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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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waren jung, aber in mancher Hinsicht ist eine junge Liebe robuster, idealistischer, ungetrübt von den Strapazen des Alltags. Leo hat das Handtuch geworfen, bevor wir je auf die Probe gestellt wurden. Vielleicht weil er nicht auf die Probe gestellt werden wollte. Vielleicht weil er davon ausging, dass wir sie nicht bestehen würden. Vielleicht weil er mich damals einfach nicht genug liebte.
    «Wenn du mit mir zusammengeblieben wärest, hätte das für dich bedeutet, dass du dich begnügst? Dich mit mir zufriedengibst, obwohl es nicht das Richtige ist?»
    Das Wort «begnügen» hallt in meinem Kopf wider, und mich überkommt eine unbestimmte Angst. Ich habe dieses Wort monatelang gemieden, sogar in meinen eigenen Gedanken, aber plötzlich kann ich ihm nicht mehr aus dem Weg gehen. Ich glaube, in mancher Hinsicht ist das der beängstigende Kern des Problems – meine Angst, ich könnte mich mit Andy begnügt haben, als ich ihm mein Jawort gab. Ich hätte auf eine Liebe wie die mit Leo warten sollen. Ich hätte daran glauben sollen, dass Leo eines Tages zu mir zurückkommen würde.
    «Verdammt, nein.» Leo schüttelt genervt den Kopf. «Das war es nicht, und das weißt du auch.»
    Ich will ihn festnageln, aber er gibt unaufgefordert eine weitere Erklärung. «Hör zu, Ellen. Du warst die Richtige. Du bist die Richtige … Wenn es so etwas gibt …»
    Ich schaue ihm in die Augen. Seine Pupillen verschwinden in der dunkelbraunen Iris. In meinem Kopf dreht sich alles, und ich schaue weg. Ich will mich von seinem Blick nicht ablenken lassen, nicht jetzt, da so viel auf dem Spiel steht.
    «Okay», sage ich.
    Es ist eine absolut unangemessene Antwort – aber die einzige, die mir sicher erscheint.
    «Und … was denkst du ?», fragt er. «Was willst du ?»
    Ich schließe die Augen. Mir ist, als wäre die Zeit stehengeblieben, und ich bin orientierungslos, wie es manchmal passiert, wenn man an einem fremden Ort aufwacht und nicht gleich weiß, wo man ist. Ich sehe ihn wieder an, und plötzlich wird mir mit Schrecken klar, dass die Entscheidung, die mir vor Jahren – erst von Leo, dann von Margot – abgenommen wurde, jetzt bei mir liegt. Endgültig. Unwillkürlich sehe ich mich an einer Weggabelung, wie in einem gespenstischen alten Märchenfilm: zwei gewundene Waldwege. Zwei Wegweiser, an knorrige Bäume genagelt, die in entgegengesetzte Richtungen zeigen. Hier der Weg zu Andy. Da der Weg zu Leo.
    Ich löse die verschränkten Arme und lasse sie sinken. Meine Fingerspitzen streichen über das butterweiche Leder der Couch. Im Stillen lasse ich mir Suzannes letzte Worte durch den Kopf gehen und frage mich, ob meine desillusionierte, in der Liebe so glücklose Schwester womöglich recht hat. Es geht nicht um das, was hätte sein können. Und es geht nicht darum, ob sich unter all den Schichten von Nostalgie, Begierde und verletzter Eitelkeit ein echtes Gefühl für Leo verbirgt. Eigentlich geht es überhaupt nicht um Leo.
    Es geht um Andy, schlicht und einfach.
    Es geht darum, ob ich meinen Mann wirklich liebe.
    «Ich denke, ich sollte jetzt gehen.» Endlich spreche ich den Gedanken aus, der die ganze Zeit in meinem Herzen war.
    Leo legt die Hand wieder auf mein Bein, jetzt etwas entschlossener. «Ellen … nicht …»
    Meine Gedanken überschlagen sich, und ich höre nur mit halbem Ohr, was er sagt. Irgendetwas darüber, dass er mich nicht noch einmal verlieren wolle. Er wisse, dass ich verheiratet bin, aber wir passen zu gut zusammen. Am Ende sagt er: «Ich vermisse uns », und seine Worte klingen bezwingend – zumal ich genauso empfinde. Ich vermisse uns auch. Das war immer so, und so wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Überwältigt von Trauer und dem Gefühl eines bevorstehenden, endgültigen Verlustes berühre ich seine Hand. Manchmal gibt es kein Happy End. Was auch passiert, ich werde etwas verlieren. Ich werde jemanden verlieren.
    Aber vielleicht geht es am Ende wirklich darum – um die Liebe, nicht als Leidenschaft, sondern als verbindliche Entscheidung für jemanden, ganz gleich, welche Hindernisse und Versuchungen dabei im Wege stehen. Diese Entscheidung immer wieder zu treffen, jeden Tag, Jahr um Jahr, sagt vielleicht mehr über die Liebe, als wenn man sich niemals entscheiden muss.
    Ich schaue Leo in die Augen – tieftraurig, aber entschlossen und irgendwie auch befreit.
    «Ich muss gehen», sage ich. Langsam stehe ich auf und sammele methodisch und wie in Zeitlupe meine Sachen ein.
    Leo steht mit

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