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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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unter der sehr heißen Dusche und brüte über Leo. Ich wünschte, ich hätte hübschere Kleider für den Job eingepackt. Ich stelle mir vor, wie abscheulich mir zumute wäre, wenn ich ihn letzte Nacht angerufen hätte. Ich frage mich, ob es sich nicht vielleicht doch gelohnt hätte – und dann mache ich mir Vorwürfe, weil ich so etwas Schreckliches auch nur denke.
    Irgendwann reißt Suzanne mich aus meinen Gedanken und schreit durch die dicken Dampfwolken: «Lebst du noch da drinnen?»
    «Ja», sage ich knapp und denke daran, wie sie als Teenager oft mit einer Haarnadel das Türschloss aufgemacht hat und ins Bad gestürmt ist, in den einzigen Raum, in dem ich in unserem engen kleinen Häuschen für mich allein sein konnte.
    «Bist du nervös oder einfach nur richtig schmutzig?», fragt sie jetzt, als sie den Spiegel mit einem Handtuch abwischt und anfängt, sich die Zähne zu putzen.
    Ich drehe das Wasser ab, wringe mein Haar aus und gebe zu, jawohl, ich bin nervös. Aber ich gestehe ihr nicht, dass der wahre Grund für meine Nervosität wenig damit zu tun hat, dass ich Drake fotografieren werde.

    Es ist ein surrealer Anblick, die beiden zusammen in einem ernsthaften Gespräch bei Burger (Leo) und griechischem Salat (Drake). Ich konzentriere mich auf die Details. Ich sehe, dass ihr Haar die gleiche dunkelbraune Farbe hat, aber Drake hat einen Bartschatten und eher langes, leicht schmutziges Haar, während Leo im Vergleich zu ihm glattrasiert und beinahe konservativ aussieht. Beide tragen ein schlichtes schwarzes T-Shirt, aber Leos sieht aus wie Dutzendware von Gap, und Drakes ist trendig und figurbetont (und hat wahrscheinlich das Fünffache gekostet), und außerdem ist er mit auffallenden Accessoires aufgestylt; er trägt einen silbernen Ohrring, mehrere Fingerringe und die bernsteinfarbene Sonnenbrille, die sein Markenzeichen ist.
    Aber mehr als ihr Äußeres fasziniert mich die friedliche, entspannte Stimmung an ihrem Tisch. Ich halte es Leo zugute, dass Drake nicht zurückhaltend aussieht, sondern eher vertieft in Fragen, die er zweifellos schon tausendmal beantwortet hat, und Leo wirkt sexy und völlig lässig. Ich sehe, dass er seinen früher üblichen gelben Notizblock zugunsten eines kleinen, silbernen Kassettenrecorders aufgegeben hat, der diskret neben dem Salz-und-Pfeffer-Ständer liegt. Wenn der Recorder nicht wäre und man nicht einfach wüsste, dass Drake Drake ist, könnte man tatsächlich gar nicht erkennen, dass hier ein Interview im Gange ist. Dass die grungige, aber trotzdem ultramodische Truppe, höchstwahrscheinlich Drakes Gefolge, in respektvollem Abstand an der Theke sitzt, ist ein weiteres Plus für Leo; ich habe erlebt, wie PR-Typen sich um sehr viel weniger berühmte Promis mit sehr viel etablierteren Interviewern herumdrängten, um unangenehme oder unangebrachte Fragen abzuwimmeln. Anscheinend hat die Meute entschieden, dass Leo ein seriöser Kerl ist – oder zumindest ein seriöser Journalist.
    «Verdammt», flüstert Suzanne und starrt hinüber. «Was für ein starkes Gesicht.»
    Ich nicke, obwohl ich weiß, dass wir nicht denselben Mann ansehen, und genieße noch eine letzte Sekunde Leos Anblick.
    «Okay», sage ich dann. «An die Arbeit.» Ich fange an, mein Equipment auszupacken, verschiedene Hintergründe zu begutachten und mich nach der besten natürlichen Lichtquelle umzusehen. «Versuch jetzt, dich wie eine Assistentin zu benehmen, ja?»
    «Zu Befehl», sagt sie, und die Geschäftsführerin, eine gedrungene Frau namens Rosa, die sichtlich aufgeregt ist, fragt uns mindestens zum dritten Mal, seit sie uns hereingelassen hat, ob sie uns etwas bringen kann. Ich habe das Gefühl, dass dieser Tag ein Höhepunkt ihrer Karriere ist, und das haben wir beide gemeinsam – obwohl nur eine von uns beiden eine Autogrammpostkarte von Drake und einen schwarzen Filzstift einsatzbereit in der Hand hält.
    Ich sage, nein, danke, und sie drängt: «Nicht mal ein Wasser oder einen Kaffee?»
    Für Koffein bin ich zu hektisch, aber mit einem Wasser bin ich einverstanden, während Suzanne ungeniert einen Erdbeer-Milkshake verlangt.
    «Super. Wir sind berühmt für unsere Milkshakes», erklärt Rosa stolz und wieselt davon, um die Bestellung einzugeben.
    Ich werfe meiner Schwester einen missbilligenden, aber auch amüsierten Blick zu.
    Sie zuckt die Achseln. «Was soll ich sagen? Im Zuckerrausch arbeite ich am besten. Willst du denn nicht das Beste aus deinen Leuten herausholen?»
    Ich verdrehe die

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