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Maenner fuers Leben

Maenner fuers Leben

Titel: Maenner fuers Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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hättest es ihnen früher sagen sollen. Du hattest wochenlang Zeit, es ihnen zu erzählen, aber stattdessen wartest du, bis ihr euch an deinem letzten Abend in New York alle in einem Pub versammelt. Gut gemacht .
    «Na los, Cynthia!», ruft Andy und unterbricht meine paranoiden Gedanken. «Jetzt zeig uns das verdammte Heft!»
    Cynthia lacht. «Okay, okay!» Sie dreht die Zeitschrift um, reckt die Illustrierte hoch über den Kopf, dreht sich langsam um sich selbst und zeigt uns Drake in all seiner Pracht. Das hingerissene Publikum klatscht und pfeift und jubelt, und ein paar Sekunden lang erfüllt mich Genugtuung bei dem Gedanken, dass dies tatsächlich mein Cover ist. Mein Foto von Drake Watters.
    Aber die Angst kehrt mit voller Wucht zurück, als Cynthia das Heft an Andy weitergibt und sagt: «Seite achtundsiebzig, Herzchen.»
    Ich halte den Atem an, und alle meine Muskeln spannen sich, als Andy sich neben Julian setzt und begierig nach der Drake-Story blättert. Alle drängen sich hinter ihn und betrachten mit viel Oh und Ah die Fotos, mit denen ich mir solche Mühe gegeben habe und die ich buchstäblich auswendig kenne. Ich bringe es nicht über mich, sie anzusehen. Stattdessen konzentriere ich mich auf Andys Gesicht und sehe zutiefst erleichtert, dass sein Schwips ein bisschen größer ist als meiner. Er ist nicht mehr in der Verfassung, den Artikel zu lesen, geschweige denn, sich auf den Autorennamen zu konzentrieren. Er strahlt nur, als genieße er es, dass meine Fotografenfreunde die herausragende künstlerische Qualität der Bilder loben, und die anderen aufgeregt wissen wollen, wie Drake als Mensch sei. Margot, in ihrer typischen fürsorglichen Art, ermahnt alle, die Seiten nicht zu verknicken oder mit ihren Drinks zu bekleckern. Das Geplapper geht eine ganze Weile so weiter, während das Heft um den Tisch herumwandert und schließlich mit der letzten Seite des Artikels bei Margot und mir landet.
    «Das ist unglaublich», flüstert sie. «Ich bin so stolz auf dich.»
    «Danke», sage ich und sehe, wie sie langsam durch den fünfseitigen Artikel zurück zum Anfang blättert.
    «Ich glaube, das hier gefällt mir am besten.» Margot zeigt auf das allererste Foto. Es ist umrahmt von Leos Text, und sein Name schwebt oben in der Mitte der Seite. Er zieht meinen Blick an, aber ich stelle fest, dass die Schrift nicht so groß ist, wie ich es befürchtet habe; sie ist nicht fett und auch nicht sehr dunkel. Und während Margot weiter darüber plaudert, was für ein heißer Typ dieser Drake ist und wie perfekt ich sein Wesen eingefangen habe, denke ich, dass ich heute Abend vielleicht doch noch unversehrt davonkommen werde. Ja, vielleicht werde ich überhaupt für alle Zeit davonkommen. Ein Adrenalinstoß durchströmt mich; Erleichterung und Triumphgefühle überwiegen jede Scham, die ich selbstverständlich empfinden sollte. So, stelle ich mir vor, muss sich eine Ladendiebin fühlen, wenn sie der Security im Kaufhaus freundlich zum Abschied zunickt, während sie ihre Beute durch das Innenfutter ihrer Jackentasche spürt.
    Aber ich habe wohl doch keine Glückssträhne. Margot zuckt neben mir zusammen und erstarrt. Ich sehe sie an, und sie sieht mich an, und sofort ist mir klar, dass sie Leos Namen gesehen hat. Sie hat verstanden, was er bedeutet. Sie weiß Bescheid. Natürlich kann sie nicht genau wissen, was wir getan oder nicht getan haben, aber für sie steht fest, dass ich ihr gegenüber unehrlich war und – wichtiger noch – gegenüber ihrem Bruder. Ich muss mich gar nicht auf Tiraden gefasst machen – dazu kenne ich Margot zu gut. Ich weiß, wie zurückhaltend sie ist, wie sorgfältig sie ihre Worte abwägt, dass sie Konfrontationen vermeidet, wo sie nur kann. Außerdem weiß ich, dass sie in einer Million Jahre nichts sagen würde, was diese – oder sonst eine – Party verderben könnte. Aber sie weiß, wie sie mich bestraft. Ihr Gesichtsausdruck versteinert. Sie klappt die Zeitschrift zu und wendet sich für den Rest des Abends von mir ab.

Einundzwanzig
    «Glaubst du wirklich, sie ist stinkig auf dich, weil du einen Fotoauftrag angenommen hast?», fragte Suzanne am nächsten Morgen, als ich sie aus einem Souvenirladen in LaGuardia anrufe und ihr vom letzten Abend berichte, damit sie mir raten kann, wie ich Margot entgegentreten soll, wenn wir uns in fünf Minuten am Gate treffen. «Vielleicht bist du nur paranoid?»
    Nervös verfolge ich, dass die Schlange bei Starbucks, in der Andy steht, immer kürzer

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