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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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kultivierten Pause zwischen Vorspeise und Hauptgang richtet Andy sich auf, und sein Gesicht wird ungewohnt ernst.
    «So», sagt er. «Ich möchte noch über etwas anderes mit dir sprechen.»
    Eine Sekunde lang gerate ich in Panik: Er hat meine Telefonrechnung gesehen oder auf andere Weise erfahren, dass ich Kontakt mit Leo hatte.
    «Ja?», sage ich.
    Er fummelt mit seiner Serviette herum und fängt langsam und zögernd an zu lächeln, und ich denke, wenn er die Frau und ich der Mann wäre, dann wäre ich jetzt sicher, dass wir ein Kind bekommen. So ernst, beunruhigt – und zugleich aufgeregt – sieht er aus.
    «Was denn?», frage ich und bin dankbar, dass ich diejenige sein werde, die diese spezielle Neuigkeit zu offenbaren hat.
    Andy beugt sich über den Tisch und sagt: «Ich denke daran, meinen Job aufzugeben.»
    Ich schaue ihn erwartungsvoll an, denn das ist kaum eine umwerfende Neuigkeit. Andy redet seit seinem ersten Arbeitstag davon, seinen Job aufzugeben; das gehört offenbar zum Berufsbild eines Sozius in einer großen Firma. «Und was gibt’s sonst noch Neues?»
    «Ich meine, unmittelbar jetzt», sagt er. «Genau gesagt, ich habe heute mein Kündigungsschreiben aufgesetzt.»
    «Wirklich?» Von diesem berüchtigten Schreiben habe ich schon oft gehört, aber ich habe noch nie erlebt, dass er es tatsächlich verfasst hat.
    Er nickt und streicht mit der Hand an seinem Wasserglas herunter, bevor er einen großen Schluck daraus trinkt. Dann betupft er sich die Lippen mit der Serviette. «Ich will wirklich kündigen.»
    «Um dann was zu tun?» Ich frage mich, ob Andy jemals in die Fußstapfen seines Bruders treten und im Grunde nichts mehr tun könnte außer schlafen, Golf spielen und Partys feiern.
    «Außer dass ich mich von meiner berühmten Frau aushalten lasse?» Andy zwinkert.
    «Ja.» Ich lache. «Genau.»
    «Na ja», sagt er, «ich würde gern weiter als Anwalt praktizieren … aber in einem kleineren, dezenteren … familienorientierten Rahmen.»
    Ich glaube, ich weiß, worauf er hinauswill, aber ich warte, dass er es ausspricht.
    «In Atlanta», sagt er schließlich. «Bei meinem Dad.»
    Ich trinke einen Schluck Champagner, und die vielen unverarbeiteten Gefühlsregungen lassen mein Herz rasen. «Glaubst du, damit würdest du glücklich sein?»
    «Ich glaube, ja», sagt er. «Und mein Dad wäre begeistert.»
    «Das weiß ich», sage ich. «Er hat es nur fünfmal erwähnt, als wir da waren.»
    Andy sieht mir in die Augen. «Aber du? Wie würdest du es finden?»
    «Wenn du bei deinem Dad arbeitest?» Ich weiß, dass ich mich begriffsstutzig anstelle. Seine Frage bezieht sich nicht nur auf seinen Job, aber ich weiß nicht genau, warum er mir diese Frage stellt.
    «Nein. Ich meine Atlanta.» Andy spielt mit seinem Messer. «In Atlanta zu leben.»
    Natürlich haben Andy und ich schon über diesen Umzug gesprochen, besonders nachdem Margot aus New York weggegangen ist. Wir sind bei unserem letzten Besuch sogar herumgefahren und haben uns Häuser angesehen. Aber das hier fühlt sich anders an. Es fühlt sich real an, nicht theoretisch. Unmittelbar , um Andys Ausdruck zu benutzen.
    Um mich zu vergewissern, frage ich: «Du meinst, du willst bald dort hinziehen?»
    Andy nickt.
    «Zum Beispiel dieses Jahr? So bald?»
    Andy nickt wieder, und dann sprudeln die Worte nervös und von Herzen kommend aus seinem Mund. «Ich will dich keinesfalls unter Druck setzen. Wenn du in New York bleiben möchtest oder wenn du das Gefühl hast, es könnte deiner Karriere schaden, wenn du weggehst, dann kann ich auch hier bleiben. Ich meine, es ist ja nicht so, dass ich die Stadt hasse und unbedingt wegwill oder so was … Aber nach unserem letzten Besuch in Atlanta … und als wir uns die Häuser angesehen haben … und wenn ich daran denke, dass unsere kleine Nichte unterwegs ist, dass Mom und Dad allmählich älter werden, und überhaupt eigentlich alles … Ich weiß nicht – ich habe einfach das Gefühl, ich bin bereit für eine Veränderung. Für ein entspannteres Leben. Oder zumindest für ein anderes Leben.»
    Ich nicke, und meine Gedanken überschlagen sich. Nichts von dem, was Andy da sagt, kommt aus heiterem Himmel, denn wir haben über all das schon gesprochen, und außerdem sind wir in einemAlter, in dem viele unserer Freunde heiraten, Kinder bekommen und in die Vororte ziehen. Aber es ist trotzdem eine verblüffende Vorstellung, die Stadt derart unvermittelt zu verlassen. Klassische New Yorker Bilder kommen mir

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