Maenner fuers Leben
schauen uns an, und nach einem langen Augenblick beendet Andy das Schweigen. «Und … was denkst du?»
Ich öffne den Mund, klappe ihn zu und öffne ihn wieder.
«Ich liebe dich, Andy», sage ich, und in meinem Kopf dreht sich alles – vom Champagner und von so viel anderem. «Das denke ich.»
«Das gefällt mir», sagt Andy zwinkernd, als unser Hummer kommt. «Es ist kein Drake-Watters-Autogramm, aber es gefällt mir.»
Dreizehn
«Ich wusste , dass du da komplett aufgesogen werden würdest», sagt meine Schwester, als ich sie ein paar Tage später anrufe und ihr von unserem potenziellen – wahrscheinlichen – Umzug nach Atlanta erzähle. Es klingt nicht regelrecht kritisch, wie sie es sagt, aber doch entschieden skeptisch.
Und ich wusste, dass du so reagieren würdest , denke ich, aber ich sage: «‹Aufgesogen› würde ich es nicht gerade nennen. Zum einen haben wir uns noch nicht mal endgültig entschieden –»
Suzanne fällt mir ins Wort. «Du musst mir nur versprechen, dass du dir keinen Südstaaten-Akzent zulegst.»
«In Atlanta sprechen sie nicht mit einem starken Akzent», sage ich. «Die meisten sind nicht lange genug da. Bei Andy hört man es fast gar nicht.»
«Und gewöhn dir auch keine merkwürdigen Wörter an», sagt sie feierlich, als nähme sie mir das Gelöbnis ab, mich keiner durchgeknallten religiösen Sekte anzuschließen und Kool-Aid zu trinken. «Du bist ein Yankee; vergiss das nicht.»
«Okay. Falls wir umziehen – und ich sage immer noch, falls –, werde ich mich standhaft gegen den Akzent wehren, und ich werde niemals reden wie eine Pflanzersgattin. Ich schwöre dir außerdem, ich werde niemals einen Pick-up fahren, die Konföderiertenfahne hissen oder im Gartenschuppen Whiskey brennen.» Ich höre auf, die schmutzige Wäsche nach Hell und Dunkel zu sortieren, und setze mich im Schneidersitz auf den Schlafzimmerboden.
Obwohl Suzanne mir ständig den Eindruck vermittelt, dass sie Andy, Margot und ihre Welt nicht restlos billigt, muss ich doch lächeln. Ich habe meine Schwester sehr gern, und es ist schön, endlich ihre Stimme zu hören, nachdem wir uns ein paar Wochen lang nur von Anrufbeantworter zu Anrufbeantworter gehört haben. Seit dem College ist unsere Kommunikation so sporadisch; es hängt davon ab, was wir jeweils gerade zu tun haben, und vor allem von Suzannes Laune. Manchmal taucht sie einfach ab, und kein Bitten und Betteln kann sie dann dazu bringen, wieder aufzutauchen, bevor sie so weit ist.
Infolgedessen habe ich gelernt, eine Liste von Themen zu führen, die ich mit ihr besprechen möchte, und jetzt ziehe ich sie aus meinem Terminkalender. Ich weiß, an die ganz großen Knüller – Atlanta oder Drake – werde ich auch so denken, aber ich möchte nicht, dass triviale Kleinigkeiten vergessen werden, denn unsere Unterhaltungen sollen alltäglich bleiben. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass es uns so gehen könnte, aber ich weiß, dass es zwischen Schwestern andauernd passiert, vor allem, wenn sie nicht in derselben Stadt wohnen und wenn sie nicht viele Gemeinsamkeiten haben – zum Beispiel eine Mutter, die sie zusammenhält. Irgendwie glaube ich, wenn ich sie über die profanen Dinge meines Lebens auf dem Laufenden halte – ob es die neue Augencreme ist, die ich benutze, oder die E-Mail, die ich aus heiterem Himmel von einem Junior-Highschool-Bekannten bekommen habe, oder eine lustige Erinnerung an unsere Eltern, die einmal am Labor Day mit uns Schuhe zum Schulbeginn kaufen wollten –, dann werden wir niemals nur noch dem Namen nach Schwestern sein. Wir werden immer mehr sein als zwei erwachsene Frauen, die einander nur aus dem Gefühl familiärer Verpflichtung heraus besuchen und anrufen.
Also gehe ich meine Liste Punkt für Punkt durch und höre mir dann ihre Neuigkeiten an. Eigentlich sind es keine Neuigkeiten, sondern eher Meldungen über den Status quo: Suzanne hasst ihren Job als Flugbegleiterin bei US-Airways immer noch, und sie ist immer noch nicht mit ihrem Freund Vince verlobt. Den Job und Vince hat sie jetzt seit fast sechs Jahren, und damals passten beide zu ihrem sorgenfreien Lebensstil. Aber jetzt, mit sechsunddreißig, hat sie genug davon, unhöflichen Leuten in der Luft Drinks zu servieren, und sie hat noch weniger Lust dazu, Vince und seinen unreifen Freunden die Drinks zu servieren, wenn sie vor dem Fernseher den Steelers, Pirates und Penguins zujubeln. Sie möchte, dass ihr Leben – oder wenigstens Vince – sich ändert,
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