Maenner fuers Leben
nichts aus, dass wir bei euch wohnen?»
«Dafür hat sie Verständnis.» Margot träufelt Himbeerpüree auf ihre Crêpes. «Aber sie hat mir auch unmissverständlich zu verstehen gegeben, sie erwarte, dass ihr Sohn weiterhin unter ihrem Dach schläft, wenn er zu den Feiertagen in Atlanta ist.» Margot beendet den Satz im herrschaftlichen Charlestoner Akzent ihrer Mutter.
Andy verdreht die Augen, und ich lächle dankbar; er ist zwar ein gehorsamer Sohn, aber er macht nicht den Eindruck eines regelrechten Muttersöhnchens. Ich glaube, das würde mir auch nicht gefallen. Ich war kürzlich auf einer Hochzeit, bei der die Mutter des Bräutigams am Ende der Feier von ihrem Sohn regelrecht losgeeist werden musste und dabei schluchzte: «Ich will dich nicht verlieren.» Das war irgendwie ungesund. Margot vertritt die Theorie, dass diese Dynamik bei einer Frau, die nur Söhne und keine Töchter hat, mit größerer Wahrscheinlichkeit einsetzt. Vielleicht, weil die Mutter das Scheinwerferlicht nie mit einer anderen Frau teilen musste, vielleicht auch, weil es stimmt, was man sagt: «Ein Sohn bleibt ein Sohn, bis die Ehe beginnt, die Tochter bleibt Tochter und immer ein Kind.» Vielleicht hat sie recht, denn sosehr Stella ihre Söhne anbetet, sie verwendet doch mehr Zeit und Energie auf ihre Tochter.
Ich sehe zu, wie Margot in der Küche hantiert, und frage, ob ich ihr helfen kann. Sie schüttelt den Kopf und gießt Tee aus einer großen Glaskaraffe in drei schwere, geschliffene Kristallgläser und Perrier für sich in ein viertes. Dann setzen wir uns, und sie bittet Webb, ein kurzes Tischgebet zu sprechen – wohl eher eine kulturelle als eine religiöse Praxis, denn in New York haben die beiden vor dem Essen nicht gebetet und sind auch nicht in die Kirche gegangen.
Als Webb sein kurzes, formelles Gebet beendet hat, sagt Margot lächelnd: «Guten Appetit!» Einen Augenblick lang habe ich das Gefühl, dass wir außer unserer Vergangenheit wenig gemeinsam haben. Aber dieses Gefühl ist nach ein paar Augenblicken wieder verflogen; Margot und ich springen von einem Thema zum anderen und diskutieren und analysieren alles und jeden, den wir kennen, bis ins unwichtigste Detail, wie die meisten Leute finden würden – so offenbar auch Webb und Andy. Mehr als alles andere ist das der Grund, weshalb Margot und ich so gute Freundinnen sind – warum wir uns überhaupt von Anfang an verstanden haben, obwohl wir so verschieden sind. Wir reden einfach gern miteinander.
Und so lassen wir die Jungs auch kaum zu Wort kommen, während wir den Klatsch aus New York und Atlanta gleichermaßen inbrünstig durchhecheln. Wir reden über unsere ledigen New Yorker Freundinnen, die sich immer noch jeden Abend volllaufen lassen und sich wundern, dass sie keinen netten Mann kennenlernen, und dann über die Mädels in ihrer Nachbarschaft, die ganztägige Haushaltshilfen beschäftigen und deshalb jeden Tag miteinander Tennis spielen, shoppen und lunchen können.
«Zu welchen möchtest du lieber gehören?», frage ich. «Wenn du es dir aussuchen könntest?»
«Hmm», sagt Margot. «Weiß nicht. Beide Extreme sind irgendwie traurig.»
«Fehlt dir der Job nie?», frage ich vorsichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, meinen Beruf aufzugeben, aber ich bin auch noch keine werdende Mutter. Das könnte alles verändern.
Margot schüttelt den Kopf. «Eigentlich habe ich es erwartet … aber ich habe so viel zu tun.»
«Mit Tennisspielen?», fragt Andy, ohne mit der Wimper zu zucken.
Margot verzieht ein bisschen schuldbewusst den Mund. «Manchmal», sagt sie. «Aber ich muss auch das Haus einrichten … mich auf das Kind vorbereiten … und dazu kommt meine Wohltätigkeitsarbeit.»
«Aber die Junior League hat sie aufgegeben», sagt Webb und nimmt sich noch ein Crêpe. «Das war zu viel. Sogar für sie.»
«Ich habe nicht gesagt, die Junior League ist mir zu viel», widerspricht Margot. «Ich habe nur gesagt, die Atlanta League ist so jung . Ich kam mir vor wie eine Mutterglucke bei all den Mädels, die gerade Anfang zwanzig sind. Die meisten kommen frisch vom College und sind schon verheiratet – mit ihren Highschool-Freunden.»
Webbs Gesicht leuchtet auf. «Apropos … erzähl deinem Bruder und Ellen doch, wen du als Landschaftsgärtner eingestellt hast.»
«Webb!», sagt Margot in gespielt vorwurfsvollem Ton, und sie wird rosarot wie eine Azalee. Ich muss lächeln. Sie und Stella werden so schnell verlegen, und sie erröten vor lauter
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