Maenner fuers Leben
Einfühlsamkeit sogar für andere. Stella kann nicht einmal eine Preisverleihung mitansehen, weil die Dankreden sie so nervös machen.
«Komm schon.» Webb grinst. «Na los, sag’s ihnen, Honey.»
Margot schiebt die Unterlippe vor, als Andy ruft: «Na, wen denn?»
«Die Portera Brothers», sagt Webb schließlich, und alle wissen, das ist der Name von Margots Highschool-Boyfriend Ty, der immer noch jedes Jahr an Thanksgiving zu Besuch kommt.
«Die Portera Brothers?» Andy lächelt spöttisch. «Portera ‹Loverboy Ty›? ‹The Right Stuff› Ty Portera?»
«‹The Right Stuff›?», wiederholt Webb.
«Margot hat dir noch nichts von dem aufwühlenden Jordan-Knight-Luftgitarrenauftritt ihres kleinen Freundes auf der Highschool erzählt?» Andy steht auf, dreht eine Pirouette und singt: «Oh! Oh! Girl! You know you got the right stuff!»
«Momentmal, Margot. Dein Freund auf der Highschool hat zu einem Song von den Backstreet Boys Karaoke gesungen?» Webb ist begeistert, neue Munition zu haben.
«Bring da nichts durcheinander, Webb. Das waren die New Kids on the Block», sagt Andy. «Und ich glaube, ein Jahr davor hat er Menudo gemacht, stimmt’s, Margot?»
Margot schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. «Nein! Menudo hat er nun wirklich nicht gemacht!»
Ich verkneife mir, darauf hinzuweisen, dass nur einer hier am Tisch Texte von den New Kids on the Block auswendig kann – nämlich Andy.
«Die New Kids, hm?» Webb lacht. «Tja, ich schätze, das macht die Sache ein bisschen weniger schmerzhaft. Ich meine, vielleicht ist der Typ ja inzwischen schwul. Oder in einer Boygroup. Oder – um Himmels willen – beides.»
Ich lächle, aber im Geiste lege ich diese Bemerkung unter der Rubrik «Was Webb von mir unterscheidet» ab. Ich bin ganz sicher, dass er keine schwulen Freunde hat.
«Im Ernst», fährt Webb fort. «Ist es zu fassen, dass Margot ihren Ex engagiert?»
«Nein», sagt Andy mit gespielter Düsterkeit. «Das ist es wirklich und wahrhaftig nicht. Schändlich, so was.»
Ich weiß, dass Andy und Webb nur Spaß machen, aber trotzdem dreht sich mir der Magen um, als ich an die Nachricht auf meinem Handy denke. Die Nachricht, die ich hätte löschen sollen. Ich schaue auf meinen Teller und spieße einen Zweig Petersilie auf die Gabel.
«Na los, Ellen!» Margot stützt die Ellenbogen auf den Tisch, was sie sonst niemals tut. «Hilf mir hier raus!»
Ich überlege kurz, was ich sagen kann. Etwas Hilfreiches, aber Unverbindliches. «Sie sind nur gute Freunde», sage ich schließlich lahm.
«Nur gute Freunde, hm?», sagt Webb. «Die alte Nummer mit den ‹guten Freunden›.»
«Gütiger Gott.» Margot steht auf und stellt ihren und Andys Teller zusammen.
«Der gütige Gott ist ebenso wenig auf deiner Seite wie Ellen hier», sagt Webb. «Keiner von beiden hat etwas übrig für diese Spielchen.»
« Spielchen? Jetzt werde mal erwachsen, Webb … Ty ist so großväterlich geworden, dass es nicht mehr komisch ist», sagt Margot und kommt aus der Küche. «Den Übergang zur Freundschaft haben wir schon vor einer Trillion Jahre vollzogen. Da waren wir noch auf der Highschool. Und er macht jetzt seit über einem Jahr den Garten bei Mutter und Daddy.»
«Und das macht es besser? Dass er ihren Garten auch macht?» Webb schüttelt den Kopf und sieht mich an. «Sieh dich vor. Die sind illoyal. Alle miteinander.»
«Hey! Wirf mich nicht in einen Topf mit meiner Familie und meiner Schwester», sagt Andy. «Ich würde den Kerl nicht nehmen. Selbst wenn ich einen Garten hätte.»
«Sorry, Mann», sagt Webb. «Sie sind alle illoyal außer dir. Sogar James.»
«James hat aber auch keinen Garten», sagt Andy.
«Ja, aber er spielt Golf mit dem Typen, der illoyale Mistkerl», sagt Webb.
«Das ist doch keine Frage der Loyalität gegen irgendjemanden», sagt Margot. «Außerdem ist es ja nicht so, dass Ty selbst herkommt und Pflanzen eingräbt. Dafür hat er seine Angestellten. Seine Firma entwirft großartige Gartenanlagen zu einem guten Preis. Mehr steckt nicht dahinter, Webster Buffington, und das weißt du auch.»
«Yep», sagt Webb. «Wenn du das immer wieder erzählst, wirst du es irgendwann selbst glauben.»
«Oh, bitte! Du benimmst dich, als hätte ich mein Schulballfoto auf den Kaminsims gestellt.»
«Das kommt sicher als Nächstes», sagt Webb und dreht sich zu mir um. «Ellen, hast du auch noch Kontakt mit deinem Schulballpartner?»
Ich schüttle entschieden den Kopf.
«Ich meine … putzt er
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