Maenner fuers Leben
Unrecht war. Noch nie und bei niemandem.
«Jedenfalls hat Andy ein Recht darauf, es zu wissen.» Sie ignoriert komplett, was ich ihr vorhalte. «Er hat ein Recht darauf, zu wissen, was seine Frau tut.»
Sie richtet sich auf, hebt das Kinn und sagt mit stahlharter, eiskalter Stimme: «Und wenn du es ihm nicht sagst, Ellen … dann sage ich es ihm.»
Dreißig
Einen Augenblick später kommen Craig, Webb, Andy und James durch die Hintertür hereingestürmt. Sie sehen verschwitzt und zufrieden aus. Ich atme durch die Zähne ein und versuche, mich zu fassen, und Margot tut es auch. Einen Herzschlag lang befürchte ich, sie könnte eine nie dagewesene Szene machen und gleich an Ort und Stelle mit allem herausplatzen. Aber eins ist immerhin sicher: Sie würde ihren Bruder niemals derart in Verlegenheit bringen. Stattdessen stürzt sie auf Webb zu und legt den Kopf an seine Brust, als suche sie Zuflucht in ihrer eigenen makellosen Beziehung.
Ich sehen den beiden zu und stelle erstaunt fest, dass ich für Andy noch vor wenigen Monaten genauso empfunden habe. Er war mein Fels in der Brandung – und jetzt stehe ich ein paar Schritte weit von ihm entfernt und fühle mich ganz allein und isoliert.
«Wer hat gewonnen?», fragt Margot und wirft Andy einen verstohlenen Blick zu; anscheinend hofft sie, dass er der Beste war. Wenn seine Frau schon vorhat, ihn zu betrügen, dann soll er wenigstens einen guten Tag auf dem Golfplatz gehabt haben.
Und richtig, Andy grinst kess und fragt augenzwinkernd: «Was glaubst du, Mags?»
«Der Kerl hat ein solches Glück», sagt James, und jetzt kommen Ginny, Stella und Pam zu uns in die Küche.
«Andy hat gewonnen!», verkündet Margot mit gespielter Fröhlichkeit, und die Männer unterhalten uns mit Golfgeschichten von der Art, die man wohl selbst miterlebt haben muss – unter anderem hat Craig in einem Wutanfall seinen nagelneuen Driver gegen eine Magnolie geschmettert. Gleich ein paarmal. Alle lachen, nur Margot und ich nicht, und Craig vergisst nicht, voller Stolz zu erwähnen, wie teuer dieser Schläger war. Dabei holt er vier Heinekens aus dem Kühlschrank und macht sie so schnell hintereinander auf, dass ich an einen Barkeeper während der Happy Hour denken muss – ein Job, den er ganz sicher nie hatte. Er verteilt sie an Andy, Webb und James, nimmt selbst einen großen Schluck aus seiner Flasche und legt sie sich dann gegen die heiße Wange.
«Und wie war die Party?» Andy ist anscheinend der einzige Mann in diesem Raum – den werdenden Vater mitgezählt –, der sich daran erinnert, dass es heute eigentlich nicht in erster Linie um Golf gegangen ist. Ich gebe ihm ein paar Pluspunkte auf der Skala des guten Ehemanns, obwohl mir klar ist, dass im Moment nicht er unter verschärfter Beobachtung stehen sollte.
Margot legt den Kopf zur Seite, lächelt zurückhaltend und sagt: «Es war wunderbar.»
«Es war so reizend», flöten Stella und Pam – beide mit exakt der gleichen Betonung. Dann wechseln sie einen liebevollen Freundinnenblick, und ich sehne mich nach der gleichen Dynamik zwischen mir und Margot – und befürchte, dass wir sie vielleicht nie wiederfinden werden.
«Hast du gut abgeräumt?», fragt James mit nachgemachtem New Yorker Akzent und dreht seinen Mützenschirm zum Gangsta-Look halb zur Seite.
Wieder lächelt Margot gezwungen und sagt, ja, sie habe ein paar hinreißende Geschenke bekommen, und dann plärrt Ginny, die ihre Schadenfreude nicht mehr im Zaum halten kann: «Und Ellen hat Lucy kennengelernt!»
Mir dreht sich der Magen um, als ich mir vorstelle, wie beglückt Ginny erst sein wird, wenn Margot ihr die ganze Ironie der Situation anvertraut.
«Tatsächlich?» Andy zieht die Brauen hoch, und sein interessierter Blick würde mich unter anderen Umständen wahrscheinlich eifersüchtig machen oder sonst wie verunsichern.
«Und wie fandest du sie?», fragt James mich mit seinem typischen augenzwinkernden Grinsen. Wahrscheinlich wird er jetzt die Chance nutzen, das sittsame Protokoll seiner Mutter zu durchbrechen.
«Sie war sehr nett», sage ich leise, und James brummt erwartungsgemäß etwas über ihre «netten Tüten».
«James!» Stella schnappt nach Luft.
«Weißt du überhaupt, was Tüten sind, Mom?», fragt James grinsend.
«Ich kann es mir denken.» Stella schüttelt den Kopf.
Andy tut freundlicherweise sein Bestes, um den Anschein zu erwecken, das Thema Lucy langweile ihn – aber genau diese Liebenswürdigkeit erinnert Margot offenbar
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