Maenner fuers Leben
Problem?» Er lächelt ironisch.
«Ja. Was ist dein Problem?» Mir ist klar, dass unsere Streitkultur ziemlich unterentwickelt ist – vermutlich, weil wir uns nicht oft genug streiten. Genau gesagt, streiten wir uns nie. Seit unserer Hochzeit hat es keinen einzigen nennenswerten Streit gegeben. Bisher habe ich das immer als Ehrenzeichen betrachtet.
« Du bist diejenige, die auf der Couch schläft.» Andy geht vor dem Kamin auf und ab und spielt weiter mit seinem Schlüssel. «Was soll denn das? Wir haben immer gesagt, dass wir so etwas niemals tun werden …»
Ich schleudere die Decke von meinen Beinen herunter, setze mich auf und rücke endlich mit der Sprache heraus. «Warum zum Teufel hast du mich gestern Abend nicht verteidigt?»
Andy sieht mich an, als müsse er sorgfältig über diese Frage nachdenken, und dann sagt er: «Du brauchst jemanden, der dich rettet? Es scheint mir, als kämst du in letzter Zeit sehr gut allein zurecht.»
«Was soll denn das heißen?», fauche ich ihn an.
«Du weißt, was es heißen soll», sagt er und macht mich damit noch wütender.
Redet er davon, dass ich hier ganz allein bin, während er arbeitet und Golf spielt? Oder davon, dass ich mit den Frauen aus der Nachbarschaft nichts gemeinsam habe? Oder davon, dass wir kaum noch miteinander schlafen – und wenn wir es tun, nicht mehr miteinander sprechen?
«Tatsächlich weiß ich nicht , was es heißen soll», zische ich. «Aber ich weiß, dass es sehr nett gewesen wäre, wenn mein Mann ein Wort zu diesem Biest und ihrem bescheuerten, rotgesichtigen Mann zu sagen gehabt hätte, als sie –»
«Ich bitte dich. Als sie was ?», sagt Andy. «Als sie einen Witz über Wein gemacht hat?»
«Einen wirklich komischen Witz», sage ich.
«Ach, komm», sagt Andy. «Sie dachte, er wäre von Margot … Ist sie deshalb wirklich ein Biest?»
«Sie ist ein Biest. Und außerdem ist sie ein Snob. Sie ist ein aufgeblasener Snob.» Das ist das Schlimmste an Ginny und Graig. Snobs sind immer ärgerlich, aber einige haben wenigstens etwas vorzuweisen. Ginny und Craig haben nichts vorzuweisen. Sie sind einfach nur unerträgliche Langweiler, die vollkommen auf irgendwelche Dinge fixiert sind. Schicke Autos und teuren Wein, teure Perlen und Seersucker-Shorts.
«Dann ist sie eben ein Snob.» Andy zuckt die Achseln. «Sonst hättest du über solche Leute gelacht. Aber jetzt … jetzt, seit du in Atlanta bist, nimmst du ja alles persönlich.»
«Das gestern Abend war persönlich!»
«Ich würde nicht sagen, dass es persönlich gemeint war.» Jetzt redet er in seinem ruhigen Anwaltston. «Aber nehmen wir an, es war doch so.»
«Ja. Nehmen wir es mal an.» Ich lächle gekünstelt.
Er ignoriert meinen Sarkasmus. «War es das wirklich wert, dafür meine Schwester und Webb in Verlegenheit zu bringen?»
Meine Schwester . Andy nennt Margot nie «meine Schwester», wenn er mit mir spricht, und unwillkürlich denke ich, dass diese Wendung sehr viel darüber aussagt, wie er empfindet: dass sich Fronten bilden. Du bist nicht eine von ihnen , höre ich Suzanne sagen. Du gehörst nicht zu ihnen .
«Nun, ja, das war es mir wert.» Das, denke ich, ist der Preis dafür, dass man so dämliche Freunde hat.
«Das sehe ich eben anders», sagt Andy.
Ich starre ihn an und fühle mich abgewiesen. Es ist ziemlich unmöglich, mit einem beherrschten, selbstgerechten Ehemann zu streiten, der dir soeben praktisch gesagt hat, dass er die Gefühle anderer Leute als vorrangig empfindet. Also sage ich: «Na, dann bist du ein viel besserer Mensch als ich. Ganz offensichtlich.»
«Ach, komm, Ellen. Dir ist eine Laus über die Leber gelaufen. Kannst du es nicht gut sein lassen?»
Er hat absolut recht, denke ich plötzlich – mir ist eine Laus über die Leber gelaufen. Eine riesengroße. Aber diese Erkenntnis ist leider nicht besonders erleichternd. Im Gegenteil, sie macht mich nur noch wütender – und entschlossen, nicht nachzugeben.
«Geh nur und mach deine Besorgungen.» Ich winke ihn zur Tür. «Ich bin den ganzen Tag hier und bügele.»
Er verdreht die Augen und seufzt. «Okay, Ellen. Sei eine Märtyrerin. Wie du willst. Wir sehen uns später.» Er dreht sich um und geht zur Tür.
Ich verziehe das Gesicht und strecke hinter seinem Rücken beide Mittelfinger in die Luft, und dann höre ich, wie die Garagentür aufgeht und wie Andys BMW anspringt und wegfährt. Ich bleibe in der ohrenbetäubenden Stille sitzen. Ein paar Minuten lang habe ich Mitleid mit mir
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