Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
wütend und traurig und fassungslos.
    «Wie auch immer.» Mit leisem Unbehagen bemüht Leo sich, das Thema zu wechseln und in die Gegenwart zurückzukehren.
    «Wie auch immer», sage ich.
    Und gerade als ich höre, wie die Garagentür sich öffnet und Andy – wo immer er gewesen ist – nach Hause kommt, knicke ich ein und sage, was ich die ganze Zeit sagen wollte. «Tja, also. Erzähl mir mal mehr über diesen Auftrag.»
    «Du willst kommen?» Seine Stimme klingt erfreut.
    «Ja», sage ich, «ich will kommen.»

Siebenundzwanzig
    In den nächsten Minuten gibt Leo mir eine kurze Beschreibung des Jobs – ein Feature über Coney Island –, und ich bete zum Himmel, dass Andy nicht hereinplatzt und mich ertappt, atemlos und mit glühenden Wangen. Irgendwann werde ich ihm sagen müssen, dass ich nach New York fliege, aber ich kann diesen Auftrag nicht mit unserem Streit in Verbindung bringen. Es geht dabei nicht um unseren Streit.
    «Ich brauche nur ein paar allgemeine Aufnahmen vom Strand … den Boardwalk … die Karussells», sagt Leo.
    «Ja, klar», sage ich abgelenkt. Ich will noch nicht auflegen – noch lange nicht –, aber ich will mein Glück auch nicht strapazieren.
    «Nicht ganz so schick wie das letzte Shooting, was?», sagt Leo, als ob ich mich wegen des Glamour-Faktors für den Job interessierte.
    «Das ist schon okay», sage ich. «Wo soll die Sache erscheinen?»
    «In Time Out .»
    Ich nicke. «Und wann brauchst du die Bilder?»
    «In den nächsten zwei Wochen. Ist das machbar?»
    «Müsste eigentlich.» Ich gebe mich cool und lasse mir nicht anmerken, dass sich in meinem Kopf immer noch alles dreht, seit ich weiß, dass er zurückgekommen ist. «Ich möchte gern mehr darüber hören, aber –»
    «Musst du Schluss machen?» Leo klingt zufriedenstellend enttäuscht.
    «Ja», sage ich – und dann spreche ich es einfach aus. «Andy ist nach Hause gekommen …»
    «Kapiere.» Wie Leo das sagt, macht er uns zu Verschwörern. Anders als bei dem Shooting mit Drake haben wir diesmal tatsächlich etwas ausgeheckt.
    «Ich melde mich dann wieder …», sage ich unbestimmt.
    «Wann?» Sein Ton ist zwar nicht begierig, aber die Frage ist es.
    Ich muss wider Willen lächeln, als ich daran denke, dass ich ihn auf ebendiese Art immer festnageln wollte: Immer wollte ich wissen, wann wir das nächste Mal miteinander reden, wann wir uns wiedersehen würden. Also zahle ich es ihm mit einer seiner eigenen scherzhaften Antworten nach alter Schule heim: «Sobald es menschenmöglich ist.» Ob er sich an diesen Satz erinnert – und ob er ihn auch bei Wie-heißt-sie-gleich benutzt?
    Leo lacht, und das klingt so gut. Ja, er erinnert sich. Er erinnert sich an alles, genau wie ich. «Super», sagt er. «Ich warte.»
    «Okay», sage ich, und mir läuft ein Schauer über den Rücken, als ich daran denke, wie lange ich auf ihn gewartet habe und wie lange ich gebraucht habe, um endlich aufzugeben.
    «Also … bis dann, Ellen.» Wieder höre ich das Lächeln in seiner Stimme. «Bis bald.»
    «Ja, bis dann, Leo.» Ich klappe das Telefon zu und atme ein paarmal tief durch, um mich zu fassen. Dann lösche ich die Anruferliste und gehe ins Badezimmer. Es geht um Arbeit , denke ich und schaue in den Spiegel. Es geht darum, mein Glück zu finden .
    Ich putze mir die Zähne, wasche mir das Gesicht mit kaltem Wasser und ziehe ein frisches T-Shirt und weiße Shorts an. Dann gehe ich die Treppe hinunter und bereite mich darauf vor, Andy zu sehen. Ein bisschen wütend bin ich noch, aber das Gespräch mit Leo hat mich milde gestimmt, und so bin ich etwas aufgekratzt und nachsichtig mit Andy. Andy könnte jetzt im Garten mit Ginny Krocket spielen, und ich glaube ehrlich, es würde mich nicht aus der Fassung bringen. Vielleicht würde ich ihnen sogar Mint Juleps servieren.
    Aber nicht Ginny, sondern Stella ist bei Andy, und statt der Krocket-Schläger sehe ich eine Reihe glänzender Einkaufstüten von Neiman Marcus auf der Küchentheke. Andy wickelt einen großen, silbernen Bilderrahmen aus weißem Seidenpapier, und der Blick, den er mir zuwirft, ist entweder eine Bitte um Verzeihung oder das dringende Ersuchen, unsere ehelichen Spannungen für mich zu behalten. Vielleicht beides. Ich lächle ihn beschwichtigend, beinahe gönnerhaft an, und dann schalte ich auf Autopilot und bin die gute Schwiegertochter.
    «Hi, Stella», sage ich fröhlich und drücke die Schultern nach hinten, um ihre perfekte Haltung nachzuahmen – so, wie ich mich

Weitere Kostenlose Bücher