr ziemlich direkt zu verstehen, er solle glauben, dass der Preis auch mein Kleid enthalte. Die Verkäuferin, eine schmallippige, feingliedrige Frau namens Bonnie, deren affektierten Upper-East-Side-Akzent ich nie vergessen werden, zwinkerte, als habe sie mich verstanden; sie nannte mich «Liebes» und erklärte im Verschwörerton, das werde sie schon hinbekommen, das sei überhaupt kein Problem.
Aber natürlich vermasselte die alte Bonnie alles: Sie schickte meinem Vater die Quittung und den Schleier. Er hat nie ein Wort darüber verloren, aber sein Gesicht sagte alles, als er mir den Schleier in Atlanta überreichte. Ich wusste, dass ich ihn gekränkt hatte, und wir beide wussten, warum ich es getan hatte. In meinem ganzen Leben habe ich mich nie so geschämt wie in diesem Augenblick.
Andy habe ich die Geschichte nie erzählt, und auch sonst niemandem – ich wollte sie vergessen. Aber diese Gefühle sind heute Abend an Margots Tisch wieder hochgekommen, und jetzt, hier allein auf der Couch, sind sie immer noch da. Ich bin tief beschämt. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und an meinem Hochzeitstag ein anderes Kleid tragen. Ich wünschte, ich hätte das meinem Vater nie angetan. Und natürlich ist es dafür zu spät.
Aber ich kann den Ginnys dieser Welt die Stirn bieten. Und ich kann sie – und alle anderen – wissen lassen, dass ich stolz auf meine Herkunft bin, stolz auf die, die ich bin. Und, bei Gott, ich kann auch auf der Couch übernachten, wenn mein eigener Mann das nicht kapiert.
Fünfundzwanzig
Als ich am nächsten Morgen aufwache, steht Andy vor mir. Er ist geduscht und trägt ein hellgrünes Polohemd, Madras-Shorts und einen geflochtenen Ledergürtel.
«Hi …» Ich räuspere mich und denke, dass Madras-Shorts bei jedem über fünf einfach lächerlich aussehen.
«Hey», sagt er so knapp, dass ich gleich weiß, sein Problem ist nicht über Nacht verschwunden. Unser Problem .
«Wo willst du hin?» Ich sehe den Autoschlüssel in seiner Hand und die Börse in seiner Gesäßtasche.
«Hab ein paar Erledigungen zu machen», sagt Andy.
«Okay.» Ich merke, dass ich wieder wütend werde, weil er sich standhaft weigert, über gestern Abend zu reden, mich zu fragen, was los ist und warum ich auf der Couch schlafe, und sich überhaupt dafür zu interessieren, ob ich hier in Atlanta glücklich bin.
Er lässt den Schlüssel um seinen Zeigefinger kreisen – eine Gewohnheit, die mir allmählich auf die Nerven geht – und sagt: «Dann sehen wir uns später?»
«Ja. Von mir aus», knurre ich.
Ich sehe ihm nach, als er ein paar lässige Schritte zur Tür macht, und mir platzt der Kragen. «Hey!», rufe ich ihm hinterher, und ich klinge ziemlich entschlossen.
Andy dreht sich um und schaut mich kühl an.
«Was zum Teufel ist dein Problem?», frage ich und sehe ihn herausfordernd an.
« Mein
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