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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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herrischen besten Freundinnen immer in eine gewisse Passivität zu verfallen scheint. Ich beobachte die beiden und frage mich einen Moment lang, ob ich in Margots Anwesenheit auch anders bin als sonst.
    Ginny schüttelt den Kopf und pflückt ein originelles, lavendelfarbenes Petit Four von einem Silbertablett, einem Erbstück, das ihr Personal todsicher heute Morgen poliert hat. «Bis jetzt noch nicht … Aber man kann gar nicht vorsichtig genug sein, wenn es um die Kinder geht.»
    Wir alle nicken stumm, als müssten wir über die tiefe Bedeutung dieser Perle der Weisheit nachdenken. Ginny verkündet ihre Betrachtungen zum Weltganzen immer in einem Offenbarungston, ganz so, als sei sie die Erste, die diesen Gedanken gedacht hat. Mein Lieblingsaphorismus ist der, den sie heute ein paar Frauen mitteilte, die wahrsagten, dass Margot einen Jungen bekommen würde, weil sie den Bauch so tief trägt: «Ich bin so froh, dass sie und Webb abwarten und es nicht schon vorher feststellen lassen! Es ist die einzige Überraschung, die es im Leben noch gibt.» Ach, du bist ja so originell, Ginny! Das habe ich ja noch nie gehört. Und nebenbei bemerkt – ich habe zwar eigentlich keine Meinung dazu, ob man sich jetzt das Geschlecht seines ungeborenen Kindes sagen lässt oder nicht, aber ist es nicht so, dass viele Paare sich dagegen entscheiden, das Geschlecht vorher zu wissen? Und überhaupt – welche anderen Überraschungen sind im Laufe der letzten Jahrzehnte eigentlich über Bord gegangen? Gibt es denn keine Überraschungspartys mehr? Bekommt niemand mehr unerwartet Blumen oder Geschenke? Ich kapier’s nicht.
    Ich trinke meinen Champagner aus, sehe Ginny an und verkünde: «Übrigens, ich glaube, ich weiß, wer den Wein verschüttet hat.»
    «Wer denn?», fragen alle wie aus einem Munde, sogar Margot, die es meistens schnell kapiert, wenn ich einen Witz machen werde.
    «Dieser hässliche Trampel», sage ich und unterdrücke ein Grinsen.
    «Wer?», fragen wieder alle, und Ginny fängt tatsächlich an, die Namen der weniger attraktiven Besucherinnen aufzuzählen.
    Ich schüttele den Kopf und gebe dann stolz bekannt: «Lucy.» Ich rede von Andys Lucy. Seinem Schätzchen nach der Highschool und vor dem College. Margot hat sie auf die Einladungsliste gesetzt, nachdem sie mich um Erlaubnis gefragt hat.
    «Wenn es dir irgendwie unangenehm ist, lasse ich sie weg», hat sie mehr als einmal gesagt und dann immer erläutert, dass sie über diverse Wohltätigkeitsveranstaltungen und durch den Country Club miteinander Kontakt haben; außerdem gebe es eine unglückselige, wenn auch kaum nennenswerte verwandtschaftliche Verbindung (Lucy ist durch die Ehe mit einem Cousin zweiten Grades mit Webb verschwägert).
    Ich habe Margot wiederholt versichert, dass es überhaupt kein Problem sei; ich sei sogar neugierig darauf, Andys erste Liebe kennenzulernen, und es sei mir lieber, wenn ich sie unter kontrollierten Bedingungen zu sehen bekäme – das heißt, mit Make-up im Gesicht. Aber insgeheim glaube ich, meine wahren Beweggründe hatten mehr mit Leo zu tun. Wenn Lucy zu der Babyparty käme, wäre das eine weitere unbezahlbare Ausrede im Sortiment meiner rationalen Rechtfertigungen: Margots Ex macht ihren Garten, Andys Ex kommt zur Babyparty seiner Schwester. Wieso kann ich also nicht gelegentlich mit meinem Ex zusammenarbeiten?
    Wie auch immer – dass ich jetzt einen Witz mache, ist völlig klar, denn Lucy ist alles andere als hässlich. Mit ihrem Puppengesicht, dem cremefarbenen Teint und den roten Ringellocken fällt sie eindeutig in die Kategorie «hübsch», und wahrscheinlich hat sie die beste Figur, die ich jemals leibhaftig gesehen habe: eine fast cartoonhafte Sanduhr-Silhouette, die vollends unerhört ausgesehen hätte, wenn Lucy sich weniger konservativ kleiden würde. Margot und Stella haben verstanden und lachen, während ihre kleinkarierten Freundinnen mit hochgezogenen Brauen zickig dreinschauen.
    Ich verdrehe die Augen. «Hey! Das war ein Scherz ! Das Mädchen sieht hinreißend aus.»
    Ginny macht ein enttäuschtes Gesicht, weil es nun doch keinen Stutenbiss gibt, und Pam wirft den Kopf in den Nacken und stößt ein nerviges Kichern aus, das klingt, als käme es vom Tonband. Viel zu begeistert sagt sie: «Ist sie nicht wundervoll ?»
    «Das ist sie wirklich», sage ich großmütig. Lucy sah sehr süß und fast nervös aus, als sie mir sagte, wie schön es sei, mich kennenzulernen. Das fände ich auch, sagte ich, und ich meinte es

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