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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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wirklich ernst. Obwohl mir eine Sekunde lang das verstörende Bild vor Augen trat, wie sie als Neunzehnjährige rittlings auf meinem Mann sitzt, fügte ich noch hinzu: «Ich habe so nette Dinge über Sie gehört.»
    Es ist leicht möglich, dass Lucy in diesem Augenblick vor ihrem geistigen Auge das Gleiche sah wie ich, jedenfalls errötete sie ein bisschen und lachte. Dann aber sprach sie genau im richtigen Ton über Andy und ihre Zeit zusammen: Sie tat nicht so, als wäre sie nie mit Andy zusammen gewesen, aber sie sprach nicht zu zärtlich von ihm. Es war klar, dass es eine typische Jugendliebe zwischen den beiden gewesen war.
    «Ich hoffe nur, er hat die Fotos vom Abschlussball weggeworfen. Entsetzlich. Dieser Riesenwuschelkopf. Was habe ich mir bloß gedacht … Hatten Sie in den achtziger Jahren auch diese Moppfrisur, Ellen?»
    «Ob ich eine Moppfrisur hatte? Ich bin aus Pittsburgh. Da wurde Flashdance gedreht. Ich hatte eine Moppfrisur und Legwarmers.»
    Sie lachte, und behutsam kamen wir auf die Gegenwart zu sprechen und redeten über ihren fünfjährigen Sohn Liam, der unter einer leichten Form von Autismus leidet: Ausgerechnet das Reiten habe ihm sehr geholfen, erzählte sie. Dann sprachen wir über unseren Umzug nach Atlanta und über meine Arbeit (zu meiner Überraschung erfuhr ich, dass Margot ihr – und übrigens auch vielen anderen Gästen – von meinem Shooting mit Drake erzählt hatte). Und das war’s auch schon; kurz darauf waren wir beide in andere Unterhaltungen verwickelt. Aber während der ganzen Party habe ich mindestens ein Dutzend Mal bemerkt, dass sie mir Seitenblicke zuwarf – Blicke, die mir anzudeuten schienen, dass sie immer noch etwas für Andy empfand. Was mir natürlich gemischte Gefühle bereitete – unter anderem Schuldbewusstsein und Dankbarkeit.
    Auch jetzt fühle ich die Mischung aus schlechtem Gewissen und Geborgenheit, als Stella mich ansieht und ganz aufrichtig sagt: «Lucy ist hübsch, aber du bist viel hübscher, Ellen.»
    «Und sehr viel gescheiter», fügt Margot hinzu und zieht den Knoten an ihrem hellgelben Wickelkleid zurecht.
    «Es ist ein Segen für Andy, dass er dich hat», sagt Stella.
    Ich will mich bedanken, aber Ginny, die spüren muss, dass dies ein wohliger Familienaugenblick ist, quatscht dazwischen. «Wo stecken die Jungs eigentlich? Es ist gleich drei … Craig hat mir versprochen, dass er heute Nachmittag den Babysitter macht, während ich meinen Champagnerrausch ausschlafe.»
    Ich greife nach meiner Handtasche und denke, einen Vater, der Zeit mit seinen Kindern verbringt, sollte man nicht als Babysitter bezeichnen.
    «Vielleicht hat Andy angerufen.» Ich ziehe mein Handy aus der Tasche, und im selben Moment leuchtet Leos Name auf dem Display auf. Mein Magen tut einen aufgeregten Satz. Ich weiß, ich sollte das Telefon sofort wieder in die Tasche stecken, aber ich stehe auf und höre mich sagen: «Entschuldigt mich kurz. Es geht um das Shooting morgen.»
    Alle nicken verständnisvoll, und ich husche in die Küche – die dank Ginnys gewissenhafter Catering-Firma und ihrer unsichtbaren Haushälterin bereits makellos glänzt. Leise melde ich mich: «Hallo?»
    «Kommst du morgen auch wirklich?», fragt Leo.
    «Hör auf!», flüstere ich, und ich spüre das Adrenalin in meinen Adern.
    «Ich frag ja nur», sagt er.
    Ein schrilles Lachen kommt aus dem Wohnzimmer, und Leo fragt: «Wo bist du?»
    «Auf einer Babyparty», sage ich leise.
    «Bist du schwanger?», fragt er trocken.
    «Na klar.» Ich bin erleichtert, weil das nicht sein kann – und sofort habe ich Gewissensbisse, weil ich so erleichtert bin.
    «Okay. Wegen morgen. Möchtest du einfach direkt zu mir kommen? Und wir fahren dann zusammen raus?»
    «Ja», wispere ich. «Das geht.»
    «Okay … dann lasse ich dich jetzt wohl wieder lieber», sagt Leo, aber ich höre ihm an, dass er gern noch weiterreden möchte.
    «Okay», sage ich genauso widerstrebend.
    «Bis morgen, Ellen.»
    «Bis morgen, Leo», sage ich in einem flattrig-flirtigen Tonfall und klappe das Telefon zu. Als ich mich umdrehe, steht Margot hinter mir und starrt mich an. Mein albernes Grinsen vergeht mir sofort.
    «Mit wem sprichst du?», fragt sie, und ihre Augen blicken irritiert und zugleich vorwurfsvoll.
    «Es ging um den Fototermin morgen», stammele ich, während ich mich frage, was sie wohl gehört hat.
    Offensichtlich hat sie Leos Namen gehört – und meinen Tonfall –, denn sie fragt: «Wie kannst du das tun?»
    «Was

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