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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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es freut mich, dass sie kommt. Das ist ein netter Bonus.»
    «Ein netter Bonus ?» Ich hoffe, er sieht die ratlose Furche auf meiner Stirn. «Du meinst … zwei Schwestern zum Preis von einer?»
    Er lacht. «Nein. Ich meine, ich habe Suzanne immer gemocht … bei den paarmalen, die ich sie gesehen hab.»
    «Du hast sie einmal gesehen.»
    «Stimmt. Und da habe ich sie gemocht. Sehr sogar.»
    «Das wird sie bestimmt sehr freuen», sage ich schnippisch. «Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen würdest …»
    Bevor er protestieren kann, gehe ich ans Ende der Bar und stelle Blickkontakt mit dem Barkeeper her, einem grauhaarigen, rotwangigen Mann, der aussieht, als sei er für die Rolle des Barkeepers gecastet worden.
    «Was kann ich Ihnen bringen?» Sein kratziger Bariton passt ebenfalls zu dieser Rolle.
    Ich verzichte auf meinen Wein zugunsten eines Wodka Martinis mit Oliven extra und deute dann auf eine chartreusegrüne Couch in der hinteren Ecke der Lounge. «Und … ich sitze da drüben, bitte.»
    «Sehr wohl», sagt der Barkeeper mitfühlend, als sei ihm klar, dass ich überall auf der Welt lieber wäre als bei dem einzigen Mann an seinem Tresen.
    Ich wende mich ab und gehe zielstrebig zu der Couch hinüber, und ich spüre Leos Blick in meinem Rücken. Ich setze mich, schlage die Beine übereinander und schaue durch das Fenster auf den Wilshire Boulevard hinaus. Meine Gedanken überschlagen sich. Was macht Leo hier? Will er mich in Versuchung führen? Sich über mich lustig machen? Mich quälen? Was wird Suzanne denken, wenn sie gleich hier hereinplatzt? Was würde Andy sagen, wenn er mich jetzt sehen könnte, ohne BH in einer todschicken Lounge, mit einem Martini in Arbeit und meinem Ex-Lover drüben an der Theke?
    Mein Drink kommt eine Sekunde früher als Leo.
    «Bist du … wütend?» Er bleibt vor mir stehen.
    «Nein, ich bin nicht wütend .» Ich blicke nur kurz zu ihm auf und nehme dann ein Schlückchen – nein, einen großen Schluck von meinem Martini. Der Wodka ist stark, aber weich, und geht warm durch die Kehle. «Doch, das bist du.» Leo wirkt eher amüsiert als besorgt. Als seine Mundwinkel sich in einem befriedigten Lächeln aufwärtskrümmen, platzt mir der Kragen, und ich fauche: «Was genau soll das?»
    «Was soll was?» Leo bleibt unverschämt ruhig, als er sich ungebeten und unwillkommen neben mir auf der Couch niederlässt.
    «Das hier.» Ich gestikuliere erbost und verströme dabei unabsichtlich meinen Duft. «Was machst du hier, Leo?»
    «Ich schreibe die Story», sagt er mit Unschuldsmiene. «Über Drake.»
    Ich starre ihn an, sprachlos und verdattert. Bemerkenswert, aber ich bin nie auf den Gedanken gekommen, dass Leo das Stück schreiben könnte. Hatte ich diese Möglichkeit praktischerweise ausgeblendet? Und wenn ja, warum? Weil ich unbewusst gehofft hatte, Leo werde hier sein? Oder weil ich mich von jeder Schuld freisprechen wollte, als ich einen Traumjob annahm? Ich habe das üble Gefühl, dass ein guter Psychiater beiden Möglichkeiten nachgehen würde.
    «Oh», sage ich belämmert.
    «Ich dachte, das wüsstest du», sagt er, und ich sehe ihm an, dass er die Wahrheit sagt.
    Ich schüttele den Kopf und merke, dass ich milder werde, als ich begreife, dass er aus einem berechtigten Grund hier ist und dass dies kein Hinterhalt war. «Woher sollte ich das wissen?», frage ich zerknirscht und ein bisschen verlegen über meinen Ausbruch und die dreiste Annahme, er sei nur hier, um mich zu sehen.
    «Woher hätte ich denn sonst von dem Fotoauftrag wissen sollen?» Er setzt noch eins drauf.
    «Keine Ahnung … durch irgendeinen Kontakt?»
    «Zum Beispiel durch Drake?», fragt er leicht amüsiert.
    «Du … du kennst Drake?»
    «Yep.» Er kreuzt Zeige- und Mittelfinger. «Wir sind so miteinander.»
    «Oh.» Ich bin wider Willen beeindruckt.
    «Das war ein Scherz», sagt er und erklärt dann, er habe letztes Jahr beim Aids Walk in New York als UNICEF-Korrespondent gearbeitet und dabei ein paar von Drakes Leuten kennengelernt. «Um es kurz zu machen: Wir haben bei ein paar Bier miteinander geplaudert, und dabei habe ich mir schließlich diesen Artikel eingehandelt. Den wiederum habe ich Platform angeboten. Und voilà … den Rest kennst du ja.»
    Ich nicke und bin fast völlig entwaffnet von dieser Geschichte über Wohltätigkeit und Journalismus – das hat wohl mit schmierigen Intrigen zum Zweck der Knutscherei mit verheirateten Ex-Freundinnen in Nobelbars in L.A. nichts zu

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