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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ein Kompliment, wenn man jemanden als «altmodisch» bezeichnet.
    Ich sehe sie an. «Wie meinst du das?»
    «Ich weiß es nicht. Es sieht einfach so aus, als … Er hat nichts am Hut mit Materialismus und all dem anderen oberflächlichen Drum und Dran unserer Generation.»
    «Suzanne! Woher hast du diesen Quatsch? Du hast alles in allem ungefähr vier Stunden mit ihm verbracht!»
    «Er engagiert sich großherzig.» Wahrscheinlich meint sie seine Berichterstattung über den Aids Walk.
    «Nur weil er sich für Aids-Opfer engagiert, ist er noch lange kein Heiliger mit einer altmodischen Seele», sage ich verächtlich – aber insgeheim muss ich zugeben, dass Suzanne über den Leo spricht, den ich einmal geliebt habe. Anders als so viele andere – vor allem Männer, die ich in New York kennengelernt habe – war Leo nie ein sozialer Aufsteiger oder Mitläufer. Er blätterte nicht im New York Magazine oder in Zagat’s Restaurantführer, um ein Lokal für uns auszusuchen. Er trug nie die allgegenwärtigen schwarzen Gucci-Slipper. Er machte niemals beiläufige Bemerkungen über große literarische Werke, die er gerade gelesen, hochgestochene Filme, die er gesehen, oder kleine Indie-Bands, die er «entdeckt» hatte. Er strebte nie danach, sich eines Tages mit einer hübschen Frau und zwei Kindern in einem großen Haus in den Suburbs niederzulassen. Reisen und Erfahrungen zu machen, war ihm immer wichtiger, als schicke Dinge zu besitzen. Mit einem Wort, Leo war nicht der Mensch, der Listen abhakte oder andere zu beeindrucken versuchte oder sich jemals bemühte, jemand oder etwas anderes zu sein, als er war.
    Das sage ich Suzanne, und im Stillen vergleiche ich Leo mit Andy. Andy besitzt mehrere Paar Gucci-Slipper. Andy liest die Restaurant-Empfehlungen in den Stadtmagazinen. Andy brennt darauf, die beste Stadt der Welt zu verlassen, damit wir in einem großen Haus in Atlanta wohnen können. Und auch wenn man meinem treuherzigen Ehemann nicht vorwerfen kann, dass er dieses prätentiöse Großstadtspiel mitmacht und mit beiläufigen Bemerkungen über die angesagtesten Indie-Bands und Arthouse-Filme und den hochliterarischen Roman Eindruck zu schinden versucht, muss ich doch zugeben, dass es zumindest so aussieht , als sei er statusorientierter als mein Ex.
    Ich bekomme heftige Gewissensbisse und rudere zurück, wild entschlossen, meinen Mann in Schutz zu nehmen. Ist es denn schlimm, dass er die schöneren Dinge des Lebens zu schätzen weiß und dass sie manchmal einen Markennamen tragen? Ist es schlimmer, wenn er ein behagliches Haus und ein entspanntes Leben für seine Familie anstrebt? Es ist ja nicht so, dass er seine Entscheidungen trifft, um mit den Nachbarn Schritt zu halten, oder dass er hirnlos der Meute nachläuft. Er ist nur zufällig ein Mann des Mainstreams, und er folgt seinen Vorlieben, ohne sich dafür zu entschuldigen. Insofern ist er sich selbst ebenso treu, wie Leo es ist.
    Außerdem – wieso habe ich es nötig, Andy und Leo überhaupt miteinander zu vergleichen, wenn die beiden in Wirklichkeit gar nichts miteinander zu tun haben? Nach kurzem Zögern stelle ich Suzanne diese Frage und rechne fest damit, dass sie eine diplomatische Position einnimmt und mir sagt, ich sollte sie nicht vergleichen. Leo habe absolut nichts mit Andy zu tun – und umgekehrt.
    Aber stattdessen sagt sie: «Zunächst mal ist es völlig unmöglich, sie nicht zu vergleichen. Wenn du dich an einer Gabelung für eine Straße entscheidest, ist es unmöglich, nicht an die andere zu denken. Dich zu fragen, wie dein Leben verlaufen wäre, wenn …»
    «Vermutlich», sage ich und denke, dass ein Leben mit Leo gar nicht möglich gewesen wäre. Es wäre eine kalte, dunkle Sackgasse gewesen.
    Suzanne fährt mit den Fingern durch ihre langen Locken und sagt: «Zweitens, Leo und Andy haben sehr wohl etwas miteinander zu tun, einfach deshalb, weil du sie beide liebst – oder geliebt hast.»
    Verwirrt sehe ich sie an. «Wie kommst du darauf?»
    «Es ist egal, wie viel oder wie wenig zwei Menschen, die du liebst, miteinander gemeinsam haben … ob sie gleich alt sind oder zehn Jahre auseinander … ob sie sich gegenseitig nicht ausstehen können oder gar nichts voneinander wissen … sie sind trotzdem auf merkwürdige Weise miteinander verbunden. Sie gehören zur selben Bruderschaft, genau wie du in einer Schwesternschaft mit all denen bist, die Andy jemals geliebt hat. Da gibt’s einfach eine unausgesprochene Verwandtschaft, ob es dir

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