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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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November zur Wahl gehe (immer noch besser als Andy, der sich nur an den Präsidentschaftswahlen beteiligt).
    Aber tatsächlich – als ich meine Drake-Geschichte (abzüglich des Teils mit Leo) erzählt habe, sagt Suzanne: «Wow! Du hast vielleicht ein Glück!»
    «Ich weiß», sage ich und überlege, ob ich ihr die ganze Geschichte erzähle: dass Glück bei diesem Auftrag eigentlich keine Rolle gespielt hat. Wenn ich mich überhaupt jemandem auf der Welt anvertrauen könnte, dann Suzanne. Nicht nur, weil wir Blutsverwandte sind – und wegen der schlichten Tatsache, dass sie nicht verwandt mit Andy ist –, sondern weil sie eigentlich der einzige Mensch in meinem Leben war, der anscheinend keine Abneigung gegen Leo empfand. Sie sind einander nur einmal begegnet und waren beide nicht sonderlich gesprächig, aber ich habe gemerkt, dass sie sich auf Anhieb verstanden und respektierten. Ich weiß noch, dass ich dachte, sie seien einander sogar in einiger Hinsicht ähnlich: in ihren politischen Ansichten, in ihrer zynischen Verachtung des Mainstreams, in ihrem ätzenden Humor und in dem scheinbaren Widerspruch zwischen leidenschaftlichem Engagement und tiefer Distanz. Selbst als Leo mir das Herz brach und ich sicher war, dass sie wütend über ihn herziehen würde, sprach sie eher philosophisch, als dass sie sauer war. Jeder müsse mal sitzengelassen werden, sagte sie; das sei ein Teil des Lebens, und offensichtlich habe es eben nicht sollen sein. «Besser jetzt als irgendwann später mit drei Kindern», sagte sie, aber damals dachte ich, das Zweite wäre mir lieber gewesen. Ich hätte gern etwas Dauerhaftes von Leo behalten, trotz der damit verbundenen Trauer.
    Aber ich widerstehe der Versuchung und erzähle nichts; im Grunde geht es sowieso nicht mehr um Leo, denke ich. Außerdem möchte ich ihre Sicht auf meine Beziehung zu Andy nicht trüben; ich kann mir sofort vorstellen, wie es sie in ihrer deprimierenden Ansicht bestätigt, dass auf fast jeder Ehe irgendein Schatten liegt: Entweder wird einer oder werden beide Partner gleichgültig, oder der eine betrügt den anderen oder denkt zumindest daran. Das habe ich alles schon oft gehört, und es hilft mir nie, darauf hinzuweisen, dass unsere eigenen Eltern doch offenbar sehr glücklich miteinander waren, denn dieses Argument lässt sie nicht gelten. Entweder sagt sie: «Woher wollen wir das denn wirklich wissen? Wir waren Kinder», oder sie antwortet noch fröhlicher: «Ja, und? Mom ist gestorben. Schon vergessen? Was für ein beschissenes Märchen!»
    Margot ist über die zynischen Tiraden meiner Schwester regelrecht entsetzt, und sie behauptet, es könne sich dabei nur um eine Methode handeln, mit der Suzanne sich ihren unverheirateten Schwebezustand rational erträglich zu machen versuche. Ich sehe, dass da etwas dran ist, aber ich glaube, es ist auch wie die Geschichte mit dem Huhn und dem Ei: Wenn Suzanne ein bisschen traditioneller und romantischer dächte oder wenn sie tatsächlich ein Ultimatum stellte, wie es die meisten Mädels in unserer Heimatstadt tun, wenn sie über fünfundzwanzig sind, dann würde Vince ziemlich leicht zur Räson gebracht werden können. Er liebt sie zu sehr, um sie gehen zu lassen. Aber solange Suzanne weiter auf die Institution der Ehe schimpft, liefert sie ihm auf dem Silbertablett einen Vorwand, die Heirat hinauszuschieben, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Tatsächlich setzen ihn ihre gemeinsamen Freunde und seine Familie viel mehr unter Druck, als Suzanne es tut – und meistens ist sie diejenige, die dann erklärt: «Bei allem Respekt, Tante Betty, aber kümmere dich bitte um deine eigenen Angelegenheiten … Und glaub mir, solange Vince die Kuh nicht kauft, kriegt er auch die Milch nicht umsonst.»
    Aber ich habe auch gar nicht die Chance, über die Sache mit Leo zu sprechen, denn Suzanne platzt im Ton der befehlsgewohnten großen Schwester heraus: «Ich komme mit nach L.A.»
    «Im Ernst?»
    «Ja.»
    «Aber du bist doch nicht promigeil.» Zumindest tut sie, als wäre sie es nicht, denke ich. Aber im Laufe der Jahre hab ich sie mehr als einmal mit irgendwelchen Klatschzeitschriften erwischt.
    «Ich weiß. Aber Drake Watters ist kein typischer Promi. Er ist … Drake. Ich komme mit.»
    «Wirklich?»
    «Ja. Warum nicht? Ich will dich schon seit Monaten besuchen – und es ist ja kein Problem für mich, nach L.A. zu fliegen.»
    «Das stimmt.» Das ist das Beste an ihrem Job – und vermutlich der einzige Grund, weshalb sie ihn

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