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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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denke wieder an jenen Augenblick in der Küche vor vielen Jahren. Es war vielleicht nicht so prickelnd wie die Begegnung mit einem dunkelhaarigen Fremden bei der Geschworenen-Klausur in einem Mordprozess, aber in mancher Hinsicht war es sogar besser. Es hatte Substanz. Einen guten Kern. Ein Fundament aus Freundschaft und Familie – aus den einfachen Dingen, auf die es in Wirklichkeit ankommt, dauerhafte Dinge. Andy hatte nichts Geheimnisvolles, denn ich kannte ihn schon, als er das erste Mal mit mir ausging. Vielleicht kannte ich ihn nicht gut, und das, was ich über ihn wusste, wusste ich großenteils durch Margot – aber trotzdem kannte ich ihn auf eine fundamentale, bedeutsame Art. Ich wusste, woher er kam. Ich wusste, wen er liebte und wer ihn liebte. Ich wusste, dass er ein guter Bruder und Sohn war. Ich wusste, dass er komisch und gutherzig und sportlich war. Ein Junge, der nach dem Thanksgiving-Essen beim Geschirrspülen half (ob er nun zweifelhafte Motive gehabt hatte oder nicht).
    Als Andy und ich ein paar Tage nach unserer Rückkehr nach New York zum ersten Mal ausgingen, waren wir deshalb schon viel weiter als ein normales Paar beim ersten Date. Es war, als wäre es mindestens schon unser viertes Date; wir konnten die autobiographischen Kennenlern-Übungen überspringen und uns einfach entspannt miteinander amüsieren, ohne uns zu verstellen, ohne Imponiergehabe, so wie es gegen Ende mit Leo immer gewesen war – oder bei so vielen unangenehmen ersten Dates, die danach kamen. Mit Andy war alles leicht und geradlinig, ausgewogen, gesund. Ich brauchte mich nie zu fragen, was Andy wohl dachte oder wie es ihm ging, denn er war wie ein offenes Buch und so unbeirrbar glücklich. Und mehr noch: Ihm lag daran, mich glücklich zu machen. Er war ein höflicher, respektvoller Südstaaten-Gentleman und im Grunde seines Herzens ein Romantiker, der gern eine Frau verwöhnte.
    Irgendwo tief im Innern wusste ich wohl von Anfang an, dass unserer Beziehung eine gewisse Intensität fehlte, aber nicht so, dass ich es als Defizit empfand. Im Gegenteil, es war eine riesige Erleichterung, niemals bang und beunruhigt sein zu müssen – ungefähr so wie nach einer schlimmen Grippe, wenn man sich eines Tages wieder ganz gesund fühlt: Die bloße Abwesenheit von Elend wirkte euphorisierend. So, dachte ich, als Andy und ich uns nach und nach immer näherkamen, so sollte es auch sein. So sollte die Liebe sich anfühlen. Und noch wichtiger war: Ich war davon überzeugt, dass es die einzige Art Liebe war, die nicht irgendwann ausbrennen würde. Andy hatte Stehvermögen. Zusammen waren wir so solide wie nichts, was ich bisher gekannt hatte. Ich spüre, wie das Flugzeug in den Sinkflug übergeht. Andy faltet seine Zeitung zusammen, stopft sie in die Reisetasche zu seinen Füßen und drückt meine Hand. «Alles okay?»
    «Ja», sage ich und denke, genau so ist es mit Andy: Zumindest ist immer alles okay , wenn ich bei ihm bin.
    Ein paar Augenblicke später sind wir wohlbehalten in Atlanta gelandet und rollen einige Minuten vor der Zeit ans Gate. Andy steht auf und nimmt unsere Jacken aus dem Gepäckfach, und ich schalte mein Handy ein, um zu sehen, ob Margot angerufen hat. Gestern Abend haben wir verabredet, uns um Punkt halb zehn im Delta-Terminal am Ausgang zu treffen, aber es kommt oft vor, dass Margot sich verspätet oder ihre Pläne mittendrin ändert. Und richtig, auf dem Display blinkt das Mailbox-Symbol. Eine neue Nachricht. Ich drücke die Abspieltaste und erkenne sofort ebenso aufgeregt wie erschrocken, dass die Nachricht nicht von Margot ist, sondern von Leo. Leo, der zwei Wochen nach unserem Treffen offenbar entschlossen ist, sein Versprechen zu halten und Freundschaft mit mir zu spielen.
    Nervös schaue ich zu Andy hinüber, der von all dem nichts ahnt. Ich könnte mir leicht die ganze Nachricht anhören, ohne dass er etwas merkt, und ein schuldbewusster Teil meiner selbst brennt darauf, zu erfahren, was Leo zu sagen hat. Aber ich lasse ihn nichts weiter sagen als: «Hey, Ellen. Leo hier.» Dann klappe ich das Telefon zu und schneide ihm das Wort ab. Mehr als das erlaube ich ihm in Andys Heimatstadt nicht zu sagen. In Andys Anwesenheit. Punkt.

Neun
    Andy und ich gehen zum Gepäckband und sind dann in Rekordzeit draußen vor dem Ankunftsterminal. «Poetry in motion» , sagt Andy voller Stolz auf sein Talent zu reibungslosem Reisen, als wir Webb mit Margots silbernem Mercedes-Offroader sehen.
    Wir lachen, als wir sehen, dass

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