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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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bald …»
    Hillary und Julian strahlen mich an. Anscheinend finden alle, dass das Wörtchen «bald» der beste Teil meiner Antwort ist – vor allem Margot, die sich jetzt an mich schmiegt und bei mir unterhakt. Ich atme ihr Parfüm ein, als sie erklärt, dass wir uns Kinder im gleichen Alter wünschen.
    «Unbedingt», sagt Hillary. «Das wäre so schön für euch … Ich wünschte, ich hätte auch eine Freundin, mit der ich diese Babykiste gemeinsam durchmachen könnte. Aber sie sind mir alle schon weit voraus. Sie bewerben sich schon um Vorschulplätze; das ist eine ganz andere Lebensphase. Ihr habt ein solches Glück, dass ihr einander habt und so nah beieinander wohnen könnt.»
    Das wissen wir, murmeln wir beide, wir haben wirklich Glück. Einen befriedigenden Augenblick lang spüre ich, wie wahr das ist. Gut, das Timing ist vielleicht nicht ideal. Vielleicht bin ich noch nicht ganz bereit, die Stadt zu verlassen, und vielleicht werden meine Kinder doch ein paar Jahre jünger sein als Margots, aber das sind Kleinigkeiten. Das große Ganze ist wunderbar, verdammt. Meine Freundschaft mit Margot, meine Ehe mit Andy, unser Haus in Atlanta – das alles ist wunderbar.
    Und das ist mein letzter Gedanke, bevor meine Agentin Cynthia hereingestürmt kommt. Sie lässt den Blick durch das Lokal wandern und kommt dann atemlos auf mich zu. Als ehemaliges Übergrößen-Model und Bühnenschauspielerin ist Cynthia eine üppige Erscheinung, und wegen ihres leicht exotischen Stils starren ein paar Leute sie an und fragen sich offenbar, ob sie berühmt ist. Tatsächlich, hat sie mir mal erzählt, wird sie oft für Geena Davis gehalten, und gelegentlich unterschreibt sie sogar deren Autogrammkarten und beantwortet Fragen zu den Aufnahmen von Thelma und Louise oder Beetlejuice . Sie macht bei Andy halt, verpasst ihm einen doppelten Wangenkuss und zerstrubbelt ihm das Haar, bevor sie ihren zielstrebigen Marsch mit meinem Mann im Schlepptau fortsetzt.
    «Wart’s nur ab! Warte ab, bis du siehst, was ich habe», höre ich sie sagen, als sie auf halbem Wege ist. Eine Sekunde später stehen sie beide vor mir, und während ich ihr noch danke, dass sie gekommen ist, erfasst mich eine zeitlupenhafte, schwindelerregende Panik, als mir dämmert, was sie auf unserer Abschiedsparty enthüllen wird.
    Und richtig, sie schiebt die magentaroten, vollen Lippen dramatisch vor, zieht die großformatige Zeitschrift aus ihrer weißen, fransenbesetzten Balenciaga-Tasche und verkündet zwitschernd einem wachsenden Publikum: « Platform Magazine ! Frisch aus der Druckerei!»
    «Ich dachte, das erscheint erst Ende des Monats», sage ich. Ich fühle mich wie betäubt, und was mir Sorgen bereitet, sind nicht die Fotos von Drake Watters, die ich so viele mühsame Stunden lang perfektioniert habe, sondern das ist die Autorenzeile über dem Artikel.
    «Ja, stimmt, in den Handel kommt die Nummer erst in zwei Wochen», sagt Cynthia. «Aber ich habe gezaubert und ein Vorabexemplar für dich besorgt. Ich dachte, das ist das perfekte Abschiedsgeschenk für dich, Süße.» Sie beugt sich herunter und tippt mir zweimal mit dem Zeigefinger auf die Nase.
    «O Mann. Wahnsinn.» Andy reibt sich die Hände und ruft noch ein paar Freunde, unter anderem Webb, an unseren Tisch.
    «Du hast die Bilder doch schon gesehen», sage ich mit dünner, ängstlicher Stimme zu Andy, als könnte ich so Cynthias aufsehenerregender Ansage irgendetwas entgegensetzen.
    «Ja, aber nicht auf einem großen Hochglanzcover.» Andy steht hinter mir und massiert mir die Schultern.
    Noch eine ganze, qualvolle Minute vergeht, während Cynthia das Cover an ihren beachtlichen Busen drückt und einen shakespearehaften Monolog hält: wie begabt ich bin, wie stolz sie ist, mich zu vertreten, und dass ich noch zu wahrer Größe gelangen werde, ganz gleich, wo ich wohne.
    Unterdessen starre ich wie gebannt auf die Rückseite des Heftes, auf die schwarzweiße Anzeige mit Kate Moss, die mit Abstand mein Lieblingsmodel ist und die ich zu gern auch einmal fotografieren würde. Auf dem Foto ist ihr Mund leicht geöffnet, ihr vom Winde verwehtes Haar bedeckt das rechte Auge zum Teil, und ihr Gesichtsausdruck ist heiter und vieldeutig zugleich. Ich starre in ihre verschleierten Augen und habe plötzlich das lächerlich narzisstische Gefühl, dass sie nicht auf dieser Seite ist, um Werbung für David-Yurman-Uhren zu machen, sondern ganz speziell, um mich zu verhöhnen. Ich höre ihren englischen Akzent: Du

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