Maenner fuers Leben
wahnsinnig, Ellie. Ich bin begeistert. Margot ist begeistert. Meine Mutter ist begeistert. Und du wirst begeistert sein. Es ist wirklich perfekt … und noch besser, wenn man es in Wirklichkeit sieht.»
Ich muss durchatmen, um die Frage zu stellen. «Hast du es … gekauft?»
Ich mache mich auf alles gefasst, und fast wünsche ich mir, dass er ja sagt, damit ich mich nicht mehr entscheiden muss. Und, was noch wichtiger ist, damit ich mich schlecht behandelt fühlen kann.
Ich male mir aus, wie mir die Tränen der Empörung in die Augen treten und ich mit leiser Stimme loslege: Du hättest vorher mit mir reden müssen! Wer kauft denn ein Haus, ohne vorher mit seiner Frau zu sprechen? Ob Andy es jemals erfährt oder nicht – dann wären wir quitt. Ein ehelicher Fehltritt stände gegen einen anderen.
Aber natürlich schüttelt er den Kopf. «Nein, gekauft habe ich es nicht. Das würde ich doch nicht tun, ohne vorher mit dir zu reden … Obwohl», fährt er aufgeregt fort, «ich habe ein Angebot fertiggemacht und kann es gleich faxen, wenn – falls – du ja sagst.» Er klopft mit der flachen Hand auf einen braunen Umschlag auf dem Tisch. «Ich glaube, es wird schnell weg sein. Es ist viel besser als alles, was wir gesehen haben … Charmant, solide gebaut, mit allem Drum und Dran. Absolut perfekt – und ganz nah bei Margot! Möchtest du diese Woche runterfliegen und es dir anschauen? Dich vielleicht noch ein bisschen umsehen?»
Er sieht mich an, erwartungsvoll, unschuldig, und ich denke: Du bist so verdammt glücklich . Es fühlt sich an wie Lob und Kritik zugleich. Es ist eins der Dinge, die ich an ihm liebe, aber in diesem Moment wünschte ich trotzdem, ich könnte ihn ändern. Ich will natürlich nicht, dass er unglücklich ist, aber doch ein bisschen weniger … einfach? Sieht er nicht, dass diese Entscheidung zahllose Nuancen hat? Hat er überhaupt keine Bedenken, so nah bei seiner Familie zu wohnen? Bei seinem Vater zu arbeiten? Die Stadt zu verlassen, die wir lieben?
Plötzlich bin ich wütend, und sosehr ich mich bemühe, einen Teil davon auf Andys Begeisterung zu schieben, weiß ich doch, dass dieses Gefühl einen anderen Ursprung hat, dass es aus einem inneren Konflikt entsteht.
Leo .
Während Andy auf meine Antwort wartet, mache ich mir bewusst, dass mein Leben – ganz gleich, wie wir uns in Bezug auf dieses spezielle Haus entscheiden oder ob wir überhaupt nach Atlanta ziehen – ohne Leo weitergehen wird. Deshalb muss ich ihn aus der Gleichung streichen und entscheiden, was für Andy und mich gut und richtig ist.
Aber während ich meinen Mann anstarre, geraten die Bilder in meinem Kopf durcheinander – die von gestern Nacht im Flugzeug und die von meinem Leben mit Andy, das weitergeht, das bald in einem gemeinsamen Heim in Atlanta stattfinden wird. In einem Heim mit zwei, vielleicht drei Autos in der Garage. Mit einem sabbernden Golden Retriever, der flauschige gelbe Tennisbälle über einen sattgrünen Rasen jagt. Mit Margot in derselben Straße, immer bereit, Kochrezepte und Nachbarschaftsklatsch auszutauschen. Mit Andy, der jeden Morgen in seinem karierten Flanellhausmantel und Altmännerpantoffeln hinausgeht, um die Zeitung zu holen. Mit pummeligen, fröhlichen, blauäugigen Kindern, die mit Schwimmflügeln in neonleuchtendem Orange im Pool im Garten planschen. Und ich stehe am Küchenfenster, schäle einen Apfel und denke wehmütig an mein früheres Leben, an die Jobs, die ich damals hatte. An das Shooting mit Drake Watters in L.A. An den Morgen, als ich Leo das letzte Mal gesehen habe.
Ich schaue auf den Tisch und frage mich, wie viel Zeit vergehen wird, bis ich nicht mehr an seine Berührung im Flugzeug denken muss. Bis ich diesen letzten Augenblick auf dem Rücksitz im Taxi vergessen haben werde. Und die Angst, dass ich ihn nie vergessen werde, umklammert mein Herz und zwingt mich, den Mund zu öffnen und zu sagen: Lass es uns machen.
Oberflächlich gesehen gebe ich meinem Ehemann die Erlaubnis, ein Fax abzuschicken. Ich stimme einem Ortswechsel zu, dem Erwerb einer Immobilie in Atlanta. Aber tief im Innern spüre ich, dass es sehr viel mehr ist. Tief im Innern leiste ich Buße. Ich beweise meine Liebe. Ich erneuere mein Gelübde. Ich schütze meine Ehe. Ich entscheide mich für Andy.
«Willst du nicht runterfliegen und es dir selbst ansehen?», fragt er noch einmal und legt sanft die Fingerspitzen auf meinen Arm.
Das ist meine letzte Chance, mein einziges Schlupfloch. Ich
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