Maenner fuers Leben
Margot offenbar in ein Kräftemessen mit einer Polizistin verstrickt ist. Die stämmige Frau sitzt auf einem Fahrradsattel, der viel zu klein für ihre Mammuthüften ist. Ohne Zweifel macht sie Margot und Webb darauf aufmerksam, dass das Warten am Bordsteinrand nicht erlaubt ist. Durch das halboffene Wagenfenster sehe ich, dass Margot trotz ihrer honigsüßen Miene beinhart entschlossen ist, nicht klein beizugeben und das Feld zu räumen. Aber ihr Charme scheint bei der Polizistin nicht zu wirken. Sie trägt einen Stern und dicksohlige schwarze Motorradstiefel, und jetzt lässt sie ihre Pfeife schrillen und brüllt: «Nur Be- und Entladen, Lady! Fahren Sie sofort weiter!»
«Du meine Güte.» Margot presst beide Hände an die Brust, und dann blickt sie auf, sieht uns und verkündet: «Aber sehen Sie doch! Meine Verwandten sind gekommen. Jetzt müssen wir beladen!»
Ich muss lächeln: Margot hat sich wieder mal auf ihre elegante Weise durchgesetzt.
Die Polizistin dreht sich um, funkelt uns an und radelt wütend weiter zum nächsten Verkehrssünder. Margot springt aus dem Wagen. Sie trägt einen langen kamelhaarfarbenen Cashmere-Sweater mit Gürtel, dunkle Jeans in schokoladenfarbenen Wildlederstiefeln und eine übergroße Sonnenbrille (ein Look, dem sie sogar in den neunziger Jahren treu geblieben war, als kleine Brillengestelle total in waren). Sie sieht aus wie aus einer Modezeitschrift – wie früher in New York, und vielleicht jetzt noch mehr.
«Wie schön, dass ihr da seid!», quiekt sie und nimmt Andy und mich gleichzeitig in die Arme. Mir ist klar, dass man noch nichts sehen kann, aber ihre schlanke Gestalt und die flinken Bewegungen lassen wirklich überhaupt nicht vermuten, dass sie schwanger ist. Nur der Busen verrät das Geheimnis: Ihre Körbchengröße scheint von C allmählich in die D-Zone überzugehen. So etwas bemerkt man nur bei seiner besten Freundin, denke ich lächelnd. Ich deute auf ihre Brust und flüstere: «Nett.»
Sie lacht. «Ja, sie sind schon ein bisschen größer geworden … Aber das hier ist hauptsächlich ein erstklassiger Push-up.»
Andy tut, als mache ihn unser Gespräch verlegen, als er unsere große Reisetasche hinten in den Wagen wirft. Webb begrüßt uns herzlich, und ein paar Augenblicke später verlassen wir den Flughafen und sind auf dem Highway. Margot und ich sitzen auf dem Rücksitz, und wir alle reden aufgeregt über das Baby und den Anbau am hinteren Flügel, der für das Kinderzimmer geplant ist.
«Der Bauunternehmer arbeitet im Schneckentempo», berichtet Margot. «Ich habe ihm gesagt: Wehe, er ist nicht fertig, wenn das Baby da ist.»
«Nie im Leben ist er bis dahin fertig, Honey. Nicht, wenn die Leute jede Stunde Kaffeepause machen.» Webb streicht mit der Hand über seinen kantigen Unterkiefer. Ich sehe, dass er ebenfalls einen kamelhaarfarbenen Pullover trägt, und ich frage mich, ob diese Übereinstimmung beabsichtigt ist. Margot und er machen so etwas gern; ein Beispiel: ihre orangefarbenen «Er und sie»-Autofahrer-Mokassins.
Webb wirft einen Blick über die Schulter, bevor er einen langsam fahrenden Volkswagen überholt. «Hat Margot euch schon von dem Lederfußboden in unserem Keller erzählt?»
«Nein.» Ich schaue Margot an und frage mich, wie so etwas bei unseren täglichen Telefonaten unerwähnt bleiben konnte.
Sie nickt und deutet auf Webb, als wolle sie sagen: «Seine Idee, nicht meine.» Aber ich sehe ihr an, dass sie stolz auf ihren Mann und seinen hochfliegenden Sinn für Ästhetik ist.
«Lederfußboden?» Andy stößt einen Pfiff aus. «Wahnsinn.»
«Verschrammt so was nicht zu leicht?», frage ich, und ich weiß, dass ich Webb gegenüber oft allzu praktisch, ja, prosaisch klinge.
«Ein paar Schrammen geben der Sache mehr Charakter», sagt Webb. «Außerdem wird da meist barfuß gegangen.»
«Wir haben das in einem Wellness-Hotel in Big Sur gesehen», erklärt Margot mir. «Ich werde dort meine Yoga- und Meditationsübungen machen.»
Natürlich , denke ich liebevoll, aber ich frage: «Du willst mit Yoga anfangen?»
Margot war nie besonders sportlich, und wenn sie in New York doch einmal ins Fitness-Studio ging, gehörte sie eher zu denen, die mit einem People- Heft in der Hand auf dem Liegerad trainierten.
«Mit dem Kind», sagt sie und reibt sich den nicht vorhandenen Bauch, «will ich mich mehr bemühen, meine … Mitte zu finden.»
Ich nicke und denke, dass diese Veränderung schon vorher begonnen hat, etwa um die Zeit, als sie
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