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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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werfe einen Blick auf das Taxameter, das weitertickt, während wir hier stehen. Schließlich sage ich: «Das willst du also, hm? Bei einem Kaffee noch ein bisschen plaudern?»
    Leo sieht mich lange und ernst an und sagt dann: «Okay. Du hast recht. Es tut mir leid …» Er fährt sich mit den Fingern durchs Haar, atmet aus und zieht zwei Zwanziger aus seiner Brieftasche.
    Ich schüttele ablehnend den Kopf. «Das übernehme ich, Leo.»
    «Kommt nicht in Frage.» Das hat er mit Andy gemeinsam: Beide weigern sich standhaft, eine Frau für etwas bezahlen zu lassen. Bei Andy scheint es Ritterlichkeit zu sein, bei Leo eher eine Frage des Stolzes. Er streckt mir die Scheine entgegen. «Komm schon.»
    «Das ist viel zu viel. Die Uhr steht gerade erst auf vierzehn Dollar.»
    «Nimm es einfach, Ellen», sagt er. «Bitte.»
    Ich will nicht, dass es bei unseren letzten Worten um eine Auseinandersetzung über ein paar Dollar Taxigeld geht. Also nehme ich das Geld. «Also schön. Danke.»
    Er nickt. «Ist mir ein Vergnügen. Die ganze Nacht war … ein Vergnügen.» Seine Worte klingen steif, aber sein Tonfall ist alles andere als mechanisch. Er meint, was er sagt. Er hat unsere gemeinsame Zeit genauso sehr genossen wie ich.
    Im Rückspiegel sehe ich, dass der Taxifahrer uns einen fragenden Blick zuwirft, bevor er aussteigt, zum Kofferraum geht und sich eine Zigarette anzündet, um zu warten.
    «Sind wir so leicht zu durchschauen?», fragt Leo.
    Ich lache nervös. «Wahrscheinlich.»
    «Okay», sagt Leo. «Wo waren wir stehengeblieben?»
    «Ich weiß es nicht mehr.» Ich bin benommen und sehr traurig.
    Leo schaut zur Decke und sieht mich dann wieder an. «Ich glaube, wir haben soeben geklärt, dass es keine gute Idee ist, wenn du mit hereinkommst, richtig?»
    «Ich glaube, ja», sage ich.
    «Tja, dann», sagt Leo, und seine Augen brennen sich in meine. «Ich nehme an, dann war’s das.» «Ja», sage ich. «Das war’s dann.»
    Er zögert, und eine Sekunde lang erwarte ich wie im Restaurant, dass er mich jetzt umarmen oder vielleicht sogar küssen wird. Aber er lächelt nur kurz und traurig, bevor er sich abwendet und aussteigt. Die Wagentür schlägt hinter ihm zu, er schwingt die Tasche über die Schulter, überquert den Gehweg zum Haus und läuft die Treppe zur Tür hinauf, immer zwei Stufen auf einmal. Er dreht sich nicht um, er winkt nicht, er wirft keinen Blick zurück zum Taxi. Er schließt die Haustür auf und verschwindet. Tränen brennen in meinen Augen. Wir fahren weiter, und immer wieder höre ich im Kopf unsere letzten Worte: Das war’s .

Achtzehn
    Irgendwo auf der kurzen Fahrt von Queens nach Manhattan verwandeln sich Niedergeschlagenheit und Verzweiflung in bloße Wehmut und Nostalgie, und das ist zumindest ein Schritt in die richtige, reumütige Richtung. Aber dann öffne ich die Wohnungstür und sehe Andy in seinem grünkarierten Lieblingsbademantel. Er bestreicht eine getoastete Waffel sorgfältig mit Butter, und ich empfinde nichts als reines, unverfälschtes, schmerzhaftes Schuldbewusstsein. Aber auf eine seltsame Weise ist es beinahe eine Erleichterung, dass mir so mies zumute ist – und ein Beweis dafür, dass ich nicht allzu weit vom Wege abgekommen bin. Dass ich im Grunde meines Herzens immer noch eine anständige Ehefrau bin.
    «Hey, Honey», sagt Andy und legt sein Messer beiseite. Seine Umarmung sagt mir, dass er sich freut. Ich atme seinen lieben, jungenhaften Duft ein, der so anders ist als Leos Moschusgeruch.
    «Hi, Andy», sage ich und merke gleich, wie förmlich es klingt, dass ich seinen Namen benutze; Paare tun so etwas fast nie, außer wenn sie wütend sind oder einander aus einem anderen Zimmer rufen. Dann mache ich alles noch schlimmer, indem ich eher vorwurfsvoll als angenehm überrascht frage, wieso er schon so früh auf ist. Ich kann nicht umhin zu denken, dass der Übergang einfacher und weniger abrupt wäre, wenn er noch schliefe.
    «Du hast mir gefehlt», sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. «Ich schlafe nicht gut ohne dich …»
    Lächelnd sage ich, er habe mir auch gefehlt, aber das elende Gefühl, jetzt glattweg gelogen zu haben – mein Mann hat mir kein bisschen gefehlt –, lässt mich gleich etwas panisch werden. Ich versuche, mich zu beruhigen, und sage mir, es wäre vielleicht auch der Fall gewesen, wenn ich Leo nicht gesehen hätte. Die Reise war schließlich eine kurze und intensive Erfahrung. Ich hatte ernsthaft zu arbeiten. Ich habe endlich wieder ein

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