Maenner fuers Leben
dämliches Geschwätz, diese Hochnäsigkeit und den unerbittlichen und beinahe komischen Snobismus der beiden.
Aber ich bin überrascht und noch mehr enttäuscht, als Andy mit keinem Wort auf die Sache zu sprechen kommt. Überhaupt hat er so wenig zu sagen, dass er mir ganz ungewohnt distanziert, ja, reserviert erscheint, und allmählich habe ich das Gefühl, er ist tatsächlich wütend auf mich , weil ich bei Margots Barbecue ein solches Aufsehen gemacht habe. Als wir vor unserem Haus sind, bin ich versucht, ihn geradewegs darauf anzusprechen, aber dann tue ich es doch nicht, weil ich befürchte, ich könnte schuldbewusst wirken, und ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas falsch gemacht habe.
Also bleibe ich stur und plaudere munter. «Die Filets waren wirklich erstklassig, nicht?», sage ich.
«Ja. Haben ziemlich gut geschmeckt.» Andy nickt einem nächtlichen Jogger zu, der in einem verrückten, von Kopf bis Fuß reflektierenden Anzug an uns vorübertrabt.
«Den kann wirklich niemand überfahren», sage ich kichernd.
Andy ignoriert meinen halbherzigen Witz und redet in ernsthaftem Ton weiter. «Margots Maissalat war auch sehr gut.»
«M-hm. Ja. Ich werde sie nach dem Rezept fragen», brumme ich, und es klingt ein bisschen ätzender als beabsichtigt.
Andy wirft mir einen Blick zu, den ich nicht deuten kann – irgendeine Mischung aus betrübt und abwehrend –, und dann lässt er meine Hand los und zieht seinen Schlüssel aus der Tasche. Er wird schneller, als er durch die Einfahrt auf die Vorderveranda zugeht; er schließt die Tür auf und tritt zur Seite, um mich vorbeizulassen. Das tut er immer, aber heute Abend wirkt die Geste förmlich, beinahe angespannt.
«Oh, danke», sage ich. Irgendwie fühle ich mich gestrandet in einem Niemandsland: Ich möchte Streit, und ich möchte Nähe.
Andy gibt mir beides nicht. Stattdessen geht er um mich herum, als wäre ich ein Paar Tennisschuhe auf der Treppe, und steigt geradewegs hinauf in unser Zimmer.
Widerstrebend folge ich ihm und sehe zu, wie er sich auszieht. Ich habe den verzweifelten Drang, zu klären, was da zwischen uns in der Luft liegt, aber ich will nicht den ersten Schritt tun.
«Gehst du ins Bett?» Ich werfe einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims.
«Ja. Ich bin erledigt», sagt Andy.
«Es ist erst zehn.» Ich bin wütend und traurig zugleich. «Willst du nicht mehr fernsehen?»
Er schüttelt den Kopf. «Es war eine lange Woche.» Dann zögert er, als habe er vergessen, was er gerade tun wollte, ehe er seine oberste Kommodenschublade öffnet und seinen besten Pyjama – aus feiner ägyptischer Baumwolle – herausnimmt. Er macht ein überraschtes Gesicht. «Hast du den gebügelt?»
Ich nicke, als wäre weiter nichts dabei, aber in Wahrheit habe ich mich wie eine Märtyrerin gefühlt, als ich ihn gestern Morgen gebügelt habe, mit Stärke und allem Drum und Dran. Sprühen, seufzen, bügeln. Sprühen, seufzen, bügeln .
«Das wäre doch nicht nötig gewesen.» Langsam und bedächtig knöpft er die Jacke zu und sieht mich nicht an.
«Ich wollte aber», lüge ich und konzentriere mich auf seinen schlanken Nacken, als er auf den obersten Knopf hinunterschaut. Ich habe ja nichts Besseres zu tun in Atlanta, denke ich.
«Das war nicht nötig … Ich habe nichts gegen ein paar Falten.»
«Bei Kleidern oder in meinem Gesicht?», frage ich trocken; vielleicht kann ich das Eis brechen – und dann mit ihm streiten.
«Sowohl als auch», sagt Andy mit versteinerter Miene.
«Gut», sage ich schnippisch. «Denn, weißt du, der Botox-Typ bin ich eher nicht.»
Andy nickt. «Ja. Ich weiß.»
«Ginny kriegt Botox.» Ich komme mir ein bisschen albern vor bei diesem offenkundigen und ungeschickten Versuch, das Gespräch auf das Thema zu lenken, das mich in Wirklichkeit beschäftigt – und noch alberner, als Andy nicht anbeißt.
«Ach, wirklich?», sagt er desinteressiert.
«Ja. Alle zwei Monate.» Jetzt klammere ich mich an Strohhalme. Als könnte die Frequenz ihrer Besuche beim Schönheitschirurgen ihn endlich dazu bringen, sich an meine Seite zu stellen.
«Tja.» Er zuckt die Achseln. «Jedem Tierchen sein Pläsierchen.»
Ich atme tief ein und setze dazu an, ernsthaft mit ihm zu diskutieren.
Aber bevor ich etwas sagen kann, wendet er sich ab und verschwindet im Badezimmer, und mich lässt er auf dem Fußende unseres Bettes sitzen, als wäre ich die Schurkin in diesem Stück.
Zu allem Überfluss schläft Andy auch noch sofort ein.
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