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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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gefällt oder nicht.»
    Während ich mir diese Theorie durch den Kopf gehen lasse, erzählt sie mir, wie sie neulich in einer Bowlingbahn mit Vince’ Ex-Freundin, der Stripperin, zusammengetroffen ist. Obwohl sie beide nur wenig voneinander wissen und nicht mehr als eine Handvoll gemeinsame, flüchtige Bekannte haben (was kaum zu vermeiden ist, wenn zwei Leute aus Pittsburgh stammen), haben sie sich schließlich doch lange miteinander unterhalten, während sie zusahen, wie Vince zum ersten Mal perfekte dreihundert Punkte erreichte.
    «Und es war wirklich verrückt», sagt Suzanne, «denn wir haben eigentlich überhaupt nicht über Vince gesprochen – abgesehen davon, dass wir eine Bemerkung über seine etwas plumpe Figur und seine schräge Technik gemacht haben –, aber es war, als wüsste sie genau, was ich auszuhalten habe … wie es ist, Vince allem Bullshit zum Trotz zu lieben … Und obwohl du meine Schwester bist und ich dir viel mehr über meine Beziehung erzählt habe, als ich ihr gegenüber jemals aussprechen würde, weiß sie in mancher Hinsicht trotzdem mehr, als du jemals wissen könntest.»
    «Auch wenn sie sich nicht mehr für ihn interessiert?», frage ich.
    «Na ja, wenn ich an ihr ehrfürchtiges Gesicht denke, als sie zusah, wie Vince der Mittelpunkt des Abends war und jeden, der da war, wie einen alten Kumpel begrüßte, habe ich meine Zweifel, ob sie wirklich über ihn hinweg ist», sagt Suzanne. «Aber – ja. Auch dann.»
    Ich lege den Kopf auf das Kissen. Mein Schwips verfliegt allmählich, und an seine Stelle tritt Erschöpfung und noch größerer Hunger. Ich frage Suzanne, ob sie nicht lieber hierbleiben und etwas beim Room Service bestellen möchte, aber dann denke ich daran, dass ihr Leben großenteils darin besteht, in große Städte zu fliegen und dann das Flughafen-Hotel nicht zu verlassen. Also füge ich hinzu, ich könnte mich aber auch zum Ausgehen motivieren lassen.
    «Nein. Scheiß drauf», sagt Suzanne. «Ich bin ja nicht wegen des Nachtlebens hier.»
    «Oooh.» Ich lache und drücke ihr einen dicken Kuss auf die Wange. «Du bist nur wegen deiner Schwester hier, ja?»
    «Lass das!»
    «Ach, komm.» Ich küsse sie noch einmal auf die Wange und dann auf die Stirn. Ich genieße solche Augenblicke der Albernheit, weil ich nur dann Gelegenheit habe, Suzanne zu küssen. Wie meinem Vater sind ihr körperliche Zärtlichkeiten eher unbehaglich, während ich die Knuddel-Gene meiner Mutter geerbt habe. «Du betest deine kleine Schwester an. Darum bist du hier. Gib’s schon zu!»
    «Nein», sagt sie. «Ich bin aus zwei Gründen hier …»
    «Ach ja? Erstens wegen Drake, und zweitens?»
    «Um den Babysitter für dich betrügerisches kleines Miststück zu spielen», sagt sie und wirft mir ein Kissen an den Kopf. «Darum.»
    Das ist offensichtlich ein Scherz, aber es ist trotzdem der letzte Ansporn, den ich brauche, um mein Nachthemd anzuziehen, mir auf der Karte des Room Service ein Club-Sandwich auszusuchen und meinen Mann anzurufen.
    «Hey, Honey», sagt Andy. «Amüsiert ihr euch?»
    «Sehr», sage ich und denke, wie schön – und irgendwie kuschelig – seine Stimme klingt.
    Er will wissen, was ich mache, und ich sage, dass wir einfach im Zimmer bleiben und uns unterhalten. «Du gehst keine Kerle aufreißen?», fragt er.
    «Ach was», sage ich und denke mit leisen Gewissensbissen an den Whiskey-Geruch in Leos Atem und den zögernden Blick, den er mir zugeworfen hat, als er die Bar verließ. Plötzlich sehe ich ihn vor mir, wie er irgendwo in der Nähe eine Margarita trinkt.
    «Braves Mädchen.» Andy gähnt. «Ich liebe dich.»
    Ich lächle und sage, ich liebe ihn auch.
    «Genug, um mir das Autogramm zu besorgen?»
    «So sehr nun wieder nicht», sage ich – und denke dann: Aber auf jeden Fall genug, um auf das Guacamole und den Mann zu verzichten, der nachher in Zimmer 612 einschlafen wird .

Fünfzehn
    Irgendwann mitten in der Nacht weckt mich meine eigene Stimme und ein Traum von Leo, der so real ist, dass ich völlig verwirrt und beinahe verlegen bin – eine beachtliche Leistung, wenn man allein im Dunkeln liegt. Ich höre Suzanne in ihrem Bett leise schnarchen, und ich atme tief durch und lasse mir die lebhaften Einzelheiten noch einmal durch den Kopf gehen: die Silhouette seiner breiten Schultern, die sich über mir wölben, seine Hand zwischen meinen Beinen, sein Mund an meinem Hals, wie er langsam in mich eindringt.
    Ich beiße mir fest auf die Lippe, hellwach und

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