Maenner fuers Leben
aus New York weggegangen ist. Das ist nicht überraschend; auf mich wirkt es schon beruhigend, wenn ich die Stadt nur für ein Wochenende verlasse. Obwohl Atlanta in jeder Hinsicht eine Großstadt ist, ist es hier entspannt, sogar behaglich, was man ja von New York nicht gerade behaupten kann. Sogar die Innenstadt, durch die wir jetzt fahren, sieht, wenn man die New Yorker Skyline gewohnt ist, aus wie eine sehr überschaubare Playmobil-Szenerie.
Ein paar Minuten später sind wir im Herzen von Buckhead, dem feineren Viertel von Nord-Atlanta, in dem Margot und Andy aufgewachsen sind. Als ich den seltsamen Namen «Buckhead» das erste Mal hörte (angeblich geht er auf eine längst nicht mehr existierende Gastwirtschaft zurück, über deren Tür ein großer Bocksschädel hing), sah ich eine malerische, ländliche Gegend vor mir, aber tatsächlich ist es hier sehr weltstädtisch. Das Einkaufsviertel hat zwei Edel-Malls, wo Margot ihren Bedarf an Gucci und Jimmy Choo stillen kann; es gibt Luxushotels, schicke Apartmentkomplexe, Kunstgalerien, Nightclubs und sogar Fünf-Sterne-Restaurants, was dem Stadtteil die Spitznamen «Seidenstrumpf-Distrikt» und «Beverly Hills des Südens» eingebracht hat.
Aber das wahre Wesen von Buckhead zeigt sich in den Wohnbezirken mit den gewundenen, baumgesäumten Straßen und den eleganten georgianischen Herrenhäusern und vornehmen, neoklassizistischen Villen wie der, in der Margot und Andy aufgewachsen sind. Andere Häuser, wie das weißgestrichene Backsteinhaus aus den dreißiger Jahren, in dem Webb und Margot wohnen, sind ein bisschen bescheidener, aber immer noch restlos bezaubernd.
Als wir in die von weißen Kamelien gesäumte, kopfsteingepflasterte Zufahrt einbiegen, möchte ich Worte wie «entzückend» oder «wundervoll» rufen, die normalerweise nicht zu meinem Vokabular gehören.
Webb hält mir die Wagentür auf, und ich bedanke mich und gebe bekannt, dass ich bereits Lust auf einen süßen Tee habe. Gesüßter Eistee ist eins der Dinge, die ich am Süden liebe, noch lieber als die hausgemachten Biscuits und Maisgrütze mit Käse. Andy und ich können einfach nicht verstehen, warum dieses Getränk, das buchstäblich in jedem Haus und Restaurant im Süden, einschließlich der meisten Fastfood-Ketten, zu finden ist, niemals den Weg in den Norden gefunden hat.
Margot lacht. «Du hast Glück», sagt sie. «Ich habe heute Morgen welchen gemacht.»
Zweifellos hat sie mehr als nur Tee gemacht; Margot ist eine fabelhafte Gastgeberin, genau wie ihre Mutter. Und richtig – im Haus sieht es aus, als wäre es für eine Fotostrecke in Southern Living hergerichtet. Margot bezeichnet den Stil ihres Heims als «sachlich mit einer Prise Deco». Ich weiß nichtgenau, was das heißt, aber der Stil gefälltmir, weil er irgendwie ungewöhnlich und nicht allzu traditionell ist. Der Grundriss ist offen, und Küche und Wohnraum gehen in mehreren Sitzbereichen ineinander über. Die Hauptfarben sind Schokoladenbraun und ein helles Salbeigrün, und die Fenster sind mit weichen Seidenstoffen drapiert, was dem Raum eine feminine, fast verträumte Note gibt. Webb lässt Margot bei der Innenausstattung offensichtlich freie Hand, denn bei einem schwungvollen Sportagenten würde man etwas anderes erwarten. Seine in Rahmen gespannten, mit Autogrammen versehenen Trikots und Wimpel, die in seiner Junggesellenwohnung in Manhattan allgegenwärtig waren, sind in sein maskulines, mit dunklem Holz getäfeltes Arbeitszimmer im Keller verbannt.
Andy zeigt auf die cremefarbene Couch im Wohnzimmer, auf die sorgfältig ein grüner Überwurf und dazu passende Kissen drapiert sind. «Ist die neu?»
Margot nickt. «Ja. Ist sie nicht hinreißend?»
«Ja.» Andy macht ein Pokerface, und ich weiß, dass jetzt ein Witz kommt. «Besonders hinreißend, wenn der Kleine sie später mit seiner Schokolade beschmiert.»
«Oder die Kleine mit ihrer », sagt Margot und führt uns in die Küche, wo ein Brunch auf uns wartet. Sie hat Obstsalat, Spinat-Quiche und Käse-Crêpes gemacht. «Ihr habt hoffentlich Hunger?»
«Mordsmäßig», sagt Andy.
Margot schlägt vor, sofort zu essen, denn für den frühen Abend ist ein Tisch im Bacchanalia reserviert, im Lieblingsrestaurant der Grahams in der Stadt.
«Mutter und Daddy kommen dazu. Ich habe ihnen versprochen, dass wir euch nicht vollständig in Beschlag nehmen, nachdem wir jetzt hierhergezogen sind.»
«Ja», sage ich, «das haben Andy und ich uns schon gefragt – macht es ihr
Weitere Kostenlose Bücher