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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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beim Golf gewünscht, als mein Handy klingelt. Der Vibrationsalarm lässt das Telefon an den Rand des Nachttischs wandern. Ich fange es auf und hoffe, dass es Leo ist; ich muss seine Stimme hören, noch bevor der Tag beginnt. Und tatsächlich, sein Name leuchtet auf dem Display.
    «Hallo», sage ich schlaftrunken, und ich bekomme Herzklopfen, als ich auf seine ersten Worte warte.
    «Hi.» Auch Leos Stimme klingt verschlafen. «Bist du allein?»
    «Ja.» Zum hundertsten Mal frage ich mich, ob er immer noch mit seiner Freundin zusammen ist. Gelegentlich verabschiedet er sich sehr eilig von mir, wenn wir telefonieren, und deshalb habe ich den Eindruck, sie ist noch da. Auch wenn ein eifersüchtiger, besitzergreifender Teil meiner selbst sich wünscht, dass er solo ist, bin ich in gewisser Hinsicht froh, dass er ebenfalls in einer Beziehung lebt. So ist die Situation ausgeglichen, und auch er hat etwas zu verlieren.
    «Was machst du gerade?», fragt er.
    «Ich bin noch im Bett», sage ich. «Denke nach.»
    «Worüber?»
    Ich zögere. Es kommt mir vor wie ein Geständnis.
    «Über den morgigen Tag», sage ich, und ich bin aufgeregt und ängstlich zugleich. «Und über dich.»
    «Was für ein Zufall.» Kokette Worte, aber sein Ton ist schlicht und direkt. «Ich kann’s nicht erwarten, dich zu sehen.»
    «Mir geht’s genauso», sage ich, und es kribbelt überall, als ich uns beide vor mir auf Coney Island sehe: Wir laufen am Wasser entlang, machen Fotos in der romantischen goldenen Stunde vor Sonnenuntergang, lachen und plaudern und sind einfach zusammen.
    «Und was möchtest du tun?» Leo klingt genauso nervös, wie ich mich fühle.
    «Jetzt?», frage ich.
    Er lacht sein dunkles Lachen. «Nein. Nicht jetzt. Morgen. Nach dem Shooting.»
    «Ach, ich weiß nicht. Woran hast du gedacht?» Sofort bereue ich meine Antwort – ich befürchte, sie klingt wieder so wischiwaschi, wie ich früher war, als ich ihn immer alles entscheiden ließ.
    «Kann ich dich zum Essen einladen?», fragt er.
    «Gern.» Ich wünschte, es wäre schon morgen. «Das klingt wirklich gut.»
    «Du klingst gut», sagt Leo. «Ich hör’s gern, wenn deine Stimme so rau ist. Das weckt Erinnerungen …»
    Lächelnd rolle ich mich auf die andere Seite; Andys Duft hängt noch im Laken. Ich schließe die Augen und lausche dem aufregend intimen Schweigen. Mindestens eine Minute vergeht so, vielleicht mehr, und ich erinnere mich so intensiv wie noch nie an unsere gemeinsame Vergangenheit. An die Zeit vor Andy. An die Zeit, in der ich mich fühlen konnte wie jetzt, aber ohne Reue und Gewissensbisse. Nichts als reines Wohlbehagen im Hier und Jetzt. Und schließlich gebe ich der Begierde nach, die in mir aufsteigt, der körperlichen Sehnsucht, die schon so lange immer größer wird.
    Danach sage ich mir, dass er nicht weiß, was ich gerade getan habe – und dass er ganz sicher nicht das Gleiche getan hat. Ich sage mir, es musste einfach heraus, und morgen werden wir ganz geschäftsmäßig miteinander umgehen – oder im besten Fall als gute Freunde, die zufällig einmal eine Liebesbeziehung hatten. Und ich sage mir: Was auch passieren mag, ich liebe Andy. Ich werde Andy immer lieben.

Neunundzwanzig
    Ein paar Stunden später ist Margots Babyparty zu Ende, ihre zahllosen Gäste sind gegangen. Ich gehe durch Ginnys fürstliches Wohnzimmer (mit Ölgemälden von ihren Hunden, einem Wandbehang mit Craigs Familienwappen und einem Stutzflügel, auf dem niemand im ganzen Haus spielen kann – und den auch niemand berühren darf) und stopfe Reste von Schleifen und Geschenkpapier in einen weißen Müllsack und habe mal wieder Gewissensbisse. Das ist in den letzten Tagen mein Normalzustand, heute fühle ich mich aber besonders mies, so kurz vor meinem Abflug nach New York.
    Einerseits bin ich berauscht vom Gedanken an Leo. Im Geiste packe ich dauernd meinen Koffer um, und ich stelle mir den Moment des ersten Wiedersehens und den Moment des Abschieds vor. Andererseits, und ganz wider Willen, fand ich die Party ganz nett – ja, man könnte fast sagen, ich habe mich amüsiert, was zum Teil den Champagner-Cocktails zu verdanken ist. Ich behaupte immer noch, dass die Leute in Buckhead oberflächlich, seicht und unsäglich langweilig sind, aber einzeln betrachtet sind die meisten Frauen auf der Party ziemlich nett gewesen und interessanter, als man glauben möchte, wenn man sie mit ihren Designer-Kids auf dem Rücksitz in ihren Range Rovers sitzen und in ihre Handys schnattern

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