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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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konziliant wäre, wenn ich nicht eben mit Leo gesprochen hätte. «Wahrscheinlich habe ich überreagiert.»
    Andy nickt, als gebe er mir recht, und darüber bin ich schon wieder so empört, dass ich kleinlich hinzufüge:«Aber ich kann Ginny und Craig wirklich nicht ausstehen.»
    Andy seufzt. «Ich weiß. Aber es wird ziemlich schwer sein, ihnen aus dem Weg zu gehen.»
    «Können wir es wenigstens versuchen?» Jetzt ist mein Lächeln beinahe aufrichtig, und ich lasse die Arme herunterhängen.
    Andy lacht leise. «Na klar», sagt er. «Wir versuchen es. Und wenn wir uns das nächste Mal streiten, sollten wir uns vertragen, bevor wir einschlafen. Meine Eltern sind nie im Streit ins Bett gegangen. Wahrscheinlich sind sie deshalb schon so lange zusammen …»
    D ie perfekten Grahams, denke ich. «Na ja, genau besehen bin ich im Streit auf die Couch gegangen.»
    Er lächelt. «Stimmt. Lass uns das auch nicht tun.»
    Ich zucke die Achseln. «Okay.»
    «Dann ist alles wieder gut?», fragt Andy, und die Sorgenfalten auf seiner Stirn sind verschwunden. Es ärgert mich, dass er glaubt, wir können so leicht darüber hinweggehen und unsere Probleme und meine Gefühle unter den Teppich kehren. «Ja», sage ich widerstrebend. «Alles okay.»
    «Nur okay?», drängt Andy.
    Ich schaue ihm in die Augen und bin einen Moment lang kurz davor, Klartext mit ihm zu reden. Ihm zu sagen, dass wir uns mitten in einer kleinen Krise befinden. Ihm alles zu sagen. Im Grunde meines Herzens weiß ich, dass es die einzige Möglichkeit ist, alles in Ordnung zu bringen und wieder eins mit ihm zu werden. Aber ich bin noch nicht ganz so weit, dass ich wieder eins mit ihm sein möchte, und deshalb lächle ich halbherzig und sage: «Irgendwo zwischen okay und gut.»
    «Na ja, das ist ein Anfang.» Andy beugt sich vor und nimmt mich in die Arme. «Ich liebe dich so sehr», haucht er an meinem Hals.
    Ich schließe die Augen, entspanne mich und erwidere die Umarmung. Ich versuche, unseren Streit zu vergessen, meine Klagen über unser Leben und vor allem, dass Margot an meiner Vergangenheit herumgepfuscht hat, ob mit guter Absicht oder nicht.
    «Ich liebe dich auch», sage ich zu meinem Mann, und ich empfinde tiefe Zuneigung und sogar Verlangen – und bin erleichtert, dass ich so für ihn fühle.
    Aber in dem Augenblick, bevor wir uns voneinander lösen, neben unseren Hochzeitsfotos und mit geschlossenen Augen, sehe ich nur Leo, wie er vor all den Jahren in meinem Hausflur stand. Und wie er jetzt in seiner Wohnung in Queens sitzt, Bob Dylan hört und auf meinen Anruf wartet.

Achtundzwanzig
    Ich schaffe es, Leo an dem Wochenende nicht noch einmal anzurufen oder ihm eine E-Mail oder SMS zu schicken. Stattdessen tue ich, was sich gehört – alles das, was ich tun soll . Ich rahme unsere Hochzeitsfotos neu. Ich schreibe Stella eine fröhliche, beinahe völlig aufrichtige Dankeskarte. Ich gehe mit dem gesamten Graham-Clan in die Kirche und zum Brunch. Ich mache fast einhundert erstklassige Schwarzweißfotos von Webb und Margot und ihrem Babybauch. Und die ganze Zeit unterdrücke ich meinen Ärger und versuche, mir einzureden, dass ich den Auftrag nicht aus Bosheit oder Rachsucht annehme, oder um eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen. Ich gehe nach New York, um zu arbeiten – und um ein bisschen Zeit mit Leo zu verbringen. Es ist mein gutes Recht, zu arbeiten und mit Leo befreundet zu sein, und weder das eine noch das andere kann in irgendeiner Weise meine Ehe, meine Freundschaft mit Margot oder mein Leben in Atlanta beeinträchtigen.
    Als ich mich am Sonntagabend vor den Computer hocke, um mir ein nicht umtauschbares Flugticket nach New York zu kaufen, bin ich fest davon überzeugt, dass meine Absichten vielleicht nicht völlig rein, aber doch rein genug sind. Aber dann gehe ich zu Andy ins Wohnzimmer, wo er sich ein Golfturnier im Fernsehen anschaut, und erwähne beiläufig, dass ich für Time Out ein paar Fotos auf Coney Island machen soll, und jetzt verspüre ich doch wieder die vertrauten Gewissensbisse.
    «Super», sagt Andy, ohne den Blick von Tiger Woods zu wenden.
    «Ja … Ich denke, ich fliege übernächste Woche hin, fotografiere, bleibe noch eine Nacht … Vielleicht treffe ich mich mit ein paar Freunden», sage ich, und es soll sich anhören, als dächte ich laut. Mein Herz klopft in banger Erwartung, und ich drücke die Daumen und hoffe, dass Andy nicht allzu viele Fragen stellen wird, damit ich nicht lügen muss, wenn er wissen

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