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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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brauche mir nur das Haus anzusehen und mir etwas einfallen zu lassen, ich werde sagen, dass das Haus sich nicht richtig anfühlt. Schlechte Schwingungen, die ich nicht weiter beschreiben kann. Ein spezielles, unangenehmes Feng-Shui, das Andy und zwei Südstaatenfrauen mit einem unfehlbaren Sinn für Ästhetik nicht wahrgenommen haben. Das könnte irrational oder undankbar aussehen, aber ich hätte damit ein bisschen Zeit gewonnen. Obwohl – Zeit wofür? Ich weiß es nicht. Zeit, um immer wieder vergebens die Mailbox abzuhören und darauf zu hoffen, dass ihm «noch eine Sache» eingefallen ist, die er mir unbedingt sagen muss? Zeit, um an jeder Straßenkreuzung, in jedem Restaurant, in jeder Bar nach ihm Ausschau zu halten? Zeit, um den Riesenfehler zu begehen, in ein Taxi zu springen und zur Newton Avenue zu fahren? Also wehre ich mich gegen das, was ich in diesem Augenblick möchte, und nicke nur und sage: «Ich vertraue auf dein Urteil.»
    Das ist natürlich die Wahrheit. Ich vertraue wirklich auf Andys Urteil. In diesem Augenblick sogar mehr als auf mein eigenes. Aber ich spüre, dass noch andere, unterschwellige Emotionen im Spiel sind: passive Aggressivität, eine stoische Resignation angesichts der Tatsache, dass ich ab jetzt eine pflichtbewusste, traditionelle Ehefrau sein und eine schiefe Dynamik akzeptieren würde, die es in unserer Beziehung noch nie und in keiner Form gegeben hat.
    Diese Gefühle werden vergehen , sage ich mir. Es ist ein Fehlerpunkt auf dem Radar unserer Beziehung. Bleib auf Kurs.
    «Bist du sicher, Honey?», fragt Andy leise.
    Meine Hand wandert reflexhaft zu meinem Herzen, und so laut und deutlich, als müsse ein Gerichtsstenograf es für alle Zeit ins Protokoll aufnehmen, sage ich: Ja. Lass es uns machen. Ich bin sicher.

Neunzehn
    Margot fängt an zu heulen, als wir ihr erzählen, dass wir ein Angebot für das Haus abgeben, und meine Schwiegermutter setzt noch eins drauf, indem sie erklärt, dass ihre Gebete erhört worden sind. Zugegeben, Margot hat nah am Wasser gebaut, selbst wenn sie nicht gerade schwanger ist. Sie bricht bei Werbespots, in denen Paare zum günstigen Tarif Ferngespräche führen, und nach ein paar Takten von «Pomp and Circumstance» in Tränen aus. Und Stella hat schon um sehr viel weniger gebetet als darum, dass ihr geliebter Sohn nach so vielen Jahren «oben im Norden» wieder nach Hause zurückkommen möge. Trotzdem – nach diesen Reaktionen gibt es wirklich kein Zurück mehr. Mit den Herzensgefühlen der Familie spielt man nicht.
    Als der Frühling in New York einzieht, bekommt meine Entscheidung, die ich in Sekundenbruchteilen, nach einer schlaflosen Nacht und mit heftigen Gewissensbissen bei Toastwaffeln aus dem Bauch getroffen habe, plötzlich eine verrückte Eigendynamik.
    Zum Glück scheint auch Andy, nachdem er freudestrahlend seinen Job in der Anwaltsfirma gekündigt hat, den bevorstehenden Umzug plötzlich mit gemischten Gefühlen zu betrachten, auch wenn sein Blick mehr auf das große Ganze gerichtet ist und er sich der Sache mit fröhlicher Ausgelassenheit widmet – fast so, wie man im letzten Jahr auf der Highschool den Prüfungen und dem Abschlussball entgegenfiebert. Wie ein Rasender schmiedet er Pläne mit unseren besten Freunden, reserviert Tische zu einem letzten Essen in unseren Lieblingsrestaurants und ergattert Tickets für Broadway-Shows, die wir seit Ewigkeiten sehen wollten. Eines Samstagmorgens besteht er sogar darauf, dass wir mit der Fähre zur Freiheitsstatue hinausfahren; dabei war es für mich immer fast eine Frage des Stolzes, dieses Wahrzeichen ausschließlich aus einem Flugzeugfenster gesehen zu haben. Wir ertragen Touristenhorden, Sprühregen und einen Reiseleiter von brutaler Eintönigkeit, und Andy ermuntert mich tatsächlich, Fotos zu machen, damit wir die Bilder in unserem neuen Haus aufhängen können. Ich tue ihm den Gefallen, aber ich befürchte, dass ein gerahmtes Foto vom New York Harbor (und sei es noch so spektakulär, wenn ich das selbst sagen darf) mir kaum ein Trost sein wird, wenn ich die stofflose Energie New Yorks vermisse.
    Bis heute sind es die kleinen Dinge, die mir am meisten an die Nieren gehen, während wir unsere Angelegenheiten in New York abwickeln und mit Riesenschritten auf den Umzugstermin im Juni zugehen. Es ist das reichhaltige Gewebe meines täglichen Lebens – Dinge, die ich bisher kaum wahrgenommen habe und die mich jetzt sentimental stimmen. Es ist mein Weg zur Arbeit, die wortlose

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