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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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oft dabei ertappe, dass ich in ihrer Gegenwart deutlicher und langsamer spreche.
    «Hallo, meine Liebe!» Sie umarmt mich.
    Ich atme ihren Sommerduft ein – eine Mischung aus Orangenblüten und Sandelholz –, und sie sagt: «Du hast hoffentlich nichts dagegen … ich habe ein paar Rahmen für euch gekauft.»
    Ich werfe einen Blick auf die Theke und sehe noch mindestens ein Dutzend Sterlingsilber-Rahmen in verschiedenen Größen, allesamt verschnörkelt, alle sehr steif und zweifellos alle sehr teuer.
    «Sie sind schön. Aber das hättest du nicht tun sollen.» Ich wünschte wirklich, sie hätte es nicht getan. Die Dinger sind schön, aber sie sind kein bisschen mein Stil. Mein Stil sind unsere schlichten, schwarzen Holzrahmen.
    «Ach, nicht der Rede wert.» Stella öffnet einen Rahmen mit schwerem Perlschnurmuster und legt ein Familienfoto aus ihrer Kindheit hinein: Alle tragen feines weißes Leinen und sitzen grinsend in einem Segelboot in Charleston. Das ultimative, lässig-elegante Sommerfoto einer Familie von weißen, angelsächsischen Protestanten. Sie bläst ein Stäubchen von der Glasscheibe und wischt mit dem Daumen einen Flecken von der Ecke des Rahmens. «Nur ein kleines Geschenk zum Einzug.»
    «Du hast uns schon so viel geschenkt.» Ich denke an die Großvateruhr, an die leinenen Handtücher für unser Bad, die gebrauchten, aber immer noch makellosen italienischen Terrassenmöbel, das Ölgemälde von Andy als Kind – lauter Einzugsgeschenke, lauter Sachen, die ich nicht zurückweisen konnte. Das hat schon fast etwas Passiv-Aggressives: Sie ist so freundlich, so aufmerksam, so großzügig, dass man immer das Gefühl hat, man muss tun, was sie will. Also tut man, was sie will.
    Sie winkt ab. «Es ist wirklich nichts.»
    «Na, dann vielen Dank», sage ich knapp. Margot, denke ich jetzt, hat mir beigebracht, dass man immer ein- oder zweimal protestieren müsse, wenn man ein Geschenk oder ein Kompliment bekommt, aber es am Ende niemals zurückweisen dürfe.
    «Das ist doch gern geschehen», sagt Stella und tätschelt, ohne sich etwas zu denken, meine Hand. Ihre Fingernägel sind perfekt und rotlackiert, sie passen zu ihrem Faltenrock und ihrer Ferragamo-Handtasche und dem klobigen Saphir-Klunker an ihrem rechten Ringfinger.
    «So. Ell», sagt Andy und sieht beflissen aus, «wollen wir diese Rahmen für unsere Hochzeits- und Flitterwochenfotos nehmen? Die in der Diele stehen?»
    Stella strahlt mich an und wartet darauf, dass die Hausherrin ihre Erlaubnis gibt.
    «Gern.» Lächelnd denke ich, dass es eine sehr angemessene Entscheidung ist, denn auch die Hochzeit war so, wie Stella sie haben wollte.
    Andy nimmt ein paar der Rahmen von der Theke und deutet zur Tür. «Dann komm … Probieren wir’s aus.»
    Zwinker zwinker .
    Stella summt vor sich hin und fängt an, die Einkaufstüten säuberlich zusammenzufalten, und ich verdrehe die Augen und folge Andy in die Diele.
    «Es tut mir so leid», fängt er flüsternd an und lehnt sich an den hochglänzenden Mahagonitisch (noch ein «Geschenk» von seinen Eltern), auf dem unsere Hochzeitsfotos aufgestellt sind. Sein Gesichtsausdruck und seine Körpersprache sind aufrichtig, ja, ernst – aber ich frage mich trotzdem unwillkürlich, wie viel von dieser Reuebereitschaft mit der Tatsache zu erklären ist, dass seine Mutter in unserem Haus anwesend ist. Die Grahams haben einander immer im Hinterkopf, bei allem, was sie tun. «Es tut mir wirklich leid», sagt er.
    «Mir auch.» Ich weiche seinem Blick aus und ringe mit mir selbst. Zum Teil möchte ich mich unbedingt mit Andy vertragen und ihm wieder nah sein, aber zum anderen will ich, dass ein Bruch zwischen uns bleibt, damit ich rechtfertigen kann, was ich tue. Was immer ich gerade tue.
    Ich verschränke die Arme fest vor der Brust, als er weiterredet. «Ich hätte etwas sagen sollen gestern Abend … wegen der Bemerkung über den Wein …»
    Ich sehe ihm endlich in die Augen und bin ein bisschen resigniert, weil er anscheinend tatsächlich glaubt, bei unserem Streit sei es um einen glanzlosen Weinberg bei Pittsburgh gegangen. Er muss doch merken, dass hier mehr im Gange ist – dass die Fragen, um die es geht, bedeutsamer sind als das, was gestern Abend vorgefallen ist. Zum Beispiel die Frage, ob ich in Atlanta glücklich bin. Ob wir wirklich so gut zueinander passen, wie wir einmal dachten, und warum in unserer jungen Ehe solche Spannungen herrschen.
    «Ist schon gut», sage ich und frage mich, ob ich auch so

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