Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
Vom Netzwerk:
geküsst, und ich dachte daran, wie viele Frauen sich darüber beklagen, dass ihr Mann sich das Vorspiel spart. Andy vergisst nie, mich zu küssen.
    «Ellen?», fragt Suzanne durch das Telefon.
    «Ich bin noch da», sage ich und starre in unseren dunstigen Garten. Es ist noch nicht mal neun Uhr, und wir haben jetzt schon fast fünfunddreißig Grad. Zu heiß für Kaffee. Ich nehme noch einen Schluck und kippe den Rest neben mir ins Beet.
    «Inwiefern anders?», wiederholt Suzanne, aber ich habe das Gefühl, sie weiß genau, inwiefern. Alle Frauen kennen den Unterschied zwischen dem, den sie heiraten, und dem, den sie haben gehen lassen.
    «Es ist wie … der Unterschied zwischen Gebirge und Strand.» Ich klammere mich an Strohhalme, um irgendein passendes Bild zu finden.
    «Und wer ist der Strand?» Im Hintergrund höre ich das Piepen eines Elektrowagens, der durch das Flughafenterminal rollt, und dann gibt eine quäkende Lautsprecherstimme eine Gate-Änderung bekannt.
    Es versetzt mir einen sehnsüchtigen Stich, und ich wünschte, ich wäre am Flughafen und würde gleich irgendwo hinfliegen. Egal, wohin. Zum ersten Mal beneide ich Suzanne um ihren Job – um ihre physische Freiheit, um die dauernde Bewegung. Vielleicht liegt darin ja auch für sie der Reiz; vielleicht behält sie deshalb einen Job, den sie oft als «Kellnern ohne Trinkgeld» bezeichnet.
    «Andy», sage ich und schaue in den weißglühenden Himmel. Er sieht aus, als habe die gnadenlose Hitzewelle ihn ausgebleicht, das Blau weggebrannt und ein farbloses Nichts hinterlassen. «Andy ist ein Sonnentag mit ruhigem, türkisblauem Wasser und einem Glas Wein.» Ich muss lächeln, und die Vorstellung, wie wir beide irgendwo an einem Strand faulenzen, macht mich froh. Vielleicht brauchen wir einfach einen guten Urlaub. Vielleicht muss ich mit Andy in ein Flugzeug steigen, statt von ihm wegzufliegen. Aber im Grunde meines Herzens weiß ich, dass ein romantisches Trallala an unserem Problem nichts ändern würde.
    «Und Leo?», will Suzanne wissen.
    «Leo.» Sein Name rollt über meine Zunge, und mein Herz schlägt schneller. «Leo ist eine Bergwanderung bei kaltem Nieselregen. Man weiß nicht genau, wo man ist, man hat Hunger, und es wird bald dunkel.»
    Suzanne und ich lachen beide.
    «Keine Frage», sagt sie, «der Strand hat gewonnen.»
    «Schon, aber …» Ich seufze.
    «Und wo liegt das Problem?»
    «Das Problem ist … Es gefällt mir da draußen im Wald. Ich mag die Dunkelheit und die Stille. Es ist geheimnisvoll … und aufregend. Und der Blick vom Gipfel, über die Bäume hinweg und hinunter ins Tal …»
    «Ist der Hammer.» Suzanne vollendet meinen Satz.
    «Ja.» Ich sehe Leos kräftige Unterarme und seine breiten Schultern. Ich sehe, wie er vor mir geht, in einer verschlissenen Jeans, wie er immer alles im Griff hat. «Das ist der Hammer.»
    «Tja, dann», sagt meine Schwester, «dann zieh los und genieß die Aussicht da oben.»
    «Meinst du?» Ich warte darauf, dass sie die konkreten Bedingungen aufführt – dass sie mir sagt, was ich darf und was ich nicht darf.
    Aber sie sagt nur: «Geh bloß nicht zu nah an den Rand.»
    Ich lache nervös, eher bang als belustigt.
    «Sonst könnte es sein, dass du springst», sagt sie.

    Trotzdem merke ich in den Tagen vor dem Trip immer wieder, dass ich gegen Suzannes Rat viel zu nah am Rand stehe. Wir schreiben uns jetzt oft E-Mails, deren Ton vertraut ist, und wir schicken uns SMS und telefonieren sogar. Und irgendwann bin ich wieder komplett besessen, ganz wie in alten Zeiten, auch wenn ich mir dauernd einzureden versuche, dass ich nicht besessen bin. Dass es nicht ist wie in alten Zeiten.
    Plötzlich ist der Tag vor dem Flug da – und zufällig ist es auch der Tag, an dem Margot ihre Babyparty gibt, ein Ereignis, vor dem mir ein bisschen graut, zumindest insofern, als Ginny die ganze Planung an sich gerissen und eine förmliche, protzige Veranstaltung daraus gemacht hat, keine lockere Party, bei der ein paar gute Freundinnen mit Geschenken die bevorstehende Ankunft eines geliebten Babys feiern. Ich werde dieses Fest über mich ergehen lassen, ich muss es noch hinter mich bringen, bevor ich nach New York entfliehen und da weitermachen kann, wo Leo und ich nach unserer Rückkehr aus L.A. aufhören mussten. Bevor ich der Sache mit Leo und mir auf den Grund gehen kann – was immer das sein mag.
    Ich strecke mich unter der Bettdecke aus; eben habe ich Andy einen Abschiedskuss gegeben und ihm viel Spaß

Weitere Kostenlose Bücher