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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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fragt er.
    Ich musste Etiketten drucken und Oprah Winfrey sehen und bügeln , denke ich, aber ich sage: «Na ja, zum einen bin ich nach Atlanta gezogen.» Ich stocke, und wieder bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich «ich» gesagt habe. Aber ich korrigiere mich nicht. Schließlich fühlt es sich in letzter Zeit wirklich an wie «ich».
    «Nach Atlanta, hm?», sagt Leo.
    «Ja.»
    «Gefällt’s dir da?»
    «Kein bisschen!», sage ich, und es klingt vergnügt und munter.
    Leo lacht. «Wirklich nicht? Ein Freund von mir wohnt in Atlanta – in Decatur, glaube ich. Er sagt, es ist ziemlich cool da unten. Man kann viel unternehmen … gute Musik, Kultur …»
    «Tatsächlich kann man nicht besonders viel unternehmen.» Wahrscheinlich tue ich Atlanta unrecht. Wahrscheinlich habe ich nur ein Problem mit der Graham’schen Version von Atlanta. Aber das ist natürlich ein ziemlich großes Problem.
    «Was gefällt dir denn nicht?», fragt Leo.
    Ich zögere. Vermutlich sollte ich jetzt unbestimmt, allgemein und kurz antworten, aber stattdessen schildere ich detailliert alle meine Einwände gegen das sogenannte gute Leben und benutze Wörter wie «isoliert» und «verhätschelt», «gesellschaftlicher Aufstieg» und «erstickend».
    Leo stößt einen Pfiff aus. «Mann», sagt er. «Du lässt aber nichts aus.»
    Ich lächle und merke, dass es mir nach meiner Tirade plötzlich viel bessergeht – und noch besser geht es mir, als Leo mit einem hoffnungsvollen Unterton fragt: «Kannst du nicht nach New York zurückziehen?»
    Ich lache nervös und zwinge mich, den Namen meines Mannes auszusprechen. «Ich glaube, das würde Andy nicht besonders gefallen.»
    Leo räuspert sich. «Ja. Wahrscheinlich nicht … Er ist … von da, nicht wahr?»
    «Ja», sage ich und denke: Ein echter Sohn seiner Vaterstadt .
    «Hast du ihm denn gesagt, dass dir seine Stadt auf den Geist geht?», fragt Leo. «Dass das Leben außerhalb von New York ungefähr so ist, als müsste man ein warmes Soda trinken, das nicht mehr sprudelt?»
    «Das eher nicht», sage ich leichthin, aber ich balanciere auf dem Hochseil der Loyalität: Über seinen Partner zu meckern, ist schlimmer, als ihn körperlich zu betrügen, finde ich. Mir wäre es fast lieber, Andy würde mit einer anderen Frau schlafen, statt ihr beispielsweise zu sagen, ich sei miserabel im Bett. Also wechsele ich trotz unseres gestrigen Streits den Tonfall und bemühe mich, so fair wie möglich zu sein. «Er ist wirklich glücklich hier … Er arbeitet bei seinem Dad … Du weißt schon, so was wie ein Familienunternehmen … Und wir haben auch schon ein Haus gekauft.»
    «Lass mich raten», sagt Leo. «Ein dickes fettes Haus mit allem Drum und Dran?»
    «Ungefähr.» Ich bin plötzlich verlegen wegen meines Reichtums, aber ein bisschen muss ich ihn auch verteidigen. Ich war schließlich damit einverstanden. Ich habe mich für Andy entschieden . Für seine Familie. Für dieses Leben.
    «Hm», sagt Leo, als müsse er darüber nachdenken.
    «Seine Familie würde es nicht überleben, wenn wir zurückgingen», sage ich.
    «Dann ist Margot auch da?», fragt Leo mit einem Hauch von Verachtung in der Stimme.
    «Ja», sage ich gedehnt. «Sie ist vor ungefähr einem Jahr hierhergezogen … und sie kriegt ein Kind. Also ist es … eigentlich … zu spät, um wieder wegzugehen.»
    Leo macht ein Geräusch – entweder ein Lachen oder ein heftiges Ausatmen.
    «Was ist?», frage ich.
    «Nichts», sagt er.
    «Sag schon», bitte ich ihn leise.
    «Na ja», sagt er. «Haben wir nicht eben noch gesagt, es ist nie zu spät?»
    Mein Magen sackt ein Stück tiefer, und ich schüttele den Kopf und forme mit den Lippen das Wort Verdammt . Ich bin im Eimer. Und das Gefühl wird nur noch stärker, als Leo sagt: «Vielleicht ginge es dir besser, wenn du nochmal zu einem Shooting herkommen könntest?»
    «Nach New York?»
    «Ja.»
    «Mit dir?», frage ich zögernd, hoffnungsvoll.
    «Ja», sagt Leo. «Mit mir.»
    Ich atme ein, beiße mir auf die Unterlippe und sage: «Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist …» Ich lasse den Satz in der Schwebe. Das Schweigen ist aufgeladen, und ich habe Herzklopfen.
    Er fragt: «Warum?» – aber er muss wissen, warum.
    «Tja, mal sehen.» Ich verschanze mich hinter scherzhaftem Sarkasmus. «Mal sehen … Vielleicht, weil ich verheiratet bin? Und weil du mein Ex-Freund bist?» Und wider besseres Wissen füge ich hinzu: «Mein Ex-Freund, der sich vor Jahren in Luft aufgelöst

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